Macabros 053: Totenkopfmond
Formation dicht zusammenstehender Felsen, die spitz
und zerklüftet in den klaren Himmel unter dem Spiegelbild des
Totenkopfmondes ragten.
Die Fremde schrie, schlug um sich und trat mit den
Füßen, aber der Knöcherne ließ nicht locker und
schleppte sie davon.
Da packte Rani sein Schwert mit beiden Händen und lief wild
um sich schlagend blitzschnell nach vorn.
Sein kraftvoller Angriff führte zum Erfolg.
Es gelang ihm, seinem Gegner das Schwert aus der Hand zu schlagen,
und ehe der sich bücken und erneut nach der gefährlichen
Waffe greifen konnte, machte Rani dem Kampf ein wirkliches Ende.
Seine Klinge stieß hart und kraftvoll nach vorn.
Sie erwischt den Gegner direkt von der Seite.
Der wurde wie von einer Titanenfaust gepackt und zu Boden
geschleudert. Die Knochen klapperten krachend gegen das Felsgestein,
zwei Rippen brachen. Das smaragdgrüne Gewand des Knöchernen
riß über die ganze Seite hinweg auf.
Dann blieb das Skelett liegen und rührte sich nicht mehr.
Mahay lief los und jagte dem Fliehenden nach. Die verzweifelten
Hilferufe der blonden Frau gellten in seinen Ohren und hallten laut
und gespenstisch durch die zerklüftete, trostlose
Mondlandschaft.
Rani holte auf, kam Schritt für Schritt näher und sprang
über scharfkantige Felsen und kleinere Krater hinweg, aus deren
Tiefe ein leises, aber dennoch unheimlich sich anhörendes
Fauchen und Brodeln drang. Das hörte sich an, als ob dort in der
Tiefe des Weltenkörpers ein Ungetüm von unvorstellbaren
Ausmaßen schlafe und jeden Augenblick erwachen könnte.
Die zahllosen Krater, mit denen diese Welt übersät war,
schienen die Ausgangslöcher für das Wesen zu sein, das dort
in der Tiefe schnarchte.
Noch zwei Schritte…
»Stehenbleiben!« rief der Inder.
Der Knöcherne dachte überhaupt nicht daran.
Mahay konnte nicht mit dem Schwert angreifen. Bei einem solchen
Versuch wäre er Gefahr gelaufen, die Entführte zu
verletzen.
Er sprang den Fliehenden von der Seite her an und versetzte ihm
einen Stoß. Ganz gezielt. Der Getroffene taumelte und verlor
das Gleichgewicht. Um sich zu stützen, mußte er seine Last
auf den Schultern loslassen. Die rutschte ihm seitlich weg. Damit
hatte Rani Mahay gerechnet.
Er war heran, fing die Fremde auf und ging in die Hocke.
Er konnte verhindern, daß die junge Blondine allzu hart
aufkam.
Die begriff die Situation und handelte geistesgegenwärtig.
Ihre Arme umschlangen Ranis Hals. Sie hielt sich fest.
»Das ist angenehm. Ich würde Sie gern auch noch ein
bißchen festhalten, Miss, aber da ist jemand, der hat etwas
dagegen. Einen Moment… entschuldigen Sie mich bitte!«
Ehe sie sich versah, saß sie neben dem Felsen und aus der
Hocke heraus noch parierte Mahay den Angriff.
Der Knöcherne warf sich herum. Aber er hatte die schnelle
Reaktion des Mannes aus Bhutan nicht einkalkuliert.
Mahays Stiefelspitze knallte dem sich Herumwerfenden genau unter
das Knochenkinn. Es krachte und splitterte, und der Kopf des
Skelettkriegers flog zurück.
Der Getroffene warf die Arme empor und machte zwei, drei schnelle
Schritte zurück. Mahay ließ ihn nicht dazu kommen, sich
erst zu fangen.
»Diesmal brauchen wir keine größeren Waffen
einzusetzen, schätze ich«, knurrte der Inder. »Das
erledigen wir so ganz nebenbei, mit bloßen Händen. Na, was
hältst du denn davon?«
Das letzte Wort war noch nicht verklungen, da krachte Ranis Rechte
bereits auf die gleiche Stelle, die eben schon von der Stiefelspitze
getroffen worden war.
Diesmal fing der Knochenmann sich nicht mehr ab.
»Ich bin in Form. Das macht die Luft hier«, ließ
der Inder sich vernehmen. »So eine Luftveränderung hat
manches für sich.«
Rani, der seine Erfahrungen im Umgang mit antolanischen
Knochenkriegern hatte, wußte, daß sie genauso verletzbar
waren wie Geschöpfe aus Fleisch und Blut.
Der Skelettkämpfer brach in die Knie. Er konnte einiges
vertragen. Er gab nicht auf und schraubte sich noch mal in die
Höhe, um Mahay an die Beine zu springen.
Er sprang auch. Aber Rani war auf diese Reaktion gefaßt.
Er war eine Zehntelsekunde schneller. Er machte eine blitzschnelle
Bewegung zur Seite. Sein Gegner fiel nach vorn und griff ins
Leere.
Mit dem rechten Arm schlug Mahay noch mal zu.
Der Schlag saß genau im Genick des Knochenmannes.
Dessen Kopf fiel nach vorn, und mit der Stirnplatte knallte er auf
einen spitzen Stein. Dies und Ranis Handkantenschlag versetzten ihm
den Rest.
Er blieb still liegen.
»Nun hält er endlich Ruhe«,
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