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Love

Love

Titel: Love
Autoren: Stephen King
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immer genannt haben, ist das beinahe ein Wortspiel, nicht wahr? – sind, wie du siehst, einige wenige Zahlen von einem Quadrat umgeben. Das sind Fotos von dir allein!« Sie warf Lisey einen imposanten, fast bedrohlichen Blick zu. »Die wirst du dir ansehen wollen.«
    »Oh, auf jeden Fall.« Sie versuchte den Eindruck zu erwe cken, als wäre sie ganz scharf darauf, während sie in Wahr heit nicht wusste, weshalb sie das geringste Interesse an Bil dern haben sollte, die in den viel zu kurzen Jahren, in denen sie einen Mann gehabt hatte – einen guten Mann, einen Nicht-Inkunk, der wusste, wie man’s umschnallte –, mit dem sie sich ihre Tage und Nächte geteilt hatte, von ihr allein geschossen worden waren. Sie erhob ihren Blick zu den unor dentlichen Haufen und Vorbergen aus Zeitschriften, die alle möglichen Umfänge und Formate hatten, und stellte sich vor, wie es sein würde, sie Stapel für Stapel durchzublättern, im Schneidersitz auf dem Boden der Sammlerecke (wo sonst) zu hocken und Jagd auf Bilder von Scott und sich zu machen. Und auf denen, die Amanda so wütend gemacht hatten, ging sie immer ein kleines Stück hinter ihm her, sah zu ihm auf. Applaudierten andere, applaudierte auch sie. Ihr Gesicht war glatt, gab wenig preis, ließ nichts als höfliche Aufmerksam keit erkennen. Ihr Gesicht sagte: Er langweilt mich nicht . Ihr Gesicht sagte: Er hebt mich nicht in den Himmel . Ihr Gesicht sagte: Ich gerate seinetwegen nicht in Flammen und er nicht meinetwegen (die Lüge, die Lüge, die Lüge). Ihr Gesicht sagte: Alles beim Alten.
    Amanda hasste diese Bilder. Für sie spielte ihre Schwester darauf das Salz für ein Rumpsteak, die Fassung für den Edel stein. Sie sah, wie ihre Schwester manchmal als Mrs. Landon, manchmal als Mrs. Scott Landon und manchmal – oh, das war bitter! – überhaupt nicht namentlich genannt wurde. Herab gestuft bis zur Gefährtin. Das musste Amanda als eine Art
    Mord erscheinen.
    »Mandylein?«
    Amanda sah sie an. Das Licht war grausam, und Lisey erin nerte sich ernsthaft schockiert daran, dass Manda im Herbst sechzig wurde. Sechzig! In diesem Augenblick musste Lisey unwillkürlich an das Ding denken, das ihrem Mann in so vie len schlaflosen Nächten zugesetzt hatte – das Ding, von dem die Woodbodys dieser Welt nie erfahren würden, wenn sie es irgendwie verhindern konnte. Etwas mit einer endlos gespren kelten Seite – etwas, was am deutlichsten Krebspatienten beim Blick in kleine Gläser sahen, aus denen die letzten Schmerz tabletten verschwunden waren; vor morgen früh würde es keine mehr geben.
    Es ist ganz in der Nähe, Schatz. Ich kann es nicht sehen, aber ich höre es fressen.
    Halt die Klappe, Scott, ich weiß nicht, wovon du redest.
    »Lisey?«, fragte Amanda. »Hast du was gesagt?«
    »Ich … hab nur etwas vor mich hin gemurmelt.« Sie ver suchte zu lächeln.
    »Hast du mit Scott geredet?«
    Lisey gab es auf, sich ein Lächeln abzuringen. »Ja, das stimmt wohl. Das tu ich noch immer manchmal. Verrückt, was?«
    »Finde ich nicht. Nicht, wenn’s funktioniert. Ich finde, ver rückt ist, was nicht funktioniert. Und ich muss es wissen, ich hab schließlich Erfahrung. Richtig?«
    »Manda …«
    Aber Amanda hatte sich abgewandt, um erneut die Stapel von Zeitschriften, Jahrbüchern und Studentenzeitungen in Augenschein zu nehmen. Als sie wieder Lisey ansah, lächelte sie unsicher. »Hab ich das Richtige getan, Lisey? Ich wollte nur meinen Beitrag leisten …«
    Lisey ergriff eine von Amandas Händen und drückte sie fest. »Das hast du. Was hältst du davon, wenn wir hier ver schwinden? Wir losen, wer zuerst unter die Dusche darf.«
    Ich hatte mich im Dunkeln verirrt, und du hast mich ge funden. Mir war heiß – so heiß! –, und du hast mir Eis gegeben.
    Scotts Stimme.
    Lisey öffnete die Augen und glaubte, sie wäre am helllich ten Tag bei irgendeiner Arbeit oder in irgendeinem Moment weggedöst und hätte einen kurzen, aber erstaunlich detail lierten Traum gehabt, in dem Scott tot und sie bei der Herku lesarbeit war, seinen Schriftstellerstall auszumisten. Als die Augen offen waren, begriff Lisey sofort, dass Scott wirklich tot war; nachdem sie Manda heimgefahren hatte, lag sie schlafend in ihrem eigenen Bett, und dies war ihr Traum.
    Sie schien in Mondlicht zu schweben. Sie konnte exotische Blüten riechen. Ein lauer Sommerwind blies ihr das Haar von den Schläfen zurück – die Art Wind, die an irgendeinem geheimen Ort weit von der Heimat entfernt lange nach Mit
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