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Macabros 123: Die Spuk-Ruine von Maronn

Macabros 123: Die Spuk-Ruine von Maronn

Titel: Macabros 123: Die Spuk-Ruine von Maronn
Autoren: Dan Shocker
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zusammengefalteten Bogen aus der Innentasche seiner Jacke.
»Mir ist vorhin urplötzlich eine Idee gekommen,
Leila.«
    »Spuck sie aus.«
    »Ich hab’ einen neuen Text gebastelt. In ihm spielt ein
Traktor die Hauptrolle.« Patrick Brown entfaltete das Blatt.
»Es ist ’ne richtige kleine Story daraus geworden. In ihr
geht es darum, daß ein Traktor zum Schicksal einer ganzen
Familie wird.«
    »Hört sich dramatisch an.«
    »Ist es auch. Aber auf lustige Weise…«
    Brown erklärte ihr den Inhalt des Textes.
    Es war darin die Rede von einer Familie, die wegen der Mucken
eines Traktors in mancherlei Schwierigkeiten und haarsträubende
Situationen gerät. Ein Farmerssohn und eine Farmerstochter, die
sich gefunden haben und lieben, beschließen, trotz aller
Unkenrufe, mit dem Traktor zur kleinen Kirche des Ortes zu fahren, um
sich dort trauen zu lassen.
    Auf dem Weg tritt ein Motorschaden auf. Der Bräutigam
versucht noch die Reparatur, aber er schafft es nicht mehr
rechtzeitig. So verstreicht der Termin für die Trauung.
    Der Traktor hat die Hochzeit verhindert… und zwanzig Jahre
später, als das altersschwache Gefährt in einem
baufälligen Schuppen vor sich hinrostet, ist der verhinderte
Bräutigam von damals heilfroh, daß es zu dem Zwischenfall
und zur Verhinderung der Ehe kam. Das Mädchen, das er zu
heiraten beabsichtigte, ist in der Nachbarschaft als böses,
zänkiges Weib verschrien, und jedermann meidet sie.
    Der »gute, alte Traktor«, von dem die Rede in dem Song
war, hatte ihn vor einer »Riesendummheit«, wie es in dem
Reim hieß, bewahrt.
    »Wie gefallen sie dir?« wollte Patrick
abschließend wissen.
    Leila sah sich die Strophen an.
    »Das ist gut«, lobte sie; dann zeigte sich auf ihrem
Gesicht jener typische Ausdruck der Begeisterung, der sich noch
schöner und begehrenswert erscheinen ließ. »Jetzt
fehlt nur noch die richtige Melodie dazu…« Sie sah ihn
strahlend an. »Ich hoffe«, fuhr sie etwas ernster wirkend
fort, »du hattest nicht mich vor Augen, als du die
Farmerstochter beschriebst?«
    »Dich, Leila, könnte ich mir nie böse und
zänkisch vorstellen… und auch ein defekter Traktor
würde mich nicht davon abhalten, dich zum Altar zu
führen.«
    Leila Philips stand der Mund offen, ihre Augen weiteten sich.
    »Pat«, flüsterte sie. »Soll das – eine
Liebeserklärung sein?«
    Sie mochten sich beide. Aber so direkt hatte es einer dem anderen
noch nicht gesagt.
    Patrick Brown wurde sogar ein bißchen rot. »Du kennst
die letzte Strophe noch nicht«, sagte er ausweichend. »Ich
habe sie dir vorenthalten und bin dafür, daß wir sie auch
nicht verwenden, wenn wir mit dem Song offiziell etwas machen. In der
letzten Strophe steht, daß ein Mädchen aus der Stadt
später mit dem gleichen Traktor mit ihm zur Kirche fuhr. Und so
schnell wie an diesem Tag ist er noch nie vorher gefahren.«
    Da lachten sie beide, und keiner wußte, wie es kam.
Plötzlich lagen sie sich in den Armen und küßten
sich.
    »Heh, ihr beiden«, erscholl da eine silberhelle Stimme
von der Tür her. »Übt ihr schon?«
    Leila und Patrick fuhren auseinander. Der Farmerssohn
hüstelte verlegen, zupfte den Papierbogen auseinander, auf dem
der Text stand, und Leila griff schnell nach ihrer Gitarre.
    In der Tür stand Dolly, Leilas siebenjährige Schwester.
Sie hielt einen riesigen Lutscher in der Hand, den sie von den
Rändern her schon angeknabbert hatte.
    »Dolly mit dem Lolli«, seufzte Leila. So wurde die
kleine Pummelige scherzhaft von der ganzen Familie genannt. »Du
mußt aufpassen, daß du nicht zu dick wirst, Kleine…
Sonst kannst du dich nicht mehr anschleichen und durch
Türspalten zwängen.«
    »Ich hab’ mich nicht angeschlichen und auch nicht
gezwängt… Ich hab’ sogar leise gesungen… Aber ihr
habt mich nicht gehört. Habt ihr euch eben geküßt? So
wie im Fernsehen?«
    »Pat hat mir einen Text vorgesagt«, reagierte Leila
schnell. »Und zwar einen ganz besonderen. Ich habe versucht, die
Worte von seinen Lippen abzulesen…«
    »Aha. So nennt man das jetzt«, bemerkte Dolly mit dem
Lolli. »Ich hätte geschworen, daß ihr beide euch
geküßt habt. So kann man sich täuschen. Darf ich noch
ein bißchen dabei sein beim -›Lippenlesen‹?«
    »Klar«, antwortete Leila. »Aber wir gehen ins
nächste Stadium über. Wir lernen den Text und versuchen
eine Melodie dafür zu finden. Komm’, setz dich in die Ecke
und sei ganz ruhig.«
    »Wenn ich einen Lolli hab, sag’ ich sowieso nichts. Ich
muß schließlich
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