Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin

Titel: Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
»Was glaubst du eigentlich, was du hier machst?«

    Clarice zuckte zusammen, antwortete jedoch unbeschwert. »Es ist doch gut gelaufen, oder nicht?«
    »Nein, ist es nicht!« Da sie jetzt ungestört reden konnten, ließ Amy ihrem Temperament freie Bahn . »Ich habe dich in meinem Brief gewarnt und dir geschrieben, dass dies hier nicht der richtige Ort für unser kleines Theaterstück ist. Aber du weißt ja immer alles besser!«
    Clarice wechselte ins Französische. »Wir haben kein Geld mehr, und wir hatten keine Zeit, uns einen anderen Ort zu suchen.«
    »Wir könnten beide als Näherinnen arbeiten.« Amys Blick begegnete dem von Clarice im Spiegel. Eine silberne Kette glänzte an ihrem Hals. Daran hing dasselbe Kreuz, das auch Clarice um den Hals trug. »Wir könnten uns irgendwo niederlassen und Kleider entwerfen. Das kann ich gut. Und ich müsste nicht so tun, als wäre ich hässlich. Außerdem müssten wir dann nicht ständig von einem Ort zum anderen flüchten.«
    Clarice schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Ach ja, das habe ich vergessen. Wir sind ja Prinzessinnen.« Amy spie die Worte fast aus. »Prinzessinnen verschmähen solch niedere Arbeiten wie Nähen.«
    »Nein.« Clarice beobachtete ihre jüngere Schwester und wünschte sich, die Lage wäre anders. Sie wollte, dass Amy glücklich war und die ehrenvolle Position einnahm, die ihr von Geburt her zustand. Aber Amy war noch so jung gewesen, als sie aus Beaumontagne geflohen waren, kaum zehn Jahre alt. Clarice war mit vierzehn die zweitälteste der Schwestern, und sie erinnerte sich noch sehr gut an die Etikette, den Luxus, die Pflichten und die Freuden. Sie vermisste sie, aber wichtiger war ihr, dass Amy erfuhr, was es wirklich bedeutete, eine Prinzessin zu sein, dass sie diese Privilegien genießen und die Pflichten schätzen und erfüllen konnte.

    »Sollen Prinzessinnen denn den Menschen Erzeugnisse andrehen, die gar nicht funktionieren?«, wollte Amy wissen.
    Geduldig wiederholte Clarice all das, was sie schon so oft gesagt hatte. »Wir haben uns als Näherinnen versucht. Wir haben so wenig Geld verdient, dass wir fast verhungert wären. Wir müssen Sorcha finden, und dann müssen wir zusammen zurück nach Beaumontagne reisen und Großmutter suchen.«
    Amy antwortete darauf mit einer Grobheit, die Clarice noch nie an ihr erlebt hatte. »Großmutter ist längst tot. Das weißt du genau. Vater und Großmutter wollten nicht, dass wir auf der Straße leben müssen, und Sorcha ist verschwunden.«
    Amy hatte Clarice’ schlimmste Ängste laut ausgesprochen, und der Schmerz, den Amys Worte in der älteren der Schwestern auslösten, nahm Clarice fast den Atem. »Papa ist tot«, erwiderte sie erstickt. »Das wissen wir. Godfrey hat es uns gesagt, und es stand auch in den Zeitungen in London. Aber dieselben Zeitungen haben auch geschrieben, dass Großmutter wieder an der Macht ist.«
    »Godfrey hat auch gesagt, dass Großmutter uns angewiesen hat, erst zurückzukehren, wenn sie nach uns schickt. Er sagte, wir würden von bösen Menschen verfolgt, und wir sollten uns verstecken, bis sie uns durch eine Anzeige in einer Zeitung mitteilt, dass wir sicher zurückkommen können.« In Amys bebender Stimme schwang die Furcht mit, die sie damals empfunden hatten, als Großmutters bevorzugter Bote in der Schule eingetroffen war und Clarice und Amy zur Flucht aufgefordert hatte. Kronprinzessin Sorcha dagegen hatte er zu einer geheimen Zufluchtsstätte gebracht. »Es hat aber keine Anzeige gegeben. Wir lesen in jeder Stadt alle Zeitungen, und du kennst Großmutter. Wenn Sie sagt, dass sie eine Anzeige veröffentlichen wird, dann tut sie das auch.«

    »Ich weiß, ich weiß ja.« Beide Mädchen wussten sehr genau, dass ihre Großmutter eine Art Naturgewalt war.
    »Ich sage dir, alle sind tot, die bösen Menschen haben gewonnen, und wir können nie mehr zurückkehren.«
    »Das wissen wir nicht. Sorcha könnte schon dort sein und auf uns warten. Ich verspreche dir, dass es dir dort gefallen wird. Der Palast ist wunderschön, und du wirst die schönsten Kleider tragen und kannst auf einem wundervollen Pianoforte spielen und...« Clarice versagte die Stimme, und sie kämpfte mit den Tränen.
    »Liebste Clarice!« Amy trat zu ihr und schlang ihre Arme um sie. »Verzeih mir, ich wollte dir nicht wehtun. Ich wünschte nur, wir könnten endlich damit Schluss machen, uns zu verkaufen wie die billigsten...«
    Clarice legte Amy die Finger auf die Lippen. »Wir verkaufen uns nicht. Wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher