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macht weiter

macht weiter

Titel: macht weiter
Autoren: Dorothy Gilman
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nicht wahr sein!«
Es war die Stimme aus einer anderen Welt. Mrs. Pollifax stand ziemlich ratlos da. In diesen klatschnassen Kleidern konnte sie sich unmöglich sehen lassen: »Robin?«
»Zur Stelle - mit Boot«, antwortete er.
Ruder knarrten in den Angeln und tauchten vorsichtig ins Wasser. »Klettern Sie rein«, hörte sie ihn sagen. Dann folgte die unverschämte Frage: »Wo haben Sie sich bloß so lange herumgetrieben?«

16
    »Und jetzt nichts wie weg«, sagte Robin. Er mußte sie stützen, weil sie sich buchstäblich ins Boot fallen ließ. »Die beiden haben gute Ohren. Sie warten am Tor.« Er setzte sich und begann zu rudern.
    »Monsieur, sie sind nicht am Tor«, flüsterte Hafez, »sie sind in der Burg.«
»Himmel!« sagte er und legte sich in die Riemen.
Schon begann es zu tagen. Robin unterbrach sein Schweigen: »Sind das Zähne, was ich da klappern höre?«
Hafez kicherte.
»Allerdings«, antwortete Mrs. Pollifax. Sie umruderten eine Landzunge. Bald hatte das Boot Kiesgrund unter sich. Die Burg war nicht mehr zu sehen. Sie lag hinter Bäumen versteckt.
»Ich habe einen Mietwagen«, erklärte Robin. »Immer nur geradeaus, gleich hier zwischen den Bäumen durch. Er steht an der Straße.«
»Robin, Sie sind ein Schatz«, sagte sie. »Was für ein Glück, daß Sie da sind.«
»Glück!« Er nahm den Koffer und half Hafez aus dem Boot. »Vor der Burg war zuviel Verkehr. Blieb also nur der Seeweg. Geht's nicht ein bißchen rascher? Hinten im Wagen liegen Decken. Laufen Sie voraus. Ich mache inzwischen das Boot fest.«
Als Robin zum Wagen kam, saßen Mrs. Pollifax und Hafez bereits im Fond, ganz in Decken gehüllt. Er setzte sich ans Steuer, drehte sich um und erklärte: »In meinem ganzen Leben habe ich mich nicht derart ratlos gefühlt wie heute. Die ganze Nacht habe ich überlegt, ob ich zur Polizei gehen soll oder nicht. Schließlich ließ ich's bleiben, weil ich Ihre Pläne nicht durchkreuzen wollte. Aber finden Sie nicht auch, daß wir es jetzt schleunigst nachholen sollten?«
»Jetzt?« rief Hafez entsetzt. »Madame, meine Großmutter...«, sagte er verzweifelt.
Mrs. Pollifax nickte. »Hafez hat recht. Wir müssen zurück ins Sanatorium, Robin. Wenn Sabry Fouad findet und entdeckt, daß wir entwischt sind, wird er sicher dorthin fahren. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
»Aber in zehn Minuten hätten wir die nächste Polizeiwache erreicht«, wandte Robin ein. »Ja, damit wir dann da festsitzen, bis die ganze Geschichte erklärt ist. Bitte, Robin, wir müssen auf dem schnellsten Weg zu Madame Parviz.«
Er startete den Wagen. »Dann erzählen Sie mir freundlichst, was Sie eigentlich in Sabrys Zimmer entdeckt haben.«
»Nichts Gutes«, versetzte sie. »Hafez und seine Großmutter sind Geiseln...«
    »Geiseln?«
»Ja, und Sabry ist ein Mörder, und Ihr alter Freund, der Scheich, ist der Drahtzieher, und Serafina bewacht Madame Parviz, die ständig unter Drogen gehalten wird, und ein einziger Anruf Sabrys genügt, ihrem Leben ein Ende zu setzen, und...«
»Aber das ist doch nicht zu glauben!« unterbrach Robin.
»Ja, nicht wahr? Und Marcel...« Tief holte sie Luft. »Marcels Leiche steckt in Sabrys Kleiderschrank. Deshalb habe ich geschrien.«
»Du lieber Himmel! Dann weiß außer uns also niemand, daß er tot ist?«
»Vermutlich. Wir haben Fouad gefesselt in der Burg zurückgelassen, aber er ist bereits wieder zu sich gekommen, und wenn sie ihn finden, brauchen sie nur im Sanatorium anzurufen. Begreifen Sie jetzt?«
»Aber was wollen diese Verrückten?« Robin brauste durch die schmalen Straßen. Bald hatten sie den Ort hinter sich und freie Bahn.
»Höchstwahrscheinlich einen Putsch«, sagte Mrs. Pollifax. »Am Dienstag findet zu Ehren des Königs ein großes Fest statt.«
»Das ist ja schon morgen.«
»O Gott, stimmt«, sagte sie. Das erklärte, weshalb Sabry und Munir in die Burg eingestiegen waren, um sie zu holen. Wenn sie heute nach Zabya zurück wollten, um morgen dort ihren triumphalen Einzug zu halten, dann mußten sie sich beeilen. Vielleicht hatten sie Marcels Leiche auch nur im Schrank versteckt, um sie knapp vor ihrer Abreise irgendwo im Gebirge zu verscharren. Jedenfalls waren sie bei diesem Mord ziemlich naiv vorgegangen: Wie konnten sie so kurz nach Frasers Tod einen zweiten Mord riskieren? Sabry war in den Massageraum zurückgeschlichen, hatte den Toten in sein Zimmer geschleppt und dann sämtliche Blutspuren beseitigt.
Also wußte weder die Polizei noch Interpol, daß Marcel tot war. Aber
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