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Luzifers Kathedrale

Luzifers Kathedrale

Titel: Luzifers Kathedrale
Autoren: Jason Dark
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zuerst?«
    »Unseren Moralapostel, den Schäfer.«
    »Okay.«
    Lumley bewegte sich wie ein Mensch ohne Gefühl. Oder wie ein Roboter. Er war jemand, der nicht mehr dachte und nur das tat, was man ihm befohlen hatte.
    Der Schäfer versuchte es mit Reden. »Verdammt, Lumley, warum machst du so etwas? Das ist einfach verrückt.«
    »Halt dein Maul.«
    Der Schmied hielt den glühenden Stacheldraht an beiden Enden fest. Er grinste plötzlich, als er sich bückte und erstarrte in der Bewegung, weil er den Ruf des Anführers gehört hatte.
    »Einen Moment noch!« Plummer drehte sich um. Er schaute gegen die Galerie, auf der die alte Orgel stand.
    »George!«, rief er. »Los, spiel die Orgel. Ich will, dass die Melodie sie in den Tod begleitet...
    Was sollte ich tun?
    Ich stand in der Dunkelheit und schaute auf den hockenden Mann an der Orgel. Der hatte sich nicht einmal gedreht. Bestimmt rechnete er mit keiner bösen Überraschung, aber die würde ihn noch erwischen, das stand für mich fest.
    Ich wusste jetzt auch, dass mein Freund Bill Conolly dort unten lag und sich in einer verdammt schwierigen Lage befand.
    Leider war es mir nicht möglich gewesen, einen Blick nach unten zu werfen. Ich musste erst den Orgelspieler ausschalten. Das musste blitzschnell passieren. Ich durfte ihn erst gar nicht dazu kommen lassen, einen Warnschrei auszustoßen, sonst war alles verloren.
    Auf einem normalen Steinboden hätte ich mich leicht anschleichen können. Das war bei diesem alten Holz nicht möglich, und hier oben war es recht still.
    Die Waffe hielt ich in der rechten Hand. Ich bewegte mich auf die nächste Stufe zu, die ein leises Geräusch abgab. Allerdings nur so leise, dass nur ich es hörte.
    Dann wieder eine Stufe.
    Auch das klappte.
    Jetzt die letzte!
    Ich trat hinauf, und mein Gewicht drückte gegen das Holz. Es knarrte plötzlich, was leider bis an die Ohren des Orgelspielers drang. Er war zum Glück kein junger Mann mehr und drehte sich seinem Alter entsprechend langsam um.
    Das war mein großer Vorteil!
    Ich flog auf ihn zu.
    Der Schlag mit der Waffe traf seinen Nacken. Der Mann gab nicht mal einen Laut von sich. Er fiel nach vorn, und ich stützte ihn schnell ab, damit er nicht auf der Tastatur landete und durch seine schrägen Töne die anderen warnte.
    Den Stuhl schob ich zurück und setzte den alten Mann so hin, dass er nicht zu Boden fallen konnte.
    Mein Weg war frei.
    Er führte mich zunächst nur bis an die Brüstung heran. Auch dort verhielt ich mich sehr vorsichtig und warf einen ersten Blick nach unten.
    Die Fackeln gaben genügend Licht, um erkennen zu können, was sich dort abspielte.
    Es war eine starre Szene, nur einer bewegte sich. Ein Mann, den ich nicht kannte, der aber so etwas wie ein Anführer sein musste. Bill und der Schäfer lagen am Boden. Es konnte sein, dass sie gefesselt waren. Jedenfalls taten sie nichts, um ihre Lage zu verändern.
    Den zweiten Blick schenkte ich mir. Ich konnte auch von hier oben nichts unternehmen und musste so schnell wie möglich das Kirchenschiff erreichen. Es war jetzt egal, ob man mich hörte.
    Die zweite Treppe lag soeben hinter mir, und ich hatte schon die Höhe des Weihwasserbeckens erreicht, als dem Anführer einfiel, dass es noch einen Orgelspieler gab.
    »George, los spiel schon. Ich will, dass die Melodie sie in den Tod begleitet!«
    Jetzt, genau jetzt hätte der gute George in die Tasten hauen müssen. Nichts geschah, und ich gelangte mit schnellen Schritten wieder näher in den Rücken der Männer.
    »Verdammt, George, was ist los? Bist du da oben eingeschlafen, du alter Sack?«
    Der Mann spielte nicht.
    Ich lief weiter. Ich hatte mich auf den Anführer konzentriert, ließ aber auch den Mann nicht aus den Augen, der neben Bill und Julian stand. Er hielt tatsächlich einen glühenden Stacheldraht fest.
    Der Anführer war verunsichert. »Scheiße, der scheint wirklich zu pennen...«
    Ich war nahe genug herangekommen, um die Typen ansprechen zu können, damit ich auch gehört wurde.
    »Der gute George wird heute nicht mehr spielen, Freunde, denn ab jetzt spielt hier die Musik!«
    ***
    Es war wirklich die Überraschung total. Die berühmte einschlagende Bombe hätte kaum eine andere Wirkung hinterlassen können. Die Männer wussten nicht mehr, was sie tun sollten. Starr wie Statuen standen sie auf dem Fleck. Im Licht der Fackeln wirkten sie wie hingestellte Leichen. Jeder von ihnen hatte sich voll und ganz auf seine Aufgabe konzentriert und war plötzlich ganz und
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