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Macabros 006: Horror-Trip

Macabros 006: Horror-Trip

Titel: Macabros 006: Horror-Trip
Autoren: Dan Shocker
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flatterte.
    »Da – lassen Sie mich los! Schnell! Sie sind ganz
nah!« Beards Augen traten aus den Höhlen. Er war in
Schweiß gebadet, und in seinen Pupillen flackerte
Todesangst.
    »Lassen Sie mich los!« Er gurgelte, als griffe etwas
nach seiner Kehle. Er riß und zerrte und trat um sich. Er
entwickelte eine unmenschliche Kraft. Wie ein Hammer kam sein Bein in
die Höhe, und er trat dem breitschultrigen Inder in den
Unterleib. Der Getroffene brüllte auf, ließ sofort los und
krümmte sich vor Schmerzen.
    Stöhnend und keuchend spurtete George Beard los.
    Er jagte dem Theaterausgang entgegen.
    Zwei Saalordner, die durch den Tumult herbeigelockt worden waren,
stellten sich ihm in den Weg. Beard rannte sie einfach um.
    Die beiden schmächtigen Männer in ihren
goldumbördelten Phantasie-Uniformen wurden gegen die, mit
dunkelrotem Samt bespannte, Stoffwand geschleudert. Einer
stürzte, der andere fing sich sofort wieder und setzte dem
Fliehenden nach.
    George Beard schrie und tobte, schlug um sich, obwohl niemand mehr
nach ihm griff.
    Aber da waren Unsichtbare die ihn anfielen, und er schien sie
wahrzunehmen.
    »Weg! Geht weg von mir!« schrie er, und seine Stimme
übertönte das allgemeine Gemurmel.
    Raquel Beard hörte alles wie durch eine dicke Wattewand. Das
Blut rauschte wie ein wilder Wasserfall in ihren Ohren. Sie bekam
alles nicht mehr mit.
    »Helft ihm, helft meinem Mann!« kam es tonlos und
schwach über ihre Lippen. Dann verließen sie ihre
Sinne.
    Jemand fing sie auf, ehe sie zu Boden stürzte.
     
    *
     
    George Beard hetzte durch das Foyer. Seine Schritte hallten auf
dem Boden.
    Er wagte es nicht ein einziges Mal sich umzusehen.
    Er wußte, welch furchtbare Gestalten hinter ihm
herrannten.
    Die Welt hatte sich verändert. Er hatte mit Kräften und
Mächten gespielt, die nun ihren Tribut forderten.
    Seine Todesahnungen erfüllten sich.
    Er flog förmlich an den Garderoben vorbei und jagte die
breiten, marmornen Stufen empor.
    Er riß das gläserne Portal auf.
    Vor ihm die Hauptstraße.
    Sie war belebt, aber nicht übermäßig
frequentiert.
    Taxis zuckelten vorbei, auf der anderen Straßenseite hockte
ein blonder Bettler und wartete offenbar auf das Ende der
Vorstellung.
    George Beard achtete nicht auf den Verkehr.
    Der Engländer erreichte die andere Straßenseite, in dem
er blindlings zwischen Autos und Radfahrern seinen Weg suchte.
    Der Schweiß lief ihm übers Gesicht. Beard lief vor
seinem Tod davon, obwohl er wußte, daß es keinen Ausweg
gab. Die natürliche Angst der Kreatur vor dem Ende machte auch
vor ihm nicht halt.
    Er rannte in eine dunkle Seitengasse. Hier herrschte kein Verkehr,
hier war kein Mensch, der ihm den Weg versperrte.
    Aber es waren nicht die Menschen, die er fürchten
mußte.
    Dämonen waren ihm auf den Fersen.
    Unheimliche Geschöpfe aus einer anderen Welt trieben ihn in
die Enge. Und sie erreichten ihr Ziel.
    Beard machte in seiner Kopflosigkeit genau das Falsche.
    In der dunklen Seitengasse hoffte er einen Unterschlupf zu finden.
Doch ein wirkliches Versteck vor den Mächten der Finsternis gab
es nicht.
    Sie griffen überall zu. In einem verschlossenen Raum ebenso
wie auf der Straße. Für sie existierten keine Wände,
keine Mauern.
    Boards Atem ging stoßweise.
    Der Ingenieur taumelte nur noch vorwärts. Wirr hing das Haar
in seinem verschwitzten, totenbleichen Gesicht.
    Kleine schmutzige Häuser zu beiden Seiten der Gasse folgten.
Der Boden war holprig, einfaches Kopfsteinpflaster. Es roch nach
verfaultem Abfall und Abflüssen.
    Wie ein Berg plötzlich die hohe, rauhe Mauer, die vor ihm
aufwuchs.
    Links und rechts Häuser. Eine Sackgasse.
    Wie ein Stein fiel Beard gegen die Mauer.
    Jetzt war es zu Ende.
    Es kam ihm so vor, als befände er sich bereits seit einer
Ewigkeit auf der Flucht.
    Aber seit seinem ersten leisen Aufschrei im Theater bis jetzt
waren gerade fünf Minuten vergangen. Nun wirbelte Beard wieder
mit einem Aufschrei herum. Seine Fingernägel kratzten über
die rauhe, gekalkte Mauer.
    Seine Augen weiteten sich.
    Waren es fünf, sechs oder sieben, die auf ihn zukamen? Sie
waren schrecklich anzusehen. Ihre Körper waren massig und nackt,
mit riesigen, trockenen Schuppen bedeckt, so daß ihr Aussehen
etwas von einer urwelthaften Echse an sich hatte.
    Ein Zittern lief durch Beards Körper.
    Die unheimlichen Köpfe hatten etwas Menschliches und etwas
von einer reißenden, unbeschreiblichen Höllenbestie an
sich.
    Die riesigen Augen glühten in wildem, verzehrendem
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