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Loslassen - Als Lebenshilfe Und Heilung

Loslassen - Als Lebenshilfe Und Heilung

Titel: Loslassen - Als Lebenshilfe Und Heilung
Autoren: Elfrida Müller-Kainz , Hedwig Hajdu
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gehalten hätte. Sie zog sich provokant an, stach sich selbst ein Piercing durch die Unterlippe, trank Cola, aß all das, was ihr nur schaden konnte, und begann zu rauchen. Sie schwänzte häufig die Schule und brach sie schließlich ab. Ich versuchte, sie durch Schulwechsel, Nachhilfe und einen Auslandsaufenthalt von der Notwendigkeit eines Schulabschlusses zu überzeugen.
    Schließlich lief sie von zu Hause weg und zog zu ihrem Freund. Nun musste sie selbst Entscheidungen treffen. Sie besuchte wieder die Schule, sogar mit gutem Erfolg.
    Nach einem Jahr wollte sie wieder nach Hause. Ich drängte sie nicht, die Schule abzuschließen, denn ich freute mich, dass sie zu mir zurück wollte. Noch immer war ich der Meinung, dass ich ihr jetzt alles beibringen konnte, was sie bisher abgelehnt hatte. Sie brachte ihren Freund mit und beide zogen bei mir ein. Die Probleme waren vorprogrammiert, denn ich war davon besessen, alles für mein Kind richten zu müssen.
    Die Folgen für meine Tochter waren Krankheiten, Depressionen, psychiatrische Behandlung und viel zu hohe Dosen von Antidepressiva. Es folgten Bewusstseinsstörungen und Selbstmordversuche. Ihr Freund verließ sie schließlich. Neue ›Freunde‹ traten in ihr Leben, die ihr Drogen verschafften. Ich kämpfte dagegen mit Verboten und Erpressungen, alles ohne Erfolg. Schließlich warf ich sie aus der Wohnung, denn ich war am Ende. Irgendwann entschloss ich mich, die Dinge geschehen zu lassen. Loslassen blieb mir als einziger Weg, wenn ich nicht selbst an der Situation zerbrechen wollte. Ich begriff, dass wirkliche Liebe keine Bedingungen stellt, sondern zulässt, dass jeder Mensch sein Leben selbst gestalten muss. Ich akzeptierte also, dass sich meine Tochter für eine andere Art zu leben entschieden hatte.
    Schlagartig veränderte sich die Atmosphäre zwischen uns. Es war wie ein Wunder. Meine Tochter entschied sich wie aus heiterem Himmel für einen Entzug und eine Langzeittherapie. Sie erledigte alle Behördengänge allein und hilft mir jetzt sogar im Haushalt. Wir haben nun einen liebevollen Umgang miteinander. Ich habe aufgehört, sie zu irgendetwas zu drängen. So konnte sie die Verantwortung für ihr Leben selbst übernehmen.
    Loszulassen hat auch für mich Positives bewirkt. Mir wird gesagt, ich sei geduldiger, toleranter und liebevoller geworden. Ich bin zufrieden mit meinem Leben und meist guter Dinge. Meine Lebenssicht ist wieder positiv.«
    Genau wie diese Mutter handeln viele alleinerziehende Mütter, denn das Bewusstsein, allein verantwortlich zu sein, verleitet dazu, mehr zu tun, als gut ist. Sie versuchen, ihr Kind in jeder Weise positiv zu beeinflussen und hoffen dabei, es auf den rechten Weg zu bringen.
    Für die Mutter in unserem Beispiel war es ein gewaltiger Entschluss, die Tochter völlig loszulassen, denn sie musste einen Schlussstrich unter all ihre Verhaltensweisen der Vergangenheit ziehen. Sie musste sich vollkommen lösen von der Sorge um die Tochter und sie ganz freigeben. So erwies sich Loslassen als Schlüssel zu einem liebevollen Umgang miteinander und als die beste Hilfe für die Tochter.
    Der Prozess des Loslassens beginnt stets mit einer Erkenntnis oder Einsicht. Der Wunsch, die Situation zum Besseren zu ändern, führt zu einer Entscheidung. Nun gilt es, die Entscheidung in die Tat umzusetzen. Immer, wenn Sie etwas loslassen, findet dieser Prozess statt:
    erkennen
entscheiden
durchführen
     
     
    Mit diesen drei Wörtern beginnen wir eine Aufstellung, die in den folgenden Kapiteln ergänzt wird, sodass ein Leitfaden entsteht, der Ihnen helfen soll, Ihre Lernprozesse leichter überblicken zu können.
    Wir betrachten es als Aufgabe dieses Buches, diese so einfach erscheinende Formel mit Leben zu erfüllen, sodass Loslassen für Sie tatsächlich zu einem »Talent« werden kann.

Loslassen, der Generalschlüssel
    Das Wort »Loslassen« erweckt bei vielen Menschen den Eindruck, es handle sich um eine passive Haltung. Es ist aber ganz im Gegenteil eine aktive, bewusste Handlung. Loslassen stellt so etwas wie einen »Generalschlüssel« dar, der Räume mit schönem, angenehmem Inhalt öffnet, wenn wir ihn richtig benutzen. Es bedeutet, etwas in die Tat umzusetzen, was wir als notwendig und richtig erkannt haben, indem wir loslassen, was uns bisher behindert hat. Es heißt, einen Schritt vorwärts zu gehen, sich von etwas zu befreien, um aktiv werden zu können. Es bedeutet auch, etwas ohne Kampf in Gang zu setzen, um zu einer Lösung zu
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