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macht weiter

macht weiter

Titel: macht weiter
Autoren: Dorothy Gilman
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drüben zwei Scheinwerfer aufflammten. Dann setzte sich der Wagen langsam talwärts in Bewegung, und seine Lichter verschwanden.
Wer du auch sein magst, es tut mir gut, dich in der Nähe zu wissen, dachte sie.
Nach und nach gingen im Haus die Lichter aus. Dunkelheit gesellte sich zur Stille. Das Sanatorium kam zur Ruhe.
Für sie aber war es Zeit, an die Arbeit zu gehen und nicht mehr an den unüberlegten und ergebnislosen Besuch bei Hafez zu denken.

5
    In Langley, Virginia, war es halb fünf Uhr nachmittags, und Carstairs beendete eben seine Morgenpost. Am Vormittag hatte das Außenamt dringend einen Bericht über Zabya, ein kleineres Land im Nahen Osten, verlangt. Der König von Zabya feierte nämlich am Dienstag seinen vierzigsten Geburtstag, und viele Staatsoberhäupter waren zu den Festlichkeiten geladen. Waren die Verhältnisse im Lande so weit konsolidiert, daß Amerika den Vizepräsidenten schicken konnte, oder sollte man besser einen entbehrlicheren Diplomaten entsenden? Der Bericht war fertiggestellt und abgeschickt worden: Der Vizepräsident durfte den Besuch wagen, mußte sich aber darauf gefaßt machen, beim Festessen ›boiled sheep's eyes‹ vorgesetzt zu bekommen.
    Bishop kam mit einem kaum unterdrückten Gähnen ins Zimmer. »Ich gehe jetzt. Schönbeck fliegt in zwei Stunden zurück nach Genf und möchte vorher noch kurz mit Ihnen sprechen.«
    Schönbeck war von der Interpol, ein pedantischer kleiner Mann mit faltigem Gesicht. Er trat ein und entschuldigte sich vielmals für die Störung. Carstairs bot ihm einen Stuhl und Kaffee an. »Am Genfer See haben wir Gervard eingesetzt«, begann Schönbeck. »An ihn müßten Sie sich notfalls wenden. Ich werde Sie nicht wiedersehen, denn ich bleibe jetzt in Genf.«
    »Etwas Neues?«
»Lieber Freund, es gibt dauernd etwas Neues«, sagte Schönbeck. »Das ist ein Naturgesetz. Ich habe eben erfahren,
    daß meine Reise nach England überflüssig geworden ist. Dunlap, den ich vernehmen wollte, hat heute früh Selbstmord begangen.«
    »Zum Teufel, wie ist ihm das in der Zelle gelungen?« fluchte Carstairs. »Hat man ihn nicht bewacht?«
    Schönbeck zuckte die Achseln. »Dem Leben ein Ende zu setzen beansprucht nicht viel Zeit, mein Lieber. Er hatte sich im Nu mit dem Leintuch erhängt. Offensichtlich hatte er plötzlich größere Angst vor dem Leben als vor dem Tod.«
    Sie schwiegen. »Nein«, sagte Carstairs nach einer Weile kopfschüttelnd, »mehr Angst vor denen als vor uns. Zwei ganz normale Leute, einer in England, einer in Amerika, die nichts gemeinsam hatten, als daß sie beide in einem Atomkraftwerk arbeiteten. Und plötzlich stiehlt jeder von ihnen ein paar Kilo Plutonium.«
    »Sie hatten noch etwas anderes gemeinsam, lieber Freund«, warf der Mann von der Interpol ein. »Beide sind sehr lebenshungrig gewesen, woher sonst die Habgier? Und beide haben Selbstmord begangen, ehe wir ein weiteres Glied dieser Kette aufspüren konnten.«
    Carstairs nickte. »Und ihre Witwen sind entsprechend reicher. Weiß man schon etwas über die Herkunft des Geldes?«
    Schönbeck schüttelte den Kopf. »Nichts, bloß daß alle beide ein märchenhaftes Bankkonto besitzen. Die Summe muß bar ausgehändigt worden sein. Eine Sackgasse.«
    »Gut organisiert«, seufzte Carstairs.
     
    »Allerdings. Ihre Agentin wird nun mit unserem Mann in Montbrison arbeiten?«
     
    Carstairs sah auf die Uhr. »Ja, sie müßte bereits seit einigen Stunden dort sein.«
    Schönbeck nickte. »Gut. Übrigens haben wir rund vierzig Meilen weiter südlich ein Sanatorium gefunden, das sich Montrose nennt. Auch dort haben wir einen unserer Leute eingesetzt, der Gervard untersteht. Natürlich werden wir im Zusammenhang mit den Männern, die das Plutonium gestohlen haben, jede noch so kleine Spur verfolgen. Die Toten können zwar nicht mehr reden, aber ihre Freunde könnten es. Worum ich sie also ersuche, lieber Freund...«
»Noch mehr?« fragte er mit gespielter Verzweiflung. »Man braucht immer noch mehr. Sie sollen ausnahmslos allen
    Agenten, in alle Welt, eine Warnung schicken. Daß wir von keiner einzigen Stelle einen Hinweis auf das Plutonium erhalten haben, beunruhigt mich zutiefst. Weder aus Beirut noch aus Marseille und New York der leiseste Tip. Das stellt alle bisherigen Erfahrungen auf den Kopf. Eine ausgezeichnete Organisation, die sich mit diesen Diebstählen befaßt, und keine Indiskretion, kein Gerücht - nichts.«
    »Also alle Stellen alarmieren?«
    »Ich bitte darum. Irgendwo muß das
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