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Macabros 096:  In der Arena der Drachentöter

Macabros 096: In der Arena der Drachentöter

Titel: Macabros 096: In der Arena der Drachentöter
Autoren: Dan Shocker
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meinem Besitz befindet,
bleibe ich ein Gefangener der finsteren Macht…«
    Was meinte er jetzt damit wieder, drängte sich Vincent Bowles
unwillkürlich die Frage auf. Er fuhr zusammen, als die Antwort
sofort erfolgte, ohne daß er die Frage laut ausgesprochen
hätte. Er hatte einen Moment vergessen, daß er es mit
einem Telepathen zu tun hatte. Jeder Gedanke, der ihm durch den Kopf
ging, wurde von seinem Gegenüber empfangen, als wäre er
laut ausgesprochen worden.
    Er mußte sich erst an diese ungewöhnliche Art der
Kommunikation gewöhnen.
    »Du kannst nicht alles verstehen, selbst wenn ich es dir
erklären würde«, erhielt er zur Antwort. »Das
Okmel – oder Amulett, wie du es bezeichnest – enthält
die Botschaft der Götter an den König der
Drachentöter. Das Geheimnis wurde auf unrechtmäßige
Weise entwendet. So kann es nicht wirksam werden. Es befindet sich in
einer anderen Welt. Dort gehört es nicht hin. Du bist nun der
Besitzer…«
    »Ich habe es nicht gestohlen. Und auch von John kann ich es
mir nicht vorstellen, daß er es auf unrechtmäßige
Weise erworben hat.«
    »Das glaube ich dir. Aber dies allein – hilft mir nicht
weiter. Derjenige, der das Okmel des Schicksals an sich genommen hat,
muß gefunden werden. Nur dann kann ich frei
sein…«
    »Ich verstehe dich nicht«, schüttelte Bowles den
Kopf. Das von der anderen Seite geführte lautlose Gespräch
blieb ihm nach wie vor ein Rätsel. Es ergab für ihn keinen
Sinn. Ein solches Durcheinander, derart bizarre Gespräche
konnten auch nur im Traum vorkommen…
    »Noch eine kurze Zeit kann ich hier sein. Die will ich
nutzen«, tönten die Gedanken des Besuchers in ihm.
»Komm mit…, wir müssen uns beeilen. Noch ist es Tag
– und die Stadt ruht…«
    Zwischen Bowles Augen entstand eine steile Unmutsfalte.
    »Wohl verkehrte Welt, wie?« fragte er mit dem Anflug
plötzlicher Ironie. »Bei uns ist tagsüber ’ne
Menge los…«
    »Die Nacht ist das Metier derer, die begonnen haben,
Vaii-peen ihren Stempel aufzudrücken. Das Volk merkt nichts. Es
schläft den süßen Schlaf, und die Tödlichen
ergreifen Besitz von Leib und Seele, ohne daß es den
Betroffenen bewußt wird. Ihr Leben geht scheinbar in den alten,
geordneten Bahnen weiter… ich habe nicht mehr viel Zeit«,
folgten die Gedanken Chomools plötzlich hektischer. »Ich
will dir Vaii-peen zeigen, mach’ dir einen persönlichen
Eindruck davon. Komm, komm mit – ehe der günstige Zeitpunkt
dafür verstrichen ist.«
    Bowles machte sich über das eigenartige Anerbieten
seltsamerweise keine großen Gedanken.
    Er erhob sich aus dem Bett, ging dem fremden Besucher furchtlos
entgegen und wollte ihn sich endlich auch aus der Nähe
ansehen.
    Da begann die grünlich schimmernde Aura des Körpers sich
aufzublähen. Das ging so schnell, daß Bowles keine
Gelegenheit mehr fand, einen raschen Schritt nach hinten
auszuweichen.
    Der Schein hüllte ihn ein.
    Im nächsten Moment fühlte er sich wie von einer
unsichtbaren Hand gepackt und nach vorn gerissen.
    Ein Sturz in eine endlos scheinende Tiefe. Instinktiv griff Bowles
um sich und suchte nach einem Halt, den er jedoch nicht fand.
    Dann war die Bewegung auch schon zu Ende.
    Vincent Bowles hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange sie
gedauert hatte. Minuten, Stunden oder Tage? Jeglicher Zeitbegriff war
ihm verlorengegangen.
    Und wieder drängte sich ihm das Szenarium eines Traumes auf.
Nur im Traum waren Raum und Zeit aufgelöst, nahm man die neuen
Bedingungen einfach hin, unter die man gestellt wurde.
    Und ebenso erging es ihm.
    Seine Umgebung veränderte sich.
    Aus fahlen Nebeln schälte sich eine fremdartige Landschaft.
Bowles hatte das Gefühl, auf einem anderen Stern angekommen zu
sein.
    Der Himmel war dunkelviolett bis grau. Die Wolkenränder
glühten in einem wilden, orangefarbenen Licht.
    Hohe, farnartige Bäume ragten spitz in den Himmel. Die
enganliegenden Zweige trugen winzige Blätter, die wie kleine
Miniaturtennisbälle aussahen. Die Landschaft war flach, nur in
der Ferne zeigte sich die Silhouette sanftgeschwungener, weicher
Bergkämme, die den Horizont begrenzten.
    Dahinter flackerte es unregelmäßig rot auf, als ob
jemand ein riesiges Feuer entfachte. Der Himmel glühte dann
gespenstisch, und es sah aus, als würde es in der Ferne Feuer
regnen.
    Widerschein aus Vulkankratern? Unwillkürlich mußte
Bowles an eine solche Möglichkeit denken.
    Vor ihnen lag eine Allee. Kerzengerade führte sie in die
Stadt.
    Die Eindrücke, die auf
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