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Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Titel: Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
Autoren: Elke Bergsma
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nicht, was es hier
plötzlich so lautstark zu diskutieren gibt!“
    „A-aber“, stammelte Magdalena,
die immer noch nicht fassen konnte, was ihre Lehrerin soeben gesagt hatte, „ich
wollte doch nur ... ich verstehe nicht ...“
    „Nun“, wurde sie von ihrer
Lehrerin unterbrochen, „den Eindruck hatte ich beim Durchlesen Ihrer Klausur
allerdings auch.“
    Im Klassenraum schwoll ein kurzes
Gelächter an, das aber wiederum schnell erstauntem Gemurmel wich. „Na,
Magdalena“, sagte ihr Klassenkamerad Christian spitz, „war wohl nicht ganz dein
Thema, die Liebe, oder?“ Lautes Lachen war die Folge, und Magdalenas
Banknachbarin Jantje fügte höhnisch hinzu: „Was will man als heiliges
Mauerblümchen auch mit solch einem Schweinkram anfangen, wie er zwischen Faust
und Gretchen läuft. Ist doch logisch, dass unser Wunderkind da nicht mehr
mithalten kann.“
    „Wer weiß“, wedelte Sybille
Ravensburger mit erhobenem Zeigefinger, „stille Wasser sind bekanntlich tief
und – steckt nicht womöglich auch in jeder Magdalena ein heimliches Gretchen?“
    Magdalena traten angesichts des
lauten Gelächters ihrer Kurskameraden die Tränen in die Augen. Gerade überlegte
sie, einfach aufzustehen und zu gehen, als die Pausenglocke läutete. Schnell
warf sie ihre Sachen in die Tasche und verließ dann hastigen Schrittes den Raum.
Sie rannte in die Mädchentoilette, wo sie sich in eine der Kabinen einschloss
und ihren Tränen freien Lauf ließ. Sie verstand die Welt nicht mehr. Warum nur
war Frau Ravensburger, die bisher immer so anständig zu ihr gewesen war,
plötzlich so gemein? Was hatte sie, Magdalena, denn falsch gemacht? Hatte sie
mit ihren Ausführungen zum Faust wirklich so daneben gelegen? Aber selbst wenn,
dann war das doch immer noch kein Grund, sie in dieser Weise vor dem ganzen
Deutschkurs bloßzustellen!
    Magdalena zog ein Taschentuch aus
ihrer Tasche und schniefte hinein, nachdem sie sich damit über die tränennassen
Augen gewischt hatte. Sie wollte so schnell wie möglich zu Raffael, der würde
sie ganz bestimmt trösten. Aber sie hatte nicht den Mut, so verheult, wie sie
war, durch die Gänge zu laufen. Also würde sie warten, bis es draußen ruhig
wurde. Gott sei Dank war der Unterricht für heute beendet. Unmöglich hätte sie noch
weiterhin daran teilnehmen können.
    Sie kramte in ihrer Tasche, um
nach weiteren Taschentüchern zu suchen. Dabei fiel ihr Blick auf ein Foto von
Raffael, das sie heimlich aus seinem Unterrichtsraum hatte mitgehen lassen. Der
Anflug eines Lächelns flog über ihr Gesicht, als sie sich an die letzten Tage
erinnerte. An jedem Mittag war sie gleich nach der Schule zu ihm gegangen.
Ihren Eltern hatte sie erzählt, Raffael wolle sie auf ein Konzert vorbereiten,
deshalb würden sie ihre Übungsstunden intensivieren. Magdalena grinste.
Intensiviert hatten sie ihre Zusammentreffen tatsächlich, aber auf eine ganz
andere Weise, als ihr Vater vermutete. „Nun“, hatte der zu ihr gesagt, „ich
sehe schon, dass wir mit diesem Raffael Winter einen wirklich guten Griff getan
haben, dem guten Pastor sei Dank. Er scheint dein großes Talent erkannt zu
haben, Magdalena, und wird dich zu einer großen Pianistin machen. Das ist zu
deinem Theologiestudium sicherlich eine hervorragende Ergänzung. Schließlich
gilt es den Herrn Jesus auch musikalisch zu lobpreisen. Ich bin sehr stolz auf
dich, mein Kind, wirklich sehr stolz!“
    Magdalena spürte, wie ihr bei
dieser Erinnerung das Blut in den Kopf stieg. Ihr armer Vater! Sie wollte ihm
nicht wehtun, ihn nicht belügen. Mit aller Kraft hatte sie versucht, ihre Gedanken
von Raffael abzulenken. Geradezu inbrünstig hatte sie immer wieder, Tag und
Nacht, zu Gott dem Herrn gebetet, er möge sie von den sündigen Gedanken und
Gefühlen erlösen, die sie übermannten, wenn sie den Namen Raffael auch nur
hörte. Aber alles Betteln und Beten half nichts. Raffael war zu einem festen Teil
ihrer Gedanken, ja ihres Körpers geworden. An jedem Tag hatte sie sich
vorgenommen, nach der Schule nach Hause zu gehen und ihren Eltern zu sagen,
dass sie ihren Klavierunterricht aussetzen würde, weil sie die Schule so kurz
vor dem Abitur zu sehr in Anspruch nahm. Aber ihre Beine hatten ihr nicht gehorcht,
sondern immer wieder den Weg in die Faldernstraße eingeschlagen. Inzwischen
wartete er schon auf sie, hielt immer eine neue Überraschung für sie bereit.
    In Erinnerung an die gemeinsamen
Stunden, die sie mit Raffael verbracht hatte, spürte Magdalena wieder
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