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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman
Autoren: Rebecca Fischer
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nicht passt, dass Ralf Interesse an mir zeigt. »Die Lippenstiftfarben sind ganz okay, aber das Silber von der Hülle blättert schon nach ein paar Tagen ab, und dann hat man den ganzen Mist im Gesicht oder an
den Händen hängen. Die Mascara ist nicht besonders farbintensiv, und die Reinigungslotion stinkt wie die Pest, wenn du mich fragst.«
    Ich frage dich das aber nicht, denke ich ärgerlich und würde Britta am liebsten die Tasse Kaffee, die Ralf mir gerade kredenzt, über das Seidendings kippen. Am meisten ärgert mich, dass sie im Grunde recht hat.
    »Danke für deine ehrliche Kritik. Ich werde sie gern weiterleiten. Aber was ist eigentlich mit euch? Wäre es nicht zeitgemäßer mit natürlichen Materialien, wie zum Beispiel Organic-Cotton, zu arbeiten? Ich finde euch ein wenig rückständig. Mittlerweile setzen doch sogar die Billigketten auf diesen Trend.«
    Ralf sieht von einer zur anderen, als verfolge er gerade ein Match in Wimbledon.
    Sammy hingegen lässt das alles kalt, sein Vater hat ihn mit Kakao versorgt, also ist seine Kinderwelt für den Moment in Ordnung.
    Als ich es endlich schaffe, uns loszueisen, wir wollen ja schließlich an die Ostsee fahren, erwartet mich an der Stelle, an der ich den Uno geparkt hatte, ein großes - Nichts.
    Den Rest des Sonntags sind wir damit beschäftigt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln an den äußersten Stadtrand zu fahren und meinen Wagen vom Abstellplatz zu holen. Der ganze Spaß kostet mich zweihundertfünfzig Euro.
    Als ich den Betrag von meinem Konto abheben will, stelle ich fest, dass mein Dispo bis zum Anschlag ausgereizt ist. Ich werde also am Montag gleich mit meiner
Sachbearbeiterin bei der Sparkasse sprechen müssen, damit alle anstehenden Buchungen ordnungsgemäß durchgeführt werden können. Ich habe keine Lust, mich demnächst auch noch mit Mahnungen herumzuschlagen.
    Sammy heult, weil es jetzt definitiv zu spät ist, ans Meer zu fahren. Außerdem ist mein Tank fast leer. Wenigstens reicht mein restliches Geld noch für ein Besänftigungs-Happy-Meal.
    Wenig später heule ich. Dieser Tag war echt beschissen, und ich habe Angst vor der kommenden Woche. Hoffentlich eröffnet mir meine Chefin nicht, dass meine Stelle gestrichen wird.
    Kann mir bitte jemand verraten, was ich getan habe, dass mein Leben gerade so anstrengend ist? Und kann derjenige mir bitte ebenfalls erklären, weshalb mein Exmann und seine hohle Nuss von Freundin wie die Maden im Speck leben, während es für meinen Sohn und mich gerade zum Nötigsten reicht?
    Ich wälze mich im Bett herum und versuche, ruhig zu atmen.
    Den Gedanken daran, einen Versorger für Sammy und mich zu suchen, verscheuche ich, sobald er sich verführerisch lächelnd an mich heranpirscht. Nein - ich werde diesen Speed-Dating-Quatsch nicht mitmachen, dazu ist mir meine Zeit zu kostbar. Bislang war ich eine emanzipierte, starke Frau. Und das bleibe ich auch!

4
    Ein Tag am Meer
    OLIVER KRAMER - SONNTAG, 16. MAI
     
    Hey, was krabbelt da auf meinem Gesicht herum?
    Ich wische kurz über meinen Nasenrücken, und ein Marienkäfer landet auf der weißen Bettdecke. Belustigt betrachte ich das rot-schwarz gepunktete Tierchen und überlege, ob mein Bett der richtige Aufenthaltsort ist.
    Ist er nicht, also locke ich den Käfer auf meinen Handrücken und trage ihn zur Fensterbank. Ich summe »Byebye, Ladybug« und schaue verträumt hinterher. Dann stelle ich mit Entsetzen fest, dass es schon halb eins ist. Mist, ich wollte doch an die Ostsee!
    Eine halbe Stunde später hole ich mir zwei belegte Brötchen und einen Coffee-to-go beim Italiener meines Vertrauens, flirte ein wenig mit der Kellnerin herum und lasse mich dann auf den schwarzen Ledersitz meines Alfas gleiten. Eine Blondine mit sensationeller Figur und sexy Hüftschwung stöckelt dicht an meinem Wagen vorbei.
    »Lust auf’ne Spritztour ans Wasser?«, frage ich durch das offene Verdeck. »Bin gerade auf dem Weg nach Timmendorf und hätte nichts gegen charmante Begleitung.«
Mal schauen, ob sie anbeißt, dann hätte ich wieder einen kleinen Beitrag für mein Buch.
    »Pfoten weg!«, dringt es barsch und drohend an mein Ohr. Vor mir steht ein Schrank von Mann und schießt aus kohlschwarzen Augen spitze Pfeile in meine Richtung.
    »Keep cool, Mann, ich wollte dich nicht beleidigen«, gebe ich zurück und starte den Alfa. »Herzlichen Glückwunsch, du hast eine echt süße Freundin. Einen schönen Tag noch euch beiden.«
    Der Typ tritt beiseite, und ich brause davon, ohne
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