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Lynettes Erwachen

Lynettes Erwachen

Titel: Lynettes Erwachen
Autoren: Kat Marcuse
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Vater und ich sind Freunde. Wir haben nie miteinander geschlafen.“
    Trotz der Erleichterung weckten diese Worte erneut Wut in ihr. „Es gab eine Zeit, da konnte keiner in meinem Gesicht irgendetwas lesen, und ich wünsche mir das zurück.“ Jonas’ Mundwinkel verzogen sich spöttisch. Augenblicklich verschwand der Ärger. Irgendwie konnte sie ihm nicht böse sein. Ein Schmunzeln stahl sich ihr auf die Lippen. Die Gedanken in ihrem Kopf wirbelten konfus durcheinander, und sie wurde ernst.
    „Warum ist es ein Tabu, mit einem Freund zu spielen?“
    „Wie meinst du das?“
    „Nach dem, was ich gestern gesehen habe, musste ich Elias fragen, ob er das auch schon gemacht hat. Ryan und er sind Freunde, aber er hat es mit dir getan.“
    Sie starrten einander an, beide mit roten Wangen. War Jonas etwa verlegen? Es sah ganz so aus. Ihm schienen die Worte zu fehlen. Das Feixen konnte Lynette kaum unterdrücken.
    „Wow“, sagte Jonas tief ausatmend. „Das ist mir lange nicht passiert. Eigentlich war ich der Meinung, kein Schamgefühl mehr zu haben. Das mit Elias … Wir waren betrunken. Keine Ahnung, wie und warum das passiert ist. Danach fühlten wir uns beide unwohl. Es hat eine Weile gedauert, bis wir wieder unbefangen miteinander umgehen konnten. Und dein Vater hat schlichtweg überhaupt keine bisexuellen Neigungen. Das ist alles.“
    „Da bin ich froh“, platzte es aus Lynette heraus. „Noch mehr Geständnisse könnte ich nicht verkraften. Diese Welt ist so anders, so … beängstigend. Kann ich je wieder ein normales Leben führen?“
    „Tust du das jetzt nicht?“
    „Ich weiß es nicht. Diese letzten zwei Tage waren so unwirklich. Nach gestern ist nichts mehr, wie es einmal war.“
    „Wie meinst du das?“
    „Ich habe Dinge getan und gesehen, die ich nie für möglich gehalten hätte. Elias hat mein Leben auf den Kopf gestellt, und das alles hier …“, Lynette machte mit den Armen eine ausladende Bewegung, „fühlt sich wie ein Traum an. Wer werde ich sein, wenn ich erwache?“
    „Eine wunderbare, starke Frau, die sich nicht scheut, die Begierden in sich auszuleben. Du solltest aufhören, alles zu hinterfragen. Ihr liebt euch! Das ist das Einzige, was im Leben wichtig ist.“
    Lange sah Lynette Jonas an. Beim besten Willen verstand sie nicht, wie dieser liebenswerte, offene Mann eine Frau wie Charlotte lieben konnte.
    „Du magst Charlotte nicht sonderlich?“, fragte er sanft. Konnte der Kerl Gedanken lesen oder sah man es ihr an der Nasenspitze an, wenn sie an diese verhasste Person dachte?
    „Wie könnte ich? Für sie scheint das Leben aus Spielen und Tests zu bestehen. Ich fühle mich ständig von ihr angegriffen.“
    „Sie hat auch andere Seiten. Charlie ist ein sehr liebenswerter Mensch, entschließt sie sich dazu, jemanden in ihr Leben zu lassen.“
    „Ich will gar nicht in ihr Leben. Sie soll akzeptieren, dass ich zu Elias gehöre. Mehr verlange ich nicht.“
    „Vielleicht hat sie das ja?“
    Etwas in Jonas’ Ton beunruhigte Lynette. Sie reichte ihm die Zeitung und stand auf.
    „Dann werde ich mal schauen, ob er endlich ausgeschlafen hat. Wann geht der ganze Spaß eigentlich los?“
    Jonas sah auf die Uhr. „In fünf Stunden.“
     
    Als Lynette an der Küche vorbeikam, standen Elias und ihr Vater zusammen. Jeder hatte einen großen Kaffeebecher in der Hand. Sie trugen beide eine schwarze Stoffhose und ein weißes Hemd, lehnten mit dem Hintern an der Küchenplatte und sahen durch die geöffnete Terrassentür nach draußen in den Park. Ihr wurde bewusst, dass sie die beiden wichtigsten Männer ihres Lebens vor Augen hatte.
    Ein sanftes Lächeln breitete sich auf Elias’ Gesicht, als er sie bemerkte. Wortlos streckte er die Hand nach ihr aus. Schnurrend schmiegte sich Lynette in die Umarmung und lächelte ihren Dad an.
    „Na, ihr zwei. Was heckt ihr für Schandtaten aus?“
    „Das würden wir nie tun“, entrüstete sich Robert. Also hatten die beiden über sie gesprochen. Lynette wusste nicht, ob ihr das angenehmer war.
    „Hat dir das Laufen gut getan?“, wollte Elias wissen.
    „Ich könnte mich daran gewöhnen, morgens am Strand zu laufen.“
    „Lynette?“ Ryan stand in der Tür. „Charlotte möchte dich sehen. Sie ist in ihrem Zimmer.“
    Wut sprudelte durch Lynettes Adern.
    „Oh, hat die große Charlotte mich zu einer Audienz gebeten? Wenn sie was will, soll sie zu mir kommen.“
    Ryan grinste. Das gab ihr den Rest. Etwas in ihr explodierte.
    „Der werde ich’s zeigen. Mir
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