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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf
Autoren: Manfred Bomm
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Polizeireform mit einem neu eingerichteten Ulmer Präsidium zu tun hatte.
    Als sich Sander und Homsheimer näherten, kam ihnen aus einer Personengruppe ein Uniformierter entgegen. Sander gab sich zu erkennen und fragte, ob Hauptkommissar August Häberle anwesend sei.
    »Moment bitte«, sagte der Uniformierte knapp und ging wieder zu der Personengruppe zurück, in der Sander inzwischen die korpulente Figur des Kommissars erspäht hatte, während Homsheimer bereits ein paar Übersichtsfotos schoss.
    Mittlerweile hatte der Uniformierte den Kommissar auf die beiden Ankömmlinge aufmerksam gemacht und ihnen mit Handzeichen zu verstehen gegeben, ihm entgegenzukommen.
    Sie schüttelten sich zur Begrüßung die Hände. »Kommen Sie mit, da gibt’s was Spannendes zu fotografieren. Einen tollen Luxushochsitz«, kam Häberle sofort grinsend zur Sache. Er führte die Journalisten durch die Schar der Polizeibeamten zu dem Hochsitz. »Das Blut muss auf dem Foto ja nicht unbedingt zu sehen sein«, sagte er und deutete die steile Leiter hinauf. »Da hat’s getropft.«
    Sander und Homsheimer hatten Mühe, aus der Distanz die angetrockneten dunkelroten Spuren zu erkennen.
    »Genaueres berichten Ihnen bei der Pressekonferenz die ›hohen Herren‹«, fuhr Häberle fort. »Die Theorie vom Selbstmord will nicht so recht in den objektiven Befund vom Tatort passen.«
    »Und warum nicht?«, fragte Sander, während Homsheimer jetzt die Leiter mit dem Teleobjektiv aus allernächster Nähe ablichtete.
    »Es gibt ein paar Dinge, die noch abgeklärt werden müssen«, entgegnete Häberle ernst.
    »Aber er hat sich doch selbst erschossen, heißt es«, blieb Sander hartnäckig.
    »So sieht es tatsächlich auf den ersten Blick aus. Aber möglicherweise hatte er Besuch.«
    »Besuch? Da oben?«
    Häberles breites Gesicht verzog sich jetzt zu einem kräftigen Grinsen. »Es gibt was zu recherchieren, Herr Sander. Nur ein kleiner Tipp von mir: Hören Sie sich doch mal in Rimmelbach drüben um.«
    Er genoss Sanders Verwunderung und fügte an: »Ich bin davon überzeugt, da gibt es ganz viele Leute, die ihnen etliches erzählen können.«

    Linkohr hatte in seiner Junggesellenbude nur wenige Stunden geschlafen. Gleich nach dem spärlichen Frühstück, das wie immer nur aus einer Tasse Kaffee und zwei Toasts mit Marmelade bestand, war er mit den Kollegen der Spurensicherung im stattlichen Einfamilienhaus des Viehhändlers Max Hartmann verabredet. Als er in dem Neubaugebiet von Böhmenkirch eintraf, wo das villenartige Anwesen am Ende einer Sackgasse stand, waren die Männer in ihren weißen Schutzoveralls bereits bei der Arbeit. Ihre zivilen Kombis mit den neutralen Kennzeichen blockierten die Durchfahrt. In der weitläufigen Garageneinfahrt parkte ein dunkelgrüner Mercedes-Lieferwagen mit der Aufschrift ›Hartmann Importservice‹.
    Die Eingangstür des Hauses brauchte nicht aufgebrochen zu werden, weil sich in der Kleidung des Toten der passende Schlüssel befunden hatte. Eine Rückfrage bei der Gemeindeverwaltung erbrachte keine Klarheit über die verwandtschaftlichen Verhältnisse Hartmanns. Er war 1971 in Augsburg geboren, jetzt also 42 Jahre alt, ledig und lebte nach Auskunft des Bürgermeisters ziemlich zurückgezogen. Allerdings werde gemunkelt, dass sein Viehhandel ziemlich floriere. Außerdem sei er Manager eines größeren international agierenden Handelsverbundes gewesen.
    Linkohr stülpte sich – wie die Kollegen der Spurensicherung dies bereits getan hatten – Plastikschutz über die Schuhe und betrat die mit dicken Teppichen ausgelegte Diele, die geschmackvoll in orange-ockergelben Farben gehalten war. Halogenlampen zielten auf farbenfrohe abstrakte Bilder. Linkohr warf einen flüchtigen Blick in das helle Wohnzimmer und die sauber aufgeräumte Küche. Diese Ordnung und Sauberkeit wollte so gar nicht zu einem Junggesellen passen, dachte er angesichts eigener Erfahrung. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass dieses Haus von einem Mann allein bewohnt wurde. Jedes Zimmer, sogar Bad und Toilette, erinnerte ihn eher an Ausstellungsräume eines Möbelhauses. »Hat der hier wirklich gewohnt?«, fragte er deshalb spontan die drei Kriminalisten, die sich routinemäßig für das kleine Büro interessierten, in dem ein Apple-Notebook und diverses Computerzubehör standen. Alles sauber verkabelt, einige Speichersticks in Reih und Glied auf einem Regal drapiert, DVDs aneinandergereiht und beschriftet.
    »Ein ordentlicher Mensch«,
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