Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MacBest

Titel: MacBest
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
dunklen, leeren Korridor zurückschwenkt, uns dabei feuchten Schimmel, verrostete Ketten und viele Schatten zeigt …
    »Hört uns jemand? Es genügt jetzt, finden wir. Es muß irgendein schrecklich-lächerlicher Irrtum vorliegen. Wißt ihr, es sind nur Perücken, man kann sie jederzeit abnehmen …«
    Jetzt hören wir, wie die klagenden Echos in spinnwebenverhangenen Ecken und von diversen Nagetieren heimgesuchten Tunneln verklingen, bis sie nur noch ein leises, rauhes Flüstern sind, wie säuselnder Wind.
    »Heda? Entschuldigt vielmals? Hilfe?«
    Irgendwann wird jemand den Keller des Schlosses aufsuchen, vielleicht in einigen Tagen.
     
    Später fragte Magrat den Zwerg, was er von langen, persönlichen Engagements hielt. Der Zwerg war gerade damit beschäftigt, die Karren zu beladen 24 , und er legte nun eine Pause ein.
    »Höchstens eine Woche«, antwortete er schließlich. »Und natürlich mit Matineen.«
     
    Ein Monat verging. Die frühen herbstlichen Gerüche feuchter Erde trieben übers samtdunkle Moor, wo sich wäßriges Sternenlicht ein Stelldichein mit flackerndem Feuer gab.
    Der Monolith stand an seinem üblichen Platz, war jedoch bereit, sich rasch zu verstecken, falls er neugierige Blicke spürte.
    Die Hexen saßen am Boden und schwiegen aufmerksam. Dieses Treffen gehörte sicher nicht zu den hundert aufregendsten Hexenzirkel-Versammlungen der Geschichte. Wenn Mussorgski sie gesehen hätte, wäre die Nacht am kahlen Berghang etwa zur Teatime vorbei gewesen.
    Schließlich sagte Oma Wetterwachs: »Meiner Meinung nach war’s ein gutes Bankett.«
    »Mir ist nachher fast schlecht geworden«, kommentierte Nanny Ogg stolz. »Und meine Shirl half in der Küche aus und brachte einige Reste nach Hause.«
    »Davon habe ich gehört«, brummte Oma kühl. »Man hat ein halbes Schwein und drei Flaschen Prickelwein vermißt.«
    »Ich finde es nett, daß man manchmal auch an die alten Leute denkt«, erwiderte Nanny Ogg völlig unbeeindruckt. »Ich habe einen Krönungskrug bekommen.« Sie holte ihn hervor. »Hier steht ›Viva Verence II Rex.‹ Komisch, daß er Rex heißt. Und die Ähnlichkeit läßt ebenfalls zu wünschen übrig. Kann mich nicht daran erinnern, daß er einen Henkel im Ohr hatte.«
    Es folgte eine weitere schrecklich höfliche Pause. »Es überraschte uns ein wenig, daß du nicht zugegen gewesen bist, Magrat«, sagte Oma Wetterwachs dann.
    »Wir dachten, du würdest am oberen Ende des Tisches sitzen und so«, fügte Nanny hinzu. »Wir dachten, du hättest beschlossen, fortan im Schloß zu wohnen.«
    Magrat starrte auf ihre Füße.
    »Man hat mich nicht eingeladen«, murmelte sie verlegen.
    »Nun, was hat das denn damit zu tun?« fragte Oma. »Wir sind auch nicht eingeladen worden. Die Leute laden keine Hexen ein – weil sie wissen, daß wir ohnehin kommen. Wir sind sozusagen Stammgäste.« Es klang zufrieden.
    »Wißt ihr, er hat viel zu tun«, sagte Magrat zu ihren Füßen. »Immerhin muß er alles regeln und dergleichen. Eigentlich ist er sehr klug, wißt ihr. Tief in seinem Innern.«
    »Ein ausgesprochen solider junger Mann«, stellte Nanny fest.
    »Wie dem auch sei – es ist Vollmond«, sagte Magrat hastig. »Bei Vollmond muß man Hexenzirkel-Versammlungen besuchen. Es spielt keine Rolle, ob man andere wichtige Verpflichtungen hat.«
    »Hast d …«, begann Nanny Ogg, aber Oma Wetterwachs gab ihr einen energischen Stoß in die Rippen.
    »Ich finde es sehr lobenswert, daß er sich so hingebungsvoll darum kümmert, das Königreich in Ordnung zu bringen«, meinte Oma anerkennend. »Es zeigt angemessenen Respekt. Ich bin sicher, früher oder später wird er mit allem fertig. Tja, es kann sehr anstrengend sein, das Regieren.«
    »Ja«, bestätigte Magrat tonlos.
    Die Stille gewann nun eine fast greifbare Qualität. Nanny beendete sie mit einer Stimme, die so hell und spröde war wie Eis.
    »He, ich habe eine Flasche von dem Prickelwein mitgebracht«, sagte sie. »Falls er … falls … falls wir Durst bekommen«, beendete sie den Satz und winkte damit.
    »Ich will nichts davon«, erwiderte Magrat verdrießlich.
    »Trink das Zeug, Mädchen«, forderte Oma Wetterwachs die junge Hexe auf. »Die Nacht ist kalt. Außerdem tut es bestimmt deiner Brust gut.«
    Sie beobachtete Magrat, als der Mond hinter einer Wolke hervorglitt.
    »Dein Haar ist schmuddelig«, bemerkte Oma. »Sieht aus, als hättest du es seit einem Monat nicht mehr gewaschen.«
    Magrat begann zu schluchzen.
     
    Der gleiche Mond leuchtete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher