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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber
Autoren: Susanne Fülscher
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Pech für mich. Ich dachte an eines unserer letzten Gespräche, bei dem sie mir meine beschissene Selbstgefälligkeit vorgehalten hatte, weil ich um Karls Freundschaft buhlen wollte. Jetzt buhlte ich um ihre Freundschaft, und das hatte mit Selbstgefälligkeit nicht das geringste zu tun. Es ging mir einzig und allein um Toni.
    Da ich keine große Lust hatte, mit mir nicht allzu vertrauten Menschen belanglose Gespräche zu führen, blieben die wenigen Opernvorstellungen meine einzigen außerhäuslichen Abendbeschäftigungen, ansonsten igelte ich mich mit Kannen voll Rooibusch-Tee in meiner Wohnung ein und überlegte, was ich mit meinen drei Exlovern anstellen sollte. Sie hatten mir – zumindest teilweise – zuviel bedeutet, um alle drei Geschichten irgendwie und würdelos auseiern zu lassen.
    Am meisten lag mir Karl am Herzen. Um seine Freundschaft buhlen … Warum eigentlich nicht? Wenn ich schon Toni aller Wahrscheinlichkeit nach verloren hatte, würde es mir guttun, Karl für unsere rituellen Telefonate wiederzugewinnen. Also setzte ich mich hin und schrieb auch ihm einen ellenlangen Brief, in dem ich ihn um Verzeihung bat und ihm erklärte, daß ich mit dem Mann von neulich nicht zusammen sei. Allerdings teilte ich ihm auch mit, ich hätte endlich begriffen, daß ich ihn zwar sehr, sehr mögen würde, wir aber für eine Paarkonstellation wohl nicht geschaffen seien. Und wenn er das auch so sähe, könnten wir doch endlich anfangen, eine ganz und gar phantastische Freundschaft aufzubauen. Vorsichtshalber machte ich mir jedoch nicht allzu große Hoffnungen.
    Den zweiten Brief an diesem Abend adressierte ich an Skip. Formell betrachtet war ja schon seit längerem mit ihm Schluß, aber schließlich hatte ich den armen Kerl die ganze Zeit über im unklaren gelassen, wieso, weshalb, warum … Ich wollte nicht, daß je ein Mann so mit mir verfuhr, also war es nur fair, wenn ich ihm sozusagen rückwirkend die Wahrheit sagte. Auch bei ihm entschuldigte ich mich für das Durcheinander, das ich angerichtet hätte, klärte ihn dann darüber auf, wie ich zufällig die Fotos in seiner Wohnung gefunden hätte, deshalb würde ich ja wohl für ihn als Partnerin nicht recht in Frage kommen. Punkt, Punkt, Punkt – Freundschaft jedoch nicht ausgeschlossen.
    Kaum waren die beiden Briefe im Kasten, fühlte ich mich erheblich besser. Für die Klärung des Falls Oskar  reichte mir momentan nicht mehr der Atem, doch bereits am folgenden Tag hielt ich einen Brief von ihm in den Händen. Ich hätte Oskar eine großzügig geschwungene Handschrift zugetraut, aber nicht dieses mickrig-verhärmte Gekritzel mit Kugelschreiber. Was er schrieb, bewirkte überhaupt nichts bei mir. Weder Schmerz noch Wut, noch Trauer, noch Freude.
    Nicht daß er keine Gefühle für mich habe, schrieb er, aber zum einen halte er mich für zu egozentrisch , um so etwas wie eine reife Beziehung führen zu können , zum anderen irritiere es ihn,daß ich offensichtlich bei mehreren Männern gleichzeitig meine Hormone im Spiel gehabt hätte , und schlußendlich sei er wieder mit seiner Ex, Ninas Mutter, zusammen. Nichtsdestotrotz habe er jederzeit Arbeit für mich, ich würde auch Prozente auf seine Klamotten bekommen, und einem netten Essen zu zweit oder einem Kinobesuch stünde ebenfalls nichts im Weg.
    Ich konnte nur müde lächeln. Das war also Oskars Geheimnis. Während ich ihm schwule Exzesse, krumme Touren, von mir aus auch sexuelle Störungen in Höchstpotenz zugetraut hatte, war er nur auf vermutlich ziemlich langweilige Weise wieder mit seiner Frau zusammengekommen. Alles Bluff, Fassade – Oskar war nichts weiter als ein verklemmter und dazu reichlich selbstverliebter Biedermann, der es nie wagen würde, seine schwule Ader auszuleben. Wahrscheinlich gehörte er genau in die Kategorie, die Bernd so verachtete: immer ein bißchen auf Homo machen, um es sich ja nicht bei den Männern (und vor allem seinen Kunden) zu verscherzen. Ich wußte nicht, ob mir noch viel daran lag, mit Oskar Kontakt zu halten.
    Dann schon eher mit Skip. Der meldete sich, kaum daß er meinen Brief erhalten hatte. Anfangs waren wir beide etwas peinlich berührt, aber nachdem Skip unverblümt, wenn auch etwas stotternd, seine Vorliebe für behaarte Frauen zugegeben hatte, ging alles ganz leicht. Kein Vorwurf, daß ich in seinen Schubladen gestöbert hatte. Vielleicht glaubte er aber auch, er sei schuld an der Sache, weil er die Fotos offen hatte rumliegen lassen.
    Er erzählte mir, er
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