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Love

Love

Titel: Love
Autoren: Stephen King
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nach Hause gerufen«, erzählte sie dem lan gen, leeren Raum – jetzt ohne seine Schreibtische und Com puter, seine Bücher und seine Musik, ohne sein Leben. »Das habe ich getan. Nicht wahr, Scott?«
    Aber sie bekam keine Antwort. Anscheinend war er endlich alles losgeworden, was er hatte sagen wollen. Und vielleicht war das gut so. Vielleicht war es das Beste.
    Jetzt, solange der African noch vom Pool nass war, konnte sie mit ihm um die Taille nach Boo'ya-Mond zurückkehren, wenn sie wollte; in seine feuchte Magie gehüllt, konnte sie vielleicht sogar zu Welten jenseits von Boo'ya-Mond vordrin gen … denn sie zweifelte nicht daran, dass solche Welten exis tierten und dass die auf den Bänken rastenden Gestalten ihre Untätigkeit irgendwann sattbekamen und sich von ihren Plätzen erhoben und einige von ihnen fanden. Mit dem nas sen African um die Taille würde sie vielleicht sogar wie in ihren Träumen fliegen können. Aber das würde sie nicht tun. Scott hatte im Wachzustand geträumt, manchmal auf brillan te Weise – aber das war sein Talent, sein Beruf gewesen. Für Lisey Landon war eine Welt mehr als genug, obwohl sie ahn te, dass in ihrem Herzen stets die Sehnsucht nach jener ande ren weiterleben würde, in der sie gesehen hatte, wie die Son ne in ihrem Haus aus Donner unterging, während der Mond in seinem Haus aus silbriger Stille aufstieg. Aber he, ver schmickt noch mal, sie hatte ein Dach über dem Kopf und ein anständiges Auto zum Fahren; sie hatte Klamotten für den Körper und Schuhe für die Füße. Sie hatte auch vier Schwes tern, von denen eine viel Hilfe und Verständnis brauchen würde, damit sie die kommenden Jahre gut bewältigte. Am besten ließ sie die Häkeldecke trocknen, ließ ihr kostbares, tödliches Gewicht aus Träumen und Magie verdunsten, ließ sie wieder zu einem Anker werden. Irgendwann würde sie die gelbe Decke zerschneiden und ständig ein Stück von ihr bei sich tragen: als eine Art Gegenzauber, der ihr half, die Füße auf der Erde zu behalten, zur Abwehr von Wandergelüsten.
    Inzwischen wollte sie sich die Haare trocken frottieren und ihre nassen Sachen ausziehen.
    Lisey ging zur Treppe, tropfte unterwegs dunkle Tropfen auf einige der Stellen, wo sie geblutet hatte. Der um ihre Taille geschlungene African rutschte ihr die Hüften hinunter und sah aus wie ein Rock, exotisch, sogar ein bisschen sexy. Sie blieb stehen und sah sich nach dem langen, leeren Raum um, der in den staubigen Strahlen der späten Augustsonne zu träumen schien. Sie selbst leuchtete in diesem Licht golden und wirkte wieder jung, auch wenn sie selbst keine Ahnung davon hatte.
    »Ich denke, ich bin hier oben fertig«, sagte sie von jäher Zögerlichkeit befallen. »Ich gehe jetzt. Bye.«
    Sie wartete, ohne zu wissen, worauf. Da war nichts. Da war nur ein Gefühl von etwas .
    Sie hob eine Hand, als wollte sie winken, ließ sie dann aber sinken, als wäre sie verlegen. Sie lächelte schwach, und eine Träne rollte ihr unbemerkt über die Wange. »Ich liebe dich, Schatz. Alles beim Alten.«
    Lisey ging die Treppe hinunter. Ihr Schatten verweilte noch einen Augenblick, dann war auch er verschwunden. Der Raum seufzte. Dann war er still. Center Lovell, Maine
    4. August 2005

NACHWORT DES AUTORS
    Es gibt tatsächlich einen Pool, zu dem wir – und mit wir mei ne ich in diesem Fall die große Gemeinschaft von Lesern und Schriftstellern – hinuntergehen, um zu trinken und unsere Netze auszuwerfen.
    Love ist voller Anspielungen auf Romane, Gedichte und Songs, die diese Vorstellung mit Leben füllen sollen. Das sage ich nicht, um irgendjemanden mit meiner Cleverness zu be eindrucken – das meiste ist Herzenssache, das wenigste in ir gendeiner Weise clever –, sondern um einigen dieser wunder baren Fische die gebührende Anerkennung zu zollen; Ehre, wem Ehre gebührt.
    Hier die wichtigsten Anspielungen und ihre Quellen:
    Mir ist so heiß, bitte gib mir Eis: Das Comeback von Michael Connelly.
    Brutofenhitze: Cold Dog Soup von Stephen Dobyns.
    Pafko an der Wand: Unterwelt von Don DeLillo.
    Niemand liebt einen Clown um Mitternacht: Lon Chaney.
    Fegen wollte er, ihr Schweinehunde: Die letzte Vorstellung von Larry McMurtry.
    Empty Devils: Nach Der Sturm von William Shakespeare. »Hell is empty, and all the devils are here.« (Die Höll ist ledig, Und alle Teufel hier!)
    »I Ain't Living Long Like This« ist von Rodney Crowell. An dere Versionen des Songs wurden von Emmylou Harris, Jerry Jeff Walker, Webb Wilder und Ole
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