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Macabros 040: Tal der tausend Foltern

Macabros 040: Tal der tausend Foltern

Titel: Macabros 040: Tal der tausend Foltern
Autoren: Dan Shocker
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Ich habe mich auch nicht getäuscht…«
    »Aber wieso können Sie hier sein und dort, wieso an zwei
Orten? Dann sind auch Sie ein Hexenmeister?«
    »Nein. Durch geistige Konzentration kann ich meinen
feinstofflichen Körper entstehen lassen und an einen anderen Ort
versetzen. Wen Sie ermorden wollten, das war mein ätherischer
Körper, und der besteht nicht aus Fleisch und Blut.«
    Hellmark ließ Macabros, seinen Doppelkörper,
verschwinden. Die Umrisse der Gestalt am Boden wurden durchscheinend
und verschwanden. Der Pflock, der in der ätherischen Substanz
steckte, kippte zur Seite und kullerte über den moosigen
Untergrund.
    »Warum, Danielle? Warum wollten Sie mich
töten?«
    Sie wirkte blaß und verstört.
    Es dauerte eine geraume Weile, bis sie antwortete.
    »Wollte?« dehnte sie das Wort. »Nein, ich wollte
eigentlich nicht. Ich, ich mußte, Björn. Es ging alles so
plötzlich…«
    Er sah sie an. Er glaubte ihr. »Was ist los mit Ihnen,
Danielle? Ich kenne einen Teil Ihrer Lebensgeschichte. Aber ich
glaube, Sie haben mir nur die Hälfte erzählt. Vertrauen Sie
sich mir an, vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    Sie senkte den Blick. Sie starrte auf den leeren Boden vor dem
violettschimmernden Baum. Sie mußte daran denken, daß
Hellmark sie durchschaut hatte. In dem Augenblick, als sie ihm den
Rücken und ihre Aufmerksamkeit dem Ast zuwandte, mußte der
Körperaustausch erfolgt sein.
    Sie begann stockend aus ihrer Jugendzeit zu berichten, von den
Versuchen, auf die sich ihr Vater einließ, den man den
»Comte de Noir« nannte, weil er die Geister der Nacht auf
sein Schloß rief und ihnen deren Geheimnisse entlockte.
Ahnungslose Reisende, die Schutz vor der Nacht suchten, gerieten in
seine Hände. Er brachte Menschen als Opfer für die
Geheimnisse dar, die ihm die Dämonen dafür brachten. Wie
kein Zweiter beherrschte er das Hexeneinmaleins, die Kunst der
Schwarzen Magie. Er suchte andere Dimensionen und Jenseitsreiche auf,
um seine Kenntnisse zu erweitern. Die Liebe zu einer irdischen Frau
und die Liebe zu seiner schönen Tochter Danielle änderte
seine Einstellung zu seinem Leben und seinem Wollen. Weiterhin wollte
er allerdings nicht auf die Geheimnisse und Kenntnisse der
Mächte der Finsternis verzichten, wollte aber nicht mehr das
absolut Böse. Das verzieh man ihm nie. Die dunklen Gewalten
holten ihn und zerstörten auch das Leben seiner Tochter. Man
gewährte ihr das Versprochene, ewige Jugend und Schönheit,
ließ ihren Geist und ihren Körper aber ruhelos durch die
Jahrhunderte streifen, bis sie sich selbst entschied durch ein
Drachenopfer die Gunst der Dämonengöttin und des
Dämonenfürsten zurückzuerobern.
    Sie fand Einlaß in die andere, jenseitige Welt, die auch
Hellmark auf der Suche nach Tschinandoah durchstreifen
mußte.
    Und durch Danielle erfuhr er von der Forderung Rha-Ta-N’mys.
Er begriff, daß Danielle keine wirkliche Hexe war, daß
sie nie eine hatte sein wollen. Die Umstände hatten sie dazu
gemacht. Sie beherrschte eine Anzahl von Fähigkeiten – und
mußte dafür bezahlen.
    Björn erkannte die schreckliche Situation, in die dieses
junge, hübsche Geschöpf geraten war.
    Konnte sie sich jemals aus dem Teufelskreis befreien, in den sie
geraten war?
    Björn wußte es nicht.
    Er unterbrach Danielle nicht ein einziges Mal. Als sie geendet
hatte, fiel sie ihm um den Hals, ehe er es verhindern konnte.
    »Es wird nicht wieder vorkommen, ich verspreche es dir«,
sagte sie plötzlich und ging vom »Sie« zum
vertraulichen »Du« über. »Ich möchte,
daß du lebst, daß wir gemeinsam diese schreckliche
Prüfung hinter uns bringen. Ich werde ihren Einflüsterungen
nicht mehr gehorchen, ich werde mich gegen sie wehren. Sie
können mich nicht gegen meinen Willen zwingen. Ich werde die
Kenntnisse, über die ich verfüge, nur noch einsetzen, um
Gutes zu tun, um zu helfen, nicht, um zu zerstören.«
    Wie sie es sagte, klang es überzeugend. Und mit dem Verhallen
ihrer Stimme, rauschte plötzlich ein kurzer und heftiger Wind
auf, der ihre Haare zerzauste und wild und hektisch in das Blattwerk
des orangefarbenen Baumes fuhr.
    Der Wind war eisig kalt und traf sie wie ein Todeshauch. Es war,
als hätte Rha-Ta-N’my persönlich sie
angeatmet…
     
    *
     
    Sie schliefen beide sehr lange. Björn war der erste, der zu
sich kam. Mit einem Seitenblick vergewisserte er sich, ob Danielle
noch auf ihrem Platz lag.
    Sie schlief noch.
    Seinem Gefühl nach war es später Nachmittag. Die Sonne
näherte sich dem
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