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Lord Tedric 01 - Lord Tedric

Lord Tedric 01 - Lord Tedric

Titel: Lord Tedric 01 - Lord Tedric
Autoren: Edward E. Smith
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wach: einerseits Enttäuschung über Tedrics Desinteresse an seinem Kampf, andererseits wieder Erleichterung, daß er seine Niederlage nicht miterlebte. Nolan drehte sich um und streckte Traynor seine Hände entgegen.
    »In Ordnung, leg mir die Rüstung an«, sagte er. »Führen wir das arme Lamm zur Schlachtbank.«
    Wenig später wartete Nolan in seiner Ecke ungeduldig auf die Ankunft seines Gegners, Matthew Carey. Die vierzig Pfund Gewicht der Metallrüstung erdrückten ihn fast.
    »Ist das nicht wieder typisch für Carey?«, brummte er. »Wie üblich läßt er alle Leute warten und treibt so die Spannung auf die Spitze.«
    »Was haben Sie mit diesem seltsamen jungen Mann Tedric besprochen?«, fragte Traynor. Nolan wußte nicht, ob sein Diener wirklich an seinem Gespräch mit Tedric interessiert war, oder ob er nur versuchte, seine Gedanken von dem bevorstehenden Kampf abzulenken.
    »Wir haben kaum miteinander gesprochen. Ich sagte ihm, daß ich seine Fähigkeiten bewundere. Er sagte, ich hätte durchaus eine Chance, Carey zu schlagen.«
    »Das war nett von ihm.«
    »Ich glaube nicht, daß er nur nett sein wollte.«
    »Nein, er ist schon wirklich ein seltsamer Mensch. Es geht da ein Gerücht, – ich weiß nicht, ob Sie davon gehört haben, Sir, – daß er Kontakte zu den Wissenden hat.«
    Auch Nolan hatte davon gehört. Das war das einzige, was man seit zwei Jahren in Bezug auf Tedric zu hören bekam.
    »Zum erstenmal hörte ich dieses Gerücht eine Woche nach unserer Ankunft.«
    »Und ist etwas Wahres dran?«
    Nolan zuckte die Schultern.
    »Woher soll ich das wissen? Die Wissenden haben sich mir nicht anvertraut.«
    Traynor lachte laut, zu laut. Es war das typische Lachen eines Untergebenen über einen dummen Scherz seines Herrn. Nolan wischte diese Gedanken beiseite und überlegte ernsthaft. Möglicherweise hatte Tedric sogar recht, vielleicht gab es wirklich einen Weg, um Carey zu schlagen. Seit ihrer Kindheit hatte Nolan es versucht. Mit fairen und unfairen Mitteln hatte er gekämpft, bösartig und sanft, mittelmäßig und schlau. Trotzdem hatte er jedes Mal verloren. Vielleicht gab es wirklich einen Weg. Schon die Vorfahren kannten das Sprichwort: Die Stärke eines reinen Herzens ist größer als die eines vollen Dutzends verdorbener. Nolan wußte nicht, ob er ein gutes Herz besaß, doch er wußte höllisch genau, daß Carey keins hatte.
    Ein Raunen in der Menge erweckte Nolans Aufmerksamkeit. Er wandte den behelmten Kopf und beobachtete einen großen, schwarz gekleideten Mann, der lässig durch den Saal schlenderte. Nolan wußte sofort, wen er vor sich hatte – Matthew Carey. Beim Anblick des sich aufschwingenden blauen Adlers auf der Brust der Rüstung seines Gegners, dem Familienwappen der Careys, runzelte er die Stirn.
    »Ich werde ihn totschlagen, das schwöre ich«, murmelte er. Doch er wußte selbst am besten, daß dies nicht stimmte.
    Carey bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Höflicher Applaus rauschte auf. Kein einziger Kadett der Akademie mochte ihn ihm Grunde, doch hüteten sich alle, ihm allzu deutlich ihre Abneigung zu zeigen.
    Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete Nolan seinen Gegner, der sich trotz seiner schweren Rüstung leichtfüßig bewegte. Ihm ging der Gedanke nicht aus dem Kopf, daß an dieser schwarzen Rüstung etwas faul war. Vielleicht eine neue Legierung, überlegte er, die leichter war als Stahl. Das sähe Matthew Carey ähnlich. Er war der Mann, der so gut wie nichts dem Zufall überließ.
    Drei weibliche Diener, die alle silbern schimmernde, schenkellange Kleider, bestickt mit dem Carey-Adler, trugen, halfen Carey in den Ring. Die Anwesenheit von Frauen in der Akademie stand im strikten Widerspruch zum althergebrachten Korpsgeist. Nur Nolan allein hatte protestiert, als Carey die Frauen im vergangenen Jahr zu sich nahm, doch vergeblich. Der Willkür der Carey-Sippe konnte niemand etwas entgegensetzen; Legalität spielte keine Rolle mehr, die Careys schrieben ihre eigenen Gesetze.
    Nolan stieß Traynor beiseite und erhob sich, um seinem Gegner bis zur Mitte des Rings entgegenzugehen. Im Vergleich zur Sicherheit und Leichtigkeit von Careys Bewegungen fühlte er sich fett und aufgedunsen. Der Schiedsrichter gesellte sich zu ihnen und ermahnte sie, die Kampfregeln zu beachten. Nolan zwang sich dazu, Careys harten Blicken standzuhalten. Nicht die Arroganz in diesen wäßrigen, unmenschlichen Augen, die ihn kalt durch einen Schlitz im Helm musterten, störte ihn, sondern das
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