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Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)

Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)

Titel: Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)
Autoren: RosMarin
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die Toten!", rief er und stürzte sich in die Tiefe.            
    Erschreckt lief ich zum Fenster. Weit unten lag die Neonstadt, leuchtete grell mit ihren Geschäften, Reklamen, Vergnügungshäusern, und nächtlicher Geruch verderbten Flairs erfüllte die Luft.
    Ich beugte mich weit über die Brüstung. Horus lag unbeweglich auf dem Rücken, die Arme ausgebreitet, als wolle er sich jeden Moment erheben und davonfliegen.
    Ein Mondstrahl irrte auf seiner Brust, kroch langsam höher, erreichte endlich sein Gesicht, das mir im gleißenden Licht des Vollmonds überirdisch schön erschien und seltsam leuchtete.
    Plötzlich erhob sich Horus schwankend und hastete davon.
    Ich hastete  aus der Wohnung, lief die langen Gänge entlang, die unzähligen Treppen hinunter, winkte einem Taxi, fuhr nach Hause, warf mich sofort in mein Bett. 
     
    *
     
    Aus meiner jetzigen Sicht gesehen, bin ich ganz sicher:
    Horus hat mir eine Droge in den Wein getan. Oder ich bin verrückt. Oder alles ist ein Traum. Ein schrecklicher Albtraum, aus dem ich sofort erwachen muss.
    Mit einem Satz springe ich aus dem Bett, laufe ins Bad, blicke in den Spiegel. 
    Eine fremde Frau starrt mir entgegen, die langen, schwarzen Haare zerzaust, das Gesicht weiß, die Lippen blass, dazwischen zwei Reihen wunderschöner langer, weißer, spitzer Zähne.
    ‚Aber Vampire haben doch kein Spiegelbild‘, denke ich, während ich mich ausgiebig betrachte und immer wieder meine Zähne blecke.
     
     
    Jäger der Nacht
     
    "W enn ich dir schon stundenlang hinterherlaufe, werde ich es mit dir versuchen", sage ich herrisch, während ich das bewusste Prickeln unter meiner Haut verspüre.
    Es ist ein angenehmes Prickeln, ein überaus erregendes, eines, das den Verstand Verstand sein lässt und die Sinne sensibilisiert.
Der Blick der Kleinen verspricht mehr, als ich erhoffte.
Fasziniert streiche ich über ihr schönes, langes, rotes  Haar. Nie zuvor habe ich solche Pracht gesehen. Die Berührung elektrisiert mich. Ich spüre das Pulsieren in meinem Schwanz. Drehe das seidige Haar um meine Hand. Ziehe ihren Kopf in den Nacken. Die grünen  Augen mit den goldenen Splittern weiten sich erstaunt.
In meinen Jeans suche ich nach dem Schlüssel für die schwere Eisentür. Drehe ihn im Schloss. Ein hässliches Geräusch ertönt.
Ich berühre den gespannten Körper der Kleinen mit meiner Hüfte. Spüre ihr Beben. Wünsche, sie möge bleiben. Mit mir die Nacht verbringen. Mir ihr junges Blut schenken. Freiwillig.
Die Tür öffnet sich mit einem lauten Quietschen. Durchschneidet die Stille der Nacht.
Das Mädchen zuckt erschreckt zurück. Wird jedoch durch meinen Griff im Haar gestoppt, sich zu bewegen. Sie stöhnt leise auf. Begibt sich sofort wieder in eine Stellung, die weniger Anspannung auf ihr Haar bewirkt.
Ich drücke den Schalter der Notbeleuchtung. Die Kleine soll noch nicht sehen, wohin sie geraten ist. Ich bin ihr gefolgt, habe sie durch dunkle Gassen über diesen Hof vor diesen Keller getrieben. Wie vor ihr schon viele andere. Erst gestern ist eines dieser zarten Wesen mein Eigen geworden. Mein Blut ist noch warm von ihrem. Doch ich verspüre schon wieder diesen unstillbaren Hunger. Dieses Verlangen, diesen Fluch, besitzen zu wollen, zu müssen.
Im Keller ist alles vorbereitet. Weiße und schwarze Altarkerzen. Blumen. Viele Blumen. Rosen. Schwarze Rosen. Weiße. Gelbe. Rote Rosen. Und Särge. Zwei Särge. Schwarzes Ebenholz. Ausgeschlagen mit rotem Samt. Ich bin ein moderner Mensch. Kann mich der Zeit anpassen. Immer nur schwarz finde ich öde.
Die Sprossenwand am Mauerwerk. Die Liebesschaukel in der Mitte. Und Wein. Viel Wein. Roter Wein. Ich lache leise auf.
"Wie heißt du eigentlich?“, frage ich so sanft es mir möglich ist. Ich will sie ja nicht noch mehr erschrecken, obwohl ich sie am liebsten sofort nehmen würde, am liebsten gleich hier vor der schweren Kellertür. Aber ich habe in meinem Jahrhunderte währenden Leben gelernt, mich zu beherrschen. Ich weiß, dass die Vorfreude die schönste ist. Und, was das Wichtigste ist, ich bin noch immer ein Gentleman. Gebürtig von edlem Blute.
Wir stehen im Vorraum. Mein fester Griff hält noch immer das Haar des Mädchens.
"Agnes", flüstert sie und versucht, sich zu bücken.
"Willst du etwa aus der Tür schlüpfen?"
    Schnell fasse ich ihre Hände, halte sie auf ihrem Rücken fest.
So steht sie wieder aufrecht vor mir. Jetzt sehe ich Angst in ihren Augen. Aber auch Gier. Neugier. Und die
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