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Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Titel: Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen
Autoren: Dan Shocker
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mußte versuchen, aus dieser Misere herauszukommen. Und
dies – so erkannte er blitzartig – war scheinbar gar nicht
so schwer.
    Die Wilden schienen überzeugt davon zu sein, ihn mit einem
Hieb längere Zeit aktionsunfähig gemacht zu haben. Deshalb
hatten sie offensichtlich darauf verzichtet, ihn zu fesseln. Er
konnte Hände und Füße bewegen und brauchte eigentlich
nur aufzuspringen und hineinzulaufen ins Dickicht. Hier mitten im
Dschungel gab es tausend Verstecke, wo er zunächst Schutz fand.
Wie es dann weiterging – darüber machte er sich keine
Gedanken. Wichtig war, der akuten Gefahr zu entfliehen. Und diese
Gefahr bestand darin, von den Kannibalen verspeist zu werden.
    Vorsichtig hob er den Kopf an. Er konnte den ganzen Tanzplatz
übersehen. Nicht weit entfernt lagen auch die Gewehre, die die
Eingeborenen erbeutet hatten, um die sie sich jedoch nicht weiter
kümmerten und die sie nicht mal von einem ihrer
Stammesangehörigen bewachen ließen.
    Sie schienen sich außergewöhnlich sicher zu
fühlen.
    Jack Slaton war klar, daß er allein gegen die Übermacht
nichts ausrichten konnte. Selbst wenn es ihm gelang, einige zu
töten oder in Schach zu halten, würden immer noch
genügend da sein, um ihm den Garaus zu machen.
    Es gab nur eine einzige Möglichkeit. Das Kostbarste, das
diese Geschöpfe verehrten, war – die unbekannte schöne
Blondine auf dem steinernen Thron.
    Sie saß da, reglos, wie aus Stein gemeißelt, und
blickte stolz mit angedeutetem, zufriedenem Lächeln über
den Platz hinweg. Zoll für Zoll, eine wahre Göttin. Da
sprang er auf die Beine. Drei, vier Schritte von ihm entfernt lagen
die Gewehre. Eines riß er an sich, ehe die ekstatisch tanzenden
Eingeborenen überhaupt merkten, was los war.
    Die Waffe war noch durchgeladen.
    Dennoch zog Slaton den Abzughahn nicht durch. Er sah keinen Sinn
darin, zwei, drei, vier oder fünf Wilde niederzustrecken. Das
hätte er möglicherweise noch geschafft. Aber dann wäre
das Gros über ihn hergefallen und hätte ihn zerfleischt wie
eine Raubkatze.
    Mit dem Gewehr in der Hand jagte er dem steinernen Thron zu und
flog ihm förmlich entgegen.
    Keuchend, schweratmend und schweißüberströmt
erreichte er den klobigen Steinsockel, sprang darauf, packte die
unbekannte Schöne an der Schulter, legte fest seine Hand darauf
und preßte mit der anderen den Gewehrlauf zwischen ihre
Schulterblätter.
    »Keine Bewegung!« stieß er hervor. Man hörte
seiner Stimme die Erregung an. In Slatons Augen flackerte ein wildes
Licht. »Und ihr da unten – haltet Ruhe! Sonst werde ich
eure Göttin auf der Stelle töten.«
    Die letzten Worte sagte er in einem weit verbreiteten
Eingeborenendialekt, in der Hoffnung, verstanden zu werden. Und wenn
nicht – seine bedrohliche Geste sprach schließlich
für sich. Dazu brauchte man keinen Übersetzer.
    Schlagartig herrschte Totenstille.
    Die Trommeln im Hintergrund verstummten, die regenbogenfarbigen
Wilden standen wie zur Salzsäule erstarrt und starrten mit
funkelnden Augen hinüber zu dem Mann, der ihre Göttin
bedrohte.
    Jack Slaton erwartete zumindest ein scharfes Zusammenzucken der
Frau auf dem steinernen Thron, einen leisen erschreckten Aufschrei
oder sonst eine Reaktion, die ihm gezeigt hätte, daß Leben
in ihr steckte.
    Grauen schnürte ihm die Kehle zu, das Blut lief wie Eiswasser
durch seine Adern. Diese blonde, fast nackte Göttin, die mit
übereinandergeschlagenen Beinen in stolzer Haltung auf dem Thron
saß, rührte sich nicht, konnte sich nicht rühren.
Unter seiner Hand spürte er nicht die weiche, samtene Haut, die
warm durchblutet hätte sein müssen – sondern einen
glatten kalten Stein!
    Die namenlose Blondine, die aussah, als wäre sie aus Fleisch
und Blut, war nichts weiter als die vollendete Nachbildung einer
menschlichen Frau aus einem kalten, leblosen, fleischfarbenen
Marmorblock!
     
    *
     
    Der dumpfe Druck in seinem Hirn wollte zunächst nicht
weichen.
    Dennoch zwang Björn Hellmark alias Macabros sich dazu, die
Schwäche und das Unwohlsein schnell unter Kontrolle zu bringen,
um wieder die Herrschaft über seinen Organismus zu erringen.
    Was war geschehen? Wo befand er sich?
    Er schlug die Augen auf, nahm seine Umgebung zunächst
verschwommen, dann endlich deutlicher wahr und mußte erkennen,
daß er sich nicht mehr im Innern der Maschine befand, die er
gemeinsam mit Richard Patrick aufgesucht hatte.
    Der Fund… Der rätselhafte, in allen Regenbogenfarben
schillernde Kristall… Rich hatte ihn zuerst
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