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Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons

Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons

Titel: Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons
Autoren: Dan Shocker
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unwahrscheinlich, daß
jemand über dieses steilabfallende Dach hätte einsteigen
können.
    Die Wohnungstür war verriegelt, und von innen steckte der
Schlüssel im Schloß. Anzeichen eines gewaltsamen Aufbruchs
waren nicht vorhanden.
    Alles nur ein Traum?
    Nein… Das konnte und wollte sie nicht glauben.
    Die endlosen Minuten unter dem ringsum verschlossenen Federbett
standen wie ein Fanal vor ihrem geistigen Auge.
    Sie war nicht eingeschlafen und hatte diesen Erstickungstraum
gehabt.
    Das Ganze lag schließlich erst wenige Minuten zurück.
Und eigenartigerweise erinnerte sie sich auch noch an jedes Wort, das
die fremde Stimme zu ihr gesagt hatte. Jeder einzelne war wie mit
Brenneisen in sie eingebrannt.
    Desirée Mallon beeilte sich mit der Morgentoilette.
    Sie kochte sich keinen Kaffee, wie sie es üblicherweise als
erstes nach dem Aufstehen zu tun pflegte.
    Schnell zog sie sich an, räumte ihr Bett auf und
verließ die Wohnung.
    Das fünfstöckige Haus verfügte über einen
altersschwachen Lift. Sie benutzte ihn so gut wie nie, weil die
Gefahr bestand, daß er zwischen den Stockwerken
hängenblieb.
    Leichtfüßig eilte sie die Treppen hinab.
    Hinter den meisten Türen rumorte es.
    Man hörte Stimmen, Geschirrklappern, Radiomusik…
    In der dritten Etage putzte die alte Madame Calet den Flur vor
ihrer Wohnungstür.
    »Bon jour, Madame!« grüßte
Desirée.
    Die gebückt stehende Frau, die einen Putzlappen um einen
Besenstiel gewickelt hatte, richtete sich auf. »So früh am
Morgen – und schon so fleißig?« fragte
Desirée, und sie war froh darüber, jemand auf dem Flur zu
begegnen.
    Daß es gerade Madame Calet war, auf die sie stieß, war
ihr besonders sympathisch.
    Madame Calet war eine mütterliche, besorgte Frau, die hier im
Haus so etwas wie die Hausmeisterstelle innehatte. Sie kassierte die
Mieten und nahm sich der Sorgen und Beschwerden der Mieter an, die
sich an sie wandten.
    Madame Calet leitete Geld und Beschwerden weiter. Die
Hauseigentümerin wohnte in einem Bungalow an der sonnigen
Riviera.
    Madame Calet war gewissermaßen ihr verlängerter Arm,
lebte schon seit ihrem dreißigsten Lebensjahr in diesem alten
Haus und hatte in ihrem langen, bis jetzt achtundsiebzigjährigen
Leben viele kommen und gehen sehen.
    Sie hatte immer allein gelebt und war bis zu ihrem sechzigsten
Lebensjahr als Sekretärin bei einer Import-Export-Firma
tätig gewesen. Im hohen Alter besaß sie noch ein flinkes,
wendiges Wesen und hatte eine feine Art zu sprechen, sich zu bewegen
und zu kleiden.
    »Mir bleibt nichts anderes übrig, Mademoiselle
Mallon«,’ lächelte sie. »Ich habe die Milch
verschüttet, und ehe jemand durch die Lache schlittert, ist es
besser, sie zu beseitigen. Wie Sie sehen, ist es schon passiert…
Sie sind aber auch schon früh auf den Beinen… Gibt’s
gute Nachrichten?«
    Madame Calet war über die Nöte der jungen, allein
lebenden Frau informiert.
    »Haben Sie eine Anstellung gefunden?«
    »Leider nein.«
    »Oh, das tut mir leid… aber sicher haben Sie eine in
Aussicht, wie? Wenn Sie jetzt schon außer Haus gehen?«
    Das war für die Situation, in der sie sich befand,
ungewöhnlich. Normalerweise verließ sie vor zehn Uhr ihre
Wohnung nicht.
    Desirée Mallon setzte zum Sprechen an und wollte der alten
Dame sagen, daß sie auf dem Weg zu einer Freundin war, was auch
der Wahrheit entsprach. Aber dann sagte sie etwas ganz
anderes…
    Sie handelte spontan.
    »Hätten Sie ein paar Minuten Zeit für mich,
Madame?« stieß sie hervor. »Ich hätte Sie gern
in einer Angelegenheit gesprochen.«
    »Sorgen? Ist es wegen der Miete? Nehmen Sie sich ruhig noch
ein paar Tage Zeit… es eilt nicht. Ich…«
    Desirée Mallon schüttelte heftig den Kopf. »Nein,
deshalb ist es nicht. Es ist etwas anderes. Es geht um die Wohnung,
in der ich lebe. Ich glaube, mit ihr stimmt etwas
nicht…«
    »Aber…« Madame Calet unterbrach sich, als in der
Etage über ihnen eine Tür klappte und sich gleich darauf
schwere Schritte auf der Treppe abwärts bewegten.
    Ein kräftiger Mann mit Mütze, zerknautschter Aktentasche
und ausgebeulten Arbeitshosen kam ihnen entgegen, grüßte
knurrig und ging vorüber und nach unten weiter.
    »Na schön, Mademoiselle…, dann kommen Sie mit
herein. Ich bin gerade dabei, Kaffee vorzubereiten. Trinken Sie ruhig
eine Tasse mit mir… dann schmeckt sie mir umso besser.
Gesellschaft beim Essen und Trinken sollte man immer haben.«
    »Merci…«
    Die Wohnung war um einiges größer als die
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