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Lucy und Olivia 04 - Die Vampirverschwoerung

Lucy und Olivia 04 - Die Vampirverschwoerung

Titel: Lucy und Olivia 04 - Die Vampirverschwoerung
Autoren: Sienna Mercer
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füllten sich mit Tränen. Er legte das Gesicht in die Hände und weinte.
    Lucy hatte das Gefühl, als sähe sie ihrem eigenen Vater dabei zu, wie er zu Staub zerfiel. Es war entsetzlich. Sie und Olivia streckten die Arme nach ihm aus, aber er hob die Hand, um sie zurückzuhalten, damit er fortfahren konnte.
    »Meine Eltern hatten mir immer gesagt, dass Vampire und Menschen sich nicht vermischen sollen«, erklärte er. »Aber als ich Susannah, eure Mutter, kennenlernte, wusste ich sofort, dass sie die Frau für mich war. Es war mir egal, dass sie ein Mensch war.« Er wischte sich oberflächlich mit den Handflächen die Tränen aus den Augen. »Als sie mir sagte, sie sei schwanger, kam mir das vor wie ein Wunder. Ich hatte geglaubt – alle glaubten –, dass das nicht möglich war. Ich dachte, das sei ein Beweis für die außerordentliche Kraft unserer
Liebe.« Er schüttelte unglücklich den Kopf. »Das war mein größter Irrtum.«
    »Sie ist bei der Geburt gestorben?«, fragte Olivia.
    »Aber sie ist meinetwegen gestorben«, antwortete ihr Vater nüchtern. »Ich hätte nie zulassen dürfen, dass sie sich in mich verliebt. Meine Eltern hatten recht – Vampire und Menschen sollten sich nicht vermischen. Das bringt nur Unglück.«
    Er sah Lucy an. »Verstehst du jetzt, warum wir wegziehen müssen, mein Schatz?«
    »Aber der Große Rat der Vampire …«, hob Olivia an.
    »Meine liebe Olivia, meine hübsche Tochter«, unterbrach er sie und wandte ihr seinen hoffnungslosen Blick zu. »Ja, der Große Rat der Vampire akzeptiert dich. Aber das macht dich nicht zu einem von uns. Ich konnte es nicht glauben, als ich erfahren habe, dass du nach Franklin Grove gezogen warst. Es war sicher Schicksal, dass du und Lucy euch kennengelernt habt.« Er seufzte. »Vermutlich habe ich mir das irgendwo tief in mir drin sogar gewünscht, als ich euch unsere Ringe überlassen habe. Aber ich könnte es nicht ertragen, dich auf die gleiche Art zu verlieren wie Susannah«, sagte er heiser. »Deshalb müssen wir uns trennen.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch wie ein Richter, der sein Urteil gefällt hat.
    Lucy wollte etwas sagen, um ihren Vater zu überzeugen, dass alles in Ordnung kommen würde. Nur, dass sie sich inzwischen selbst nicht mehr so sicher war. Was, wenn Olivia etwas Schreckliches zustößt, wenn wir zusammenbleiben?, dachte sie. Schließlich war es
das Blut meines Embryos, das unsere Mutter infiziert hat. Olivias Hand entglitt ihr und alle drei schwiegen, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.
    Dann drehte ihr Vater seinen Stuhl weg und bat sie freundlich, ihn einen Augenblick allein zu lassen. Lucy und Olivia verließen langsam das Zimmer. Es gab offenbar nichts mehr zu sagen.

    Olivia und Lucy ließen sich im Flur vor dem Arbeitszimmer ihres Vaters auf dem Holzfußboden nieder.
    »Es war nicht sein Fehler«, sagte Olivia sanft.
    »Du hast recht«, sagte Lucy, wobei ein Vorhang aus Haaren ihr Gesicht verdeckte. »Es war meiner.«
    »Was?«, fragte Olivia überrascht.
    »Du warst das Menschenbaby«, erklärte Lucy traurig. »Ich war der Vampir. Unsere Mutter ist gestorben, weil sie mich bekommen hat.«
    »Lucy, das ist nicht wahr«, protestierte Olivia. Ihre Schwester sah sie aus den Augenwinkeln zweifelnd an. »Brendans Vater hat doch gesagt, dass sich die Menschen- und die Vampirzellen polarisiert haben. Danach lief alles wie bei einer normalen Schwangerschaft.«
    Lucy schüttelte den Kopf. »Das wissen wir nicht.«
    Unser Vater hat die letzten zwölf Jahre damit verbracht, sich selbst die Schuld am Tod unserer Mutter zu geben, dachte Olivia. Ich kann nicht zulassen, dass Lucy denselben Fehler begeht. Sie stand auf und streckte ihre Hand aus. »Komm mit.«
    »Wo gehen wir hin?«, fragte Lucy und ließ sich hochziehen.

    »Mr Daniels suchen«, erklärte Olivia. »Wir werden das jetzt ein für alle Mal klären.«
    Sie entdeckten Brendans Vater im Wohnzimmer, wo er sich mit einem kleinen, blassen Mann mit Sonnenbrille unterhielt.
    »Entschuldigen Sie, Mr Daniels, können wir Sie einen Augenblick entführen?«, fragte Olivia.
    Mr Daniels folgte ihnen in die Küche.
    »Lucy und ich müssen Sie etwas fragen«, sagte Olivia.
    »Gern«, erwiderte Mr Daniels. Lucy biss sich auf die Lippen und starrte auf ihre Stiefel hinunter.
    »Könnte eine Menschenfrau sterben, wenn sie einen Vampir zur Welt bringt?«, platzte Olivia heraus.
    »Das kommt darauf an«, antwortete Mr Daniels und Olivia war eine Spur besorgt.
    »Worauf?«,
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