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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine
Autoren: Nell Dixon
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sie sonst immer hatten, wenn er sich ein neues Comic-Heft gekauft hatte oder gerade mit einem neuen Projekt begann.
    »Wenn ich die Augen schließe, habe ich diesen Traum.« Ich erzählte ihm von der Frau.
    »Toll.«
    »Sag Charlie bitte nichts davon, versprichst du mir das? Sie würde sich nur noch mehr Sorgen um mich machen, wenn sie es wüsste.« Oder mich in die nächstgelegene Klapsmühle einweisen lassen.
    »Ich werde das für dich recherchieren, Abbey. Von Träumen kannst du alles Mögliche ableiten.« Er glühte förmlich vor Eifer, sodass ich nicht das Herz hatte, ihm seine Bitte abzuschlagen.
    »Mach das, wenn du möchtest.« Vielleicht fand er ja etwas, das dem Traum ein Ende machte, sofern es sich um einen Traum handelte. Man wusste nie, vielleicht fand er gleich auch noch ein Mittel gegen mein anderes Problem. Ein Lügenserum möglicherweise. Mein Leben hatte sich in einen zweitklassigen Spielfilm verwandelt. Der einzige Lichtblick, den es in der letzten Zeit gegeben hatte, war der süße Knabe an der Hotelbar gewesen, und der war Polizist.
    In fünf verschiedene Secondhand-Läden musste ich gehen, um die Requisiten zusammenzubekommen, die wir für unseren Schlossbesuch brauchten, die Barbourjacken und die grünen Gummistiefel. Charlie bestand darauf, dass wir uns wie »alter Landadel« ausstaffierten, da Freddie davon überzeugt werden musste, dass das Schloss seit Generationen im Besitz derselben Familie war. Was selbstverständlich auch stimmte, nur handelte es sich dabei eben nicht um unsere Familie.
    Wir wollten Freddie an Ort und Stelle treffen, ihn kurz das Schloss und das Grundstück besichtigen lassen und ihn dann flugs zu einem langen flüssigen Mittagessen in ein Hotel außerhalb der Stadt entführen, wo Charlie seine Brieftasche erleichtern sollte. Als ich das Schloss im Vorfeld in meiner Verkleidung als französische Studentin besucht hatte, trug ich eine kastanienbraune Perücke und dunkle Kontaktlinsen, sodass jetzt kaum Gefahr bestand, dass mich irgendjemand wiedererkannte. Charlie hatte Freddie gegenüber betont, wie überaus notwendig es war, seinen Besuch geheim zu halten, damit die Angestellten des Schlosses keinen Verdacht schöpften. Großonkel Edward wollte nicht, dass sie sich aufregten.
    Kip hatte den Code der Alarmanlage geknackt, sodass wir nichts anderes zu tun hatten, als darauf zu warten, dass die Haushälterin abzog, um dann mit unserem Schlüssel loszugehen, den Alarm abzuschalten und Freddie willkommen zu heißen, wenn der in seinem Jaguar vorfuhr. Kip hatten wir in Charlies Minivan auf der Zufahrtsstraße zum Anwesen zurückgelassen. Von dort konnte er alles überblicken und sicherstellen, dass wir von niemandem gestört wurden, während Freddie seinen Rundgang machte.
    »Glaubst du, dass er das alles durchsteht?«
    Mit dem Fernglas um den Hals wirkte Kip in unserem kleinen weißen Minivan so verlassen, als Charlie und ich über die Auffahrt auf das Schloss zu stapften.
    »Das schafft er. Hier sind ja keine Leute. Er mag die Landschaft, und du hast selbst gesagt, dass ihm ein bisschen frische Luft guttun würde.« Charlie vergrub ihre Hände tief in den Taschen ihrer Barbourjacke und lief weiter.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Kip durch das nur einen Spaltbeit geöffnete Fenster des Minivans viel frische Luft bekam. Was er wirklich brauchte, war ein Urlaub auf dem Land oder der Umzug auf einen Bauernhof in netter ländlicher Umgebung, wie wir es uns schon so lange ersehnten und erträumten.
    Charlie schloss die Tür zum Schloss auf, und ich wagte nicht zu atmen, als sie den Code eingab. Dankbar nahm ich zur Kenntnis, dass das Licht der Alarmanlage grün aufleuchtete und über unseren Köpfen nichts lautstark zu bimmeln oder sirenenartig zu schrillen begann. Wir hatten den Grundriss des Schlosses im Kopf, um für Freddies Besuch gewappnet zu sein, doch sauste ich trotzdem gleich los, um alles rasch zu erkunden, bevor er kam.
    Lange brauchten wir nicht zu warten, und sein silberfarbener Jaguar knirschte über den Kies und hielt vor dem Schlosseingang.
    »Das Reden übernehme ich«, zischte Charlie mir zu, bevor sie das charmante Lächeln einer perfekten Hausherrin aufsetzte und davonschwebte, um die Tür zu öffnen.
    Ich zupfte mein Kostüm zurecht, das stark an eine Montur von Miss Marple erinnerte, und schob die Brille mit dem schwarzen Gestell und den Fenstergläsern mitten auf meine Nase. Es stimmte mich leicht verdrießlich, behandelt zu werden, als sei ich
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