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Loving

Loving

Titel: Loving
Autoren: Katrin Bongard
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Wände sind himmelblau angemalt, ihr Bett hat eine blaue Tagesdecke, ihre Vorhänge sind blau. Das Bett ist ein selbstgebautes Podest mit einer großen Matratze, das frei im Raum steht. Luca und ich legen Hannah dort ab. Luca nimmt seine Wolljacke. Sie krabbelt zum Betthaupt, einer blau bemalten Holzplatte, wo große weiße Kissen wie Wolken liegen. Ich stehe unschlüssig am Fußende des Bettes. War es das?
    »Soll ich einen Tee kochen?« Ich gehe zu Hannah. »Hast du Hunger?«
    Luca steht wie versteinert. Ich sollte mich vielleicht nicht länger in seine Familienangelegenheiten einmischen.
    »Soll ich gehen?«, frage ich in seine Richtung. Er senkt den Blick.
    »Kann sie bei mir bleiben?«, fragt Hannah leise. Ich drehe mich zu ihr um. Sie ist noch blass, sieht aber besser aus.
    Luca verlässt einfach den Raum. Ich bin für einen Moment wie paralysiert, dann spüre ich Hannahs Hand, die nach meiner angelt. »Kannst du mir eine Toast machen?«
    Ich nicke.
    »Und einen Tee?«
    Ich schleiche im Dunkeln die Treppe herunter und knipse erst in der Küche Licht an. Das Haus ist wie ausgestorben. Wo ist Luca? Ich sehe mich um und versuche mich zu erinnern, wo das Brot, die Teebeutel liegen. Warum bin ich nicht wie Alex und finde mich in einer fremden Küche ganz einfach zurecht? Alex! Ich hole mein Handy heraus und rufe ihn an.
    »Hey? Das dauert hier länger, wo bist du?«
    Er flüstert. »Ich sitze mit deinen Eltern in der Küche. Wir trinken Kaffee.«
    Aha?
    »Wundern sie sich nicht, wo ich bin?«
    »Nein, ich habe gesagt, du übernachtest bei einer Freundin.«
    »Zoe?«
    »Ich habe das nicht genauer ausgeführt.«
    »Sind sie sauer?«
    Er lacht. »Nein, ihnen geht es sehr gut. Ich habe ihnen das alles erklärt.«
    »Nicht gelogen?«
    »Vielleicht ein kleines bisschen.«
    Ich muss lächeln. »Danke, Alex. Du rettest mich.«
    »Ist mir ein Vergnügen.«
    Hannah thront auf dem Bett, als ich zurückkomme. Sie sieht wesentlich erholter aus. Ich stelle das Tablett auf einen Hocker an ihr Bett.
    »Ich habe nur Butter auf den Toast gemacht.«
    Ich habe mir ein Glas Cola mitgebracht, mein Mund ist wie ausgetrocknet. Ich setze mich zu ihr auf die Bettkante.
    Hannah strahlt. »Danke, Ella!«
    »Ist selbstverständlich.«
    Wenn ich ehrlich bin, genieße ich, dass sie mich wie eine große Schwester behandelt. Ich fühle mich sogar etwas verantwortlich. Ein Alkoholabsturz ist nicht witzig.
    »Passiert dir das öfter?«
    Sie schüttelt energisch den Kopf. »Ich hab gar nicht so viel getrunken. Ich hatte nur nichts gegessen.«
    Ach so . Wir schweigen.
    »Du weißt warum, oder?«, sagt sie leise.
    Ich sehe Hannah erstaunt an. Ich habe keine Ahnung. Nicht den blassesten Schimmer.
    Sie sieht mich fragend an. »Warst du schon mal unglücklich verliebt?«
    Bin ich gerade. In deinen Bruder .
    »Klar.«
    »Er ist viel älter ...«
    Ich lächele. »Mein Vater ist über zehn Jahre älter als meine Mutter.«
    Ihr Blick hellt sich auf. »Echt?«
    »Ja, und sie haben eine tolle Beziehung.« Ich sage nur besser nicht, dass meine Mutter meinen Vater erst mit dreißig kennengelernt hat.
    »Er ist nicht so viel älter. Meinst du, es kann was werden?«
    »Sicher.«
    »Soll ich dir erzählen, wer es ist?«
    Ich zucke nur leicht mit den Achseln. Sie muss mir gar nichts erzählen, schon gar keine Geheimnisse. Neugierig bin ich trotzdem.
    »Geht er auf deine Schule?«
    »Nein, auf deine.«
    »Wirklich?«
    Ich gehe die Jungs an unserer Schule durch. Es erinnert mich an die Standartsituation mit Zoe. Ich komme auf niemanden, außer Luca. Kein Wunder gerade.
    »Vielleicht findet er dich auch toll. Und du hast es nur noch nicht bemerkt«, sage ich.
    Hannah schüttelt den Kopf. »Er kennt mich. Und ich habe ihn gefragt.«
    »Wie gefragt?«
    »Ob er mich mag.«
    Das ist mutig .
    »Und?« Ich nehme einen kleinen Schuck von der Cola. »Kenne ich ihn?«
    Sie nickt. »Du hast mit ihm gesprochen. Heute.«
    Oh mein Gott . »Fritz?«
    Hannah wird rot und Tränen schießen ihr in die Augen. Ich nehme sie schnell in den Arm. Wir sitzen einen Moment so, bis sie mich leicht zurückschiebt.
    »Und was ist mit dir und Luca?«
    Ich schlucke. Das wird offenbar ein richtiges Schwesterngespräch.
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, er ist sauer auf mich.«
    »Warum?«
    »Er hat etwas falsch verstanden.«
    Hannah beißt zum ersten Mal von ihrem Toast ab. »Weißt du, dass er am Sonntag eine Stunde gebraucht hat, um aus dem Park zurück zu laufen.«
    Mir schießt das Blut in den Kopf.
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