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Maedchenlose

Titel: Maedchenlose
Autoren: Brigitte Augusti
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saßen an einem warmen Sommertage auf ihrem grünen schattigen Plätzchen, Tante Cäcilie hatte sich zu ihnen gesellt, Arthur war im Garten beschäftigt. Hoch errötend erschien er plötzlich am Eingang der kleinenLaube; er stutzte zwar, als er die Tante erblickte, trat aber auf Nora zu und überreichte ihr auf einem Blatt einige schöne große Erdbeeren. »Es sind die ersten von meinem Beet«, sagte er, »möchten sie Ihnen gefallen.«
    »Wie freundlich, lieber Arthur, haben Sie besten Dank! Aber nun bleiben Sie hier und helfen sie uns, dieselben zu verzehren, dann werden sie uns sicher am besten schmecken.«
    »Ich danke sehr – sie sind für Sie allein bestimmt«, stammelte er und eilte in großen Sprüngen dem Hause zu.
    Elly lachte ausgelassen. »Die Leidenschaft dieses Knaben lodert immer heller empor«, rief sie lustig, »er brachte dir sein Geschenk so feierlich, wie ein Spendopfer, das ein Gläubiger auf dem Altar seiner Schutzgöttin niederlegt, und wären wir beide nicht als störende Zeugen dabei gewesen, er hätte dich sicher mit Versen angesungen, in denen sich Nora auf Aurora gereimt hätte.«
    »Ich glaube, Elly wird eifersüchtig«, bemerkte die Tante schalkhaft, »der Tribut der Erdbeeren schneidet ihr ins Herz.«
    »Liebe Tante, welche niedrige Meinung hast du von meinem Herzen! Ich gönne Nora das Schönste und Beste, was es auf Erden giebt.«
    »Da thust du Recht daran, mein Herzchen; möchtest du nie eine so ungroßmütige, seelenverbitternde Regung, wie die Eifersucht, kennen lernen.«
    »Es müßte doch schwer sein«, meinte Nora nachdenklich, »zu erfahren, daß ein Herz, auf dessen Liebe und Treue wir den höchsten Wert legen, sich von uns abwendet, umseine Neigung und sein Vertrauen einem andern zu schenken.«
    »Schwer?« rief Elly, »ich könnte es nie ertragen; der, den ich liebe, soll mir stets sein ganzes Herz dagegen geben!«
    »Und was würdest du thun,« fragte Tante Cäcilie, »wenn einmal das Gegenteil einträte?«
    »O, ich würde schäumen, toben, mit den Füßen stampfen ....«
    »Würde dir das ein Herz zurückgewinnen, die erkaltete Liebe wieder anfachen? O Kind, mit Toben und Schäumen kommt man nicht durchs Leben, und der liebe Gott fragt nicht danach, wieviel wir glauben ertragen zu können, er hat sein eigenes Maß. Ich glaubte auch, ich könnte den Jammer nicht ertragen, als mir mein Mann nach zweijähriger Ehe starb, und ich, ganz jung noch, mit meinem Knaben zurückblieb – meine Mutter war schon lange tot, mein Vater bald nach meiner Heirat gestorben, Geschwister hatte ich nie gehabt. Mein Sohn war meine Welt – und als er zwanzig Jahre später von mir genommen wurde, er, die einzige Stütze, der einzige Trost seiner Mutter, und ich ganz einsam dastand, da habe ich wieder gedacht, ich könnte es nicht ertragen – und mußte es doch und fand auch wieder den Mut, weiter zu leben. Das ist nun lange her, viele Jahre habe ich Zeit gehabt, mit meinen Schmerzen, meinen Entbehrungen vertraut zu werden; sie thun auch nicht mehr weh, aber sie lehrten mich alles im Leben mit andern Augen ansehen und füllten mir das Herz mit Heimatssehnsucht.«
    Die Mädchen waren tief ergriffen von der einfachen Erzählung; Nora beugte sich herab, um in schweigender Ehrfurcht die kleine Hand zu küssen, und Elly rief aus: »Dein Leben, meine geliebte Tante, kommt mir vor, wie eine rührende Illustration zu dem tief ergreifenden Verse:
    Anfangs wollt' ich fast verzagen,
Und ich glaubt', ich trüg' es nie.
Und ich hab' es doch getragen –
Aber fragt mich nur nicht, wie.«
    »Ganz richtig, liebe Elly, bis auf den Schlußsatz; ich will dir's genau sagen, wie ich es ertragen habe, und wie wir überhaupt die Schmerzen des Lebens allein tragen und überwinden können: indem wir sie aus Gottes Hand nehmen und auch in den dunkelsten Stunden unverbrüchlich an dem Glauben festhalten, daß Gott die Liebe ist und es unmöglich böse mit uns meinen kann. Geduld und Ergebung, das sind die heilsamen Kräuter, die zwar anfangs bitter schmecken, aber mit der Zeit uns Genesung bringen von allen Leiden dieser Erde.«
    Fünftes Kapitel.

Eine Entscheidung.
    Der Juli ging seinem Ende entgegen, im Mansfeldschen Hause war man eifrig mit den Vorbereitungen für die nahe Abreise beschäftigt, die eine vollständige Auflösung des Hausstandes bedingte. Der Oberst ging zum Manöver ab, Mutter und Tochter reisten ins Bad, Arthur sollte für einige Monate in eine Pension kommen. Elly jammerte laut, daß die schöne
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