Lübeck
Eingangshalle neben
einer Holzskulptur von St. Jürgen (um 1520), dem Drachentöter.
Auf dem alten Marktplatz einige
Meter vor der Kirche wurde ein Brunnen für ein Travemünder Original
errichtet: Otto Timmermann (1916–2008), den (Mundart-)Erzähler des
Ostseebades. Neben dem regional bekannten, ehemaligen Küster der Kirche ist
ein anderer Kreativer sogar bundesweit populär geworden: Rötger Feldmann
(geb. 17. März 1950), besser bekannt als Brösel und Erfinder der
genial-anarchischen Werner-Comics, stammt aus Travemünde.
St. Lorenz zu Travemünde ,Jahrmarktstr. 14,
Tel. 88800, www.kirche-travemuende.de .
April–Okt. Di–Fr 9–12 und 13–16 Uhr, Sa/So nur 9–12 Uhr,
Nov.–März Di–So 9–12 Uhr. Für die kunstgeschichtliche Vertiefung kann
ein kleiner Kirchenführer erstanden werden. In den Sommermonaten
(Juni–Sept.) findet Do 10.30 Uhr eine kostenlose, halbstündige Orgelmusik
(„Marktkonzerte“) statt. Im Anschluss kann man eine ebenfalls
halbstündige, kostenfreie Kirchenführung mitmachen.
Alte Vogtei
Gegenüber den Priwallfähren, in der Vorderreihe 7, liegt der einstige Sitz
des Stadtvogtes. Seit dem Mittelalter überwachten die Vögte die Travemündung
und schützten die Hansestadt vor feindlichen Streifzügen und
Eroberungsschiffen; sie erhoben Zölle, waren befugt, die niedere
Gerichtsbarkeit zu leiten und hatten die Schankgerechtigkeit inne – nicht
unwichtig für den Landgang der Seeleute.
Das Backsteinhaus stammt
in seiner jetzigen Form aus der Mitte des 16. Jh. (Renaissance). Vermutlich
war der gotische Vorgängerbau dem Stadtbrand von 1522 zum Opfer gefallen. 1599
kam das kleine Nebengebäude dazu, das sog. Audienzhaus, in dem
2006 ein sensationeller Fund gemacht wurde. Während der Sanierung stieß man
auf eine Kassettendecke – und damit auf die Porträts elf römischer Kaiser
und Politiker (u. a. Tiberius und Augustus). Die vollständig renovierte,
bemalte Holzdecke ist einmalig in ganz Norddeutschland. Zur Freude der
Kunstgeschichtler war sogar eine Jahreszahl angegeben: 1623. Damit gehört die Alte
Vogtei , die von 1938 bis 2002 das 6. Polizeirevier (!) beherbergte, zu
den historisch wichtigsten Häusern Lübecks, ähnlich dem Museum Behnhaus
Drägerhaus in der Altstadt (→ Spaziergang 3).
Steht man vor dem zweigeschossigen Gebäude, fallen einem an der rechten
Ecke des Audienzhauses zwei Wasserstandsmarken auf. Die eine aus Sandstein
verweist auf das Hochwasser von 1625, die andere auf die katastrophale
Sturmflut vom 13. November 1872. Auch am alten Leuchtturm (rechts neben dem
Eingang) findet sich eine solche Marke. Während an jenem schwarzen Mittwoch im
ganzen Ostseeraum 271 Menschen starben, gab es in Travemünde nur erhebliche
Sachschäden. Das letzte stärkere Hochwasser datiert auf den 20./21. Februar
2002. Doch erneut hatten die Anwohner und Kurgäste Glück: Das Wasser stieg
bis an die Kanten der Haustüren – und zog sich in den frühen Morgenstunden
zurück.
Durch die schmucke Rokokohaustür gelangt man ins Innere der Vogtei, wo es
angenehm entspannt zugeht. Das Lübecker Teekontor, das Restaurant und
Künstlercafé Alte Vogtei, das Weinkabinett (dort befindet sich die
Kassettendecke) und die Künstlerin Anja Es haben das Haus für lukullische und
künstlerische Zwecke angemietet.
Vorderreihe 7.
Vogtei- und Altstadtführung April–Sept. Mi 11–12.30 Uhr. Die Hälfte der
Zeit geht es tatsächlich um das Gebäude selbst mit Besichtigung der
Innenräume. Treffpunkt an der Alten Vogtei, Eintritt 5 €, Kinder frei.
Alter (und neuer) Leuchtturm
Zwei Leuchttürme oder Backstein meets Moderne
Seit 1974 ist das Leuchtfeuer für Schiffe im 36. Stock des Maritim-Hotels in 114,7 m Höhe befestigt und damit eines der höchsten
Europas. Wer eine kleine Nachtwanderung am Hauptstrand unternimmt, kann die
grellroten Lichtsignale des neuen Leuchtturms deutlich sehen. Für Schiffe
über 55 m Länge und 8 m Breite besteht auch heute noch Lotsenpflicht.
Weitaus stilvoller ist der alte Leuchtturm , der bis zum 7. April 1972 um
18.15 Uhr ungewöhnliche 433 Jahre im Einsatz war. Er ist der älteste
Leuchtturm Deutschlands und das älteste erhaltene Seezeichen an der deutschen
Ostseeküste. 1539 wurde der Backsteinturm von holländischen Festungsmaurern
erbaut; sein Licht wurde zunächst von offenem Holzfeuer und später von
elektrischen Bogen- und Glühlampen über die See geworfen. Zu Beginn des
19. Jh. besaß das Leuchtfeuer bereits eine
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