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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung
Autoren: N Cross
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hindurch, den
Hobbyjournalisten, die iPhones hochhalten, nicht um hineinzuschreien, sondern
um zu filmen; er stößt die echten, altmodischen Journalisten zur Seite. Er
zeigt dem Einsatzleiter seine Dienstmarke, seine Anwesenheit wird vermerkt,
dann duckt er sich unter das Band.
    Detective Superintendent Rose Teller kommt auf ihn zu, um ihn zu
empfangen. Eins zweiundsechzig, zarte Statur, hartes Gesicht. Teller hat den
verkniffenen Ausdruck beibehalten, den sie sich als junge Frau angewöhnt hat,
um sich dem Weltbild höher stehender Beamter anzupassen, Männern, die Charme
für Frivolität hielten. Sie trägt einen Schutzanzug, Überschuhe.
    »Morgen, Chefin. Was liegt an?«, fragt er.
    »Was ziemlich Übles.«
    Luther klatscht in die Hände, reibt sie kräftig aneinander. »Haben
Sie vorher einen Augenblick Zeit? Ich muss Sie um einen Gefallen bitten.«
    Sie wirft ihm einen vielsagenden Blick zu. Sie trägt nicht umsonst
den Spitznamen »die Herzogin«.
    »Da haben Sie sich aber wirklich den allerbesten Moment ausgesucht,
was?«, sagt sie.
    »Später«, lenkt er ein, er hat den Wink verstanden. »Wann immer es
Ihnen passt. Dauert nicht lang.«
    »Okay. Gut.«
    Sie schnippt mit den Fingern, und Detective Sergeant Isobel Howie
eilt herbei, ordentlich in ihrem weißen Ganzkörper-Schutzanzug, das rotblonde
Haar trägt sie kurz und stachelig. Howie ist Polizistin in zweiter Generation,
spricht nicht gerne darüber. Irgendein Problem mit ihrem Vater.
    Sie nickt Luther grüßend zu, reicht ihm eine Mappe.
    »Die Opfer sind Tom und Sarah Lambert. Er ist achtunddreißig, sie
dreiunddreißig.« Sie zeigt ihm Fotos: Mr Lambert ist dunkelhaarig, gut
aussehend, durchtrainiert. Mrs Lambert blond, sportlich, sommersprossig.
Umwerfend.
    »Mr Lambert ist Sozialpädagoge. Arbeitet mit verhaltensgestörten
Jugendlichen.«
    »Was eine Menge Leute mit emotionalen und geistigen Problemen
bedeutet«, sagt Luther. »Und Mrs Lambert?«
    »Sie ist Eventmanagerin, organisiert Hochzeiten und Partys, so was
eben.«
    »Erste Ehe?«
    »Erste Ehe für beide. Keine eifersüchtigen Expartner, soweit uns
bekannt ist, keine einstweiligen Verfügungen. Nichts dergleichen.«
    »Wie ist der Mörder reingekommen?«
    »Durch die Eingangstür.«
    »Was? Er ist einfach reinspaziert?«
    Howie nickt.
    »Um wie viel Uhr war das?«, fragt Luther.
    »Der Notruf ist etwa um vier eingegangen.«
    »Wer hat angerufen?«
    »Ein Mann, war mit dem Hund draußen, hat keinen Namen genannt. Gab
an, Schreie zu hören.«
    »Ich muss mir die Aufnahme anhören.«
    »Das lässt sich machen.«
    »Und die Nachbarn? Haben die keine Schreie gemeldet?«
    »Sie haben angeblich keinen Mucks gehört.«
    »Keine Autos? Keine zuschlagenden Türen?«
    »Nichts.«
    Er dreht sich wieder zur offenen Haustür.
    »Also, wer hat Ersatzschlüssel? Nachbarn, Babysitter, Mütter, Väter,
Cousins? Hundesitter, Haussitter, Putzfrau?«
    »Wir überprüfen das alles.«
    »Okay.«
    Luther nickt in Richtung Hauseingang. Howie folgt seinem Blick,
sieht ein in die Wand eingesetztes Plastikgerät mit Tasten. Ein rotes Lämpchen
blinkt. Kläfft wie ein stimmloser Hund. Ein Einbruchalarm.
    Howie gibt Luther nickend ein Zeichen, führt ihn über die
Trittplatten, die die Spurensicherung um das Haus herum gelegt hat.
    Nahe des Regenrohrs steckt Luther die Hände tief in die
Manteltaschen; das verringert die Versuchung, Dinge anzufassen. Er geht in die
Hocke, nickt in Richtung des Punkts, wo das Telefonkabel durchtrennt wurde.
Dann nimmt er eine Hand aus der Tasche und mimt eine Schere. Die Schnittstelle
ist nahe am Boden, halb verdeckt vom dürren Stadtgras, das um das Ende des
Regenrohrs wächst.
    »Er hat also einen Schlüssel. Er weiß auch, dass sie eine
Alarmanlage haben. Und er weiß, wie man sie deaktiviert.« Er steht auf, dreht
den Kopf, um seinen steifen Nacken zu lockern. »Wir müssen herausfinden, wer
die Alarmanlage installiert hat. Beginnen Sie mit dem Lieferanten, dem Typen,
der sie tatsächlich eingebaut hat. Ich habe so was schon erlebt. Wenn Sie mit
ihm kein Glück haben, gehen Sie zu der Sicherheitsfirma, die ihn beschäftigt.
Überprüfen Sie jeden. Rechnungsabteilung, IT-Abteilung, den Chef, seinen
persönlichen Assistenten. Das Verkaufsteam. Alle. Wenn Sie nicht weiterkommen,
weiten Sie die Suche aus. Überprüfen Sie die Ehefrauen der Angestellten. Und
hoffen Sie, dass Sie damit Erfolg haben. Denn wenn nicht …«
    Er lässt das so stehen, betrachtet den durchgeknipsten Draht
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