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Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Titel: Macabros 097: Das Grab in Lemuria
Autoren: Dan Shocker
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fertig, jetzt hätte passieren können,
was wollte, er wäre nicht mehr in der Lage gewesen, sein Leben
zu verteidigen.
    Die dunkelhäutige Schönheit lächelte ihm zu.
    »Einer mußte kommen, der den Wächter des Grabes
erlegt. So lautete Vontox’ Bannfluch, als er mich in Stein
verwandelte und doch leben ließ. Ich konnte sehen und denken.
– Es tut mir von Herzen leid, dir eine Enttäuschung zu
bereiten, Fremder mit dem Schwert. Offenbar hast du gehofft, jemand
anderes zu helfen – nicht mir. Ich bin nicht die, für die
du mich hältst.«
    »Wer bist… du dann?«
    »Ich bin Tayaa, Prinzessin aus Mook. Als ich deine Nähe
spürte, änderte sich meine Gestalt. Dies konnte auch Vontox
nicht verhindern. Tausend Jahre sind eine lange Zeit. Tausend Jahre
war der Körper tot, aber der Geist wach. In dieser Zeit lernt
der Geist manches. Ich strebte nach Befreiung, vielleicht hätte
ich noch mal tausend Jahre gebraucht, um selbst einen Weg aus den
unsichtbaren magischen Fesseln zu finden. Aber dann kamst du. Und ich
wußte, wen du suchst. Da habe ich ›ihre‹ Gestalt
angenommen, um dich für mein Grab zu
interessieren…«
    »Dann hast du… meine Gedanken gelesen?«
    »Nur einen Augenblick lang. Ich bin keine Telepathin, wenn du
das meinst, mein Retter. – Einen Moment lang empfing ich das
Bild, ›ihr‹ Bild in meinem Bewußtsein. Es war der
Mensch, der deinem Herzen am nächsten steht, und die Sorge um
sie erfüllte dein ganzes Wesen. Ich bin in der langen Zeit
meines steinernen Todes sehr empfindsam geworden, mußt du
wissen. Ich fühle mit deinen Gefühlen. Ich bin Tayaa aus
Mook, das Reich, das Vontox unterwerfen will. Seine grausamen
Kriegszüge zu Lande, zu Wasser und in der Luft sind
berüchtigt. Viele Völker hat er unterworfen. Mook noch
nicht. Und wir werden ihm weiterhin die Stirn bieten, jetzt, da die
Herrscherin zu ihrem Volk zurückkehrt, noch kämpferischer
als je zuvor. Dank deiner Hilfe! Du kennst nun das Geheimnis des
Grabes in Lemuria, das Tayaas ewiges Gefängnis sein sollte. So
hat Rha-Ta-N’my es bestimmt, die Herrscherin der Finsternis. Und
sie hat den Keim in Vontox’ Willen gelegt. Die Saat ist fast
aufgegangen… wir können beide in unsere Welt
zurückkehren. Du in deine – ich in die meine. Meine guten
Wünsche und mein Dank begleiten dich. Der Tunnel der
Verzweifelten, durch den zahllose Seelen wandern mußten auf dem
Weg zu Vontox, ohne ihn je zu erreichen, ist frei. Ich fühle es.
Es droht dir keine Gefahr. Kehr’ zurück, solange noch Zeit
ist…«
    »Aber ich…«
    »Du hast viele Fragen, ich weiß. Du hast mich aus den
Klauen Vontox und seines Vampir-Wächters befreit – ich
stehe also in deiner Schuld. Solange mein Leben noch währt. Ich
muß mich nun beeilen, zuviel ist zu tun, und der Weg nach Mook
ist noch weit und voller Gefahren. Aber dies war nur unser erster
Kontakt – nicht der letzte. Du wirst von mir hören. In
deinen Träumen.
    Egal, wo immer du auch her sein magst…«
    Sie breitete beide Arme wie Schwingen aus.
    Und dann änderte ›Carminia‹ sich.
    Ihre schlanke Gestalt straffte sich, ihr Busen wurde etwas voller,
die Haut blaßte ab, und ein marmorner Schimmer legte sich auf
sie. Die Vorderseite der Frau blieb nackte, bloße Haut –
auf ihrem Rücken aber wuchsen mit einem Mal große, weiche
Federn, die sich sanft aneinanderlegten und ein dichtes Federkleid
bildeten. Das Haar wurde kurz und brünett, das Gesicht nahm
ausgesprochen liebliche Züge an, die das exotische Aussehen
Carminias verdrängten.
    Die schlanken Arme wurden zu Flügeln, und noch ehe Tayaa, die
Vogelfrau, auch nur eine einzige Bewegung mit ihren Schwingen machte,
hob der starke Wind sie bereits sanft in die Höhe.
    Tayaa schwebte auf Hellmark zu. »Komm, ergreif meine Hand,
ich bringe dich zurück an Land…«
    Ihre langen, schmalen Finger schlossen sich um seine
kräftigen. Dann wurde er emporgehoben und über die Wellen
getragen. Tayaa bewegte dabei nur einen Flügel, und sie tat das
mit einer Eleganz und Leichtigkeit, die ihn faszinierte.
    Dann setzte ihn die Vogelfrau ab.
    Hellmark stand an der Stelle, wo die Öffnung mit den Stufen
in den zerklüfteten Berg führte.
    Tayaa winkte ihm ein letztes Mal zu. Dann schwang sie sich empor.
»Frei!« hörte er ihren silberhellen Ruf, den der Wind
über die schaumbedeckten Wellen trug. »Endlich frei!
Freeeiiii…«
    Dann war sie verschwunden.
    Vor Hellmark lag das leere Grab mit den bizarren
Totenschädeln aus erstarrtem Schaum, hinter ihm
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