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Macabros 098: Dämonenkrieg

Macabros 098: Dämonenkrieg

Titel: Macabros 098: Dämonenkrieg
Autoren: Dan Shocker
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die
unternehmungslustigen Reisenden, die keine Mühen und Kosten
gescheut hatten, diesen abgelegenen Winkel Europas aufzusuchen, um
sich einen persönlichen Eindruck von der Landschaft und den
Menschen zu machen, und vor allem herauszufinden, was Dichtung und
Wahrheit im Mythos Dracula war…
    Der Weg von Budapest in das Gebirge war ein einziges Erlebnis
gewesen.
    Die Menschen in den Dörfern, in denen sie gerastet hatten,
waren eine eigene Spezies, wunder-, geister- und
abergläubig.
    »Ich glaube«, sagte John Baker, der jüngste in der
Runde, »hier gibt’s noch mehr Geister- und
Gespenstergeschichten als bei uns in Great Britain. Und das will
schon etwas heißen…«
    Er trank einen Humpen Bier. Es war selbstgebrauter Gerstensaft,
der ihm schmeckte.
    Margie, vierundzwanzig Jahre alt, dunkelhaarig, knabenhaft und ein
echter Kamerad, warf dem Begleiter einen sanften Blick zu.
    »Das wäre ’ne Zusatzaufgabe für dich, John,
findest du nicht auch? Mach’ dir eifrig Notizen, frag’ die
Leute hier aus! Ich bin sicher, daß die ’ne ganze Menge zu
erzählen haben. Die kennen bestimmt etliche wundersame
Storys… da läßt sich gut ’ne Story-Sammlung von
machen…«
    Bakers war der Haupttexter für das geplante Vorhaben. Margie
Tordon fungierte als Fotografin, und Harry Sullivan war der Mann, der
sich um die technische, finanzielle und bürokratische
Angelegenheit der Reise kümmerte. Er war auch – mit
einundvierzig Jahren – der älteste in der Runde.
    Sullivan, stolzer Bartträger und nicht minder stolz auf seine
irische Herkunft, war leidenschaftlicher Globetrotter. Er war schon
in den entferntesten Winkeln der Welt gewesen, aber Transsilvanien
und die Karpaten kannte er nicht.
    Die drei Engländer waren mit Zug, Bus und Taxi unterwegs. Mit
einem eigenen Vehikel, das in gewisser Weise zwar eine Erleichterung
schon wegen des Gepäcktransports gewesen wäre, hätten
sie sich andererseits aber wieder eine Belastung
aufgebürdet.
    In der dünnbesiedelten Landschaft der Karpaten gab es kaum
Tankstellen, noch weniger Reparaturwerkstätten, und die
Straßen waren so schlecht, daß man am besten – wie
in alten Zeiten – mit der Kutsche oder zu Fuß
weiterkam.
    Und hier, die Ortschaft Drowna, war sowieso ein Endpunkt.
Jeglicher technische Fortschritt schien vor den Toren des Dorfes halt
gemacht zu haben.
    Von hier aus wurde die Weiterreise zu einem wirklichen
Abenteuer.
    Der Weg in die zerklüfteten, steilen Karpaten lag vor
ihnen.
    Es war Spätherbst, aber mit dem kalten Wind schien hier
bereits der Winter angebrochen zu sein. Auf den kahlen Gipfeln lag
Schnee.
    Im Dorfwirtshaus, in dem sie seit dem späten Nachmittag ihr
Domizil aufgeschlagen hatten, war kaum noch ein Platz frei. Die Bude
war so verräuchert, daß ein Asthmatiker an
Sauerstoffmangel erstickt wäre.
    Viele Männer waren gekleidet, als stammten sie noch aus dem
letzten und vorletzten Jahrhundert. Sie trugen weiße Hemden mit
weiten Ärmeln, breite Ledergürtel, die mit dicken
Messingnägeln beschlagen waren und glänzende
Lederstiefel.
    Ein Sprachengewirr, das keiner der drei Engländer verstand,
drang an ihre Ohren.
    John und Margie sahen, daß ein alter Mann, der vorn an der
Theke abwechselnd Bier und Korn in sich hineinschüttete, des
öfteren verstohlen zu ihnen herüberblickte.
    Hin und wieder wechselte er ein Wort mit dem Wirt, der für
das schmiedeeiserne Emblem über der Eingangstür Modell
gestanden haben könnte.
    »Es ist ganz offensichtlich«, murmelte Margie. »Sie
reden über uns…«
    Harry Sullivan, der genüßlich eine Zigarre schmauchte
und dazwischen von dem schweren Rotwein einen Schluck trank, grinste
vor sich hin. »Fremde sind selten hier. In Drowna hat es sich
wie ein Lauffeuer verbreitet, was wir vorhaben. Ah, jetzt hat er sich
genug Mut angetrunken, nun kommt er herüber…«
    Harry hatte recht. Der schwere Mann mit dem breiten,
messingbeschlagenen Ledergürtel packte mit seiner großen
Hand den Bierkrug und stiefelte auf die Fremden zu, die an einem
Tisch neben der Tür saßen.
    »Hallo«, sagte der Bauer freundlich. Obwohl er seit
seiner Anwesenheit schon fünf Schnäpse und fünf
Krüge voll Bier verkonsumiert hatte, merkte man ihm nichts an.
»Sie sind fremd hier… kommen aus England, hab’ ich
gehört. Können Sie mich verstehen? Sprechen Sie –
deutsch?«
    Sein Deutsch klang hart, schwerfällig.
    John Bakers nickte. »Wenn Sie langsam sprechen, kommen wir
klar mit. Kommen Sie, setzen Sie sich zu uns an
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