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Londons Albtraum-Nächte

Londons Albtraum-Nächte

Titel: Londons Albtraum-Nächte
Autoren: Jason Dark
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er kommen. Wenn nicht freiwillig, dann wollte ich ihn locken.
    Ich legte beide Hände rechts und links gegen meinen Mund und sorgte für einen Schalltrichter. Sekunden später rief ich mit lauter Stimme den Namen des Mannes, den ich in Verdacht hatte.
    »King! Gerald King!«, hallte es durch den großen Keller. »Ich weiß, dass du dich hier unten aufhältst. Du bist nicht dumm. Du hast dir denken können, dass ich dich hier suchen würde. Okay, machen wir dem Spiel ein Ende. Ich haben keine Lust mehr, nach dir zu suchen. Stell dich endlich, denn Londons Alptraumnächte sind vorbei, ehe sie noch richtig angefangen haben. Das wollte ich dir sagen.«
    Ich lauschte dem Echo meiner eigenen Stimme nach und hörte auch, dass sie in der Weite verhallte. Eine Reaktion bekam ich nicht, obwohl ich ungefähr zehn Sekunden verstreichen ließ.
    »Angst, King? Hast du Angst?«
    Wieder musste ich dem Echo lauschen, aber es war das Einzige, was mir blieb.
    Niemand meldete sich. Und doch sagte mir mein Gefühl, dass der Killer hier unten steckte.
    »Okay, King, wenn du feige bist, dann werde ich jetzt gehen. Aber ich werde dich stellen. An einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit. Das schwöre ich dir. Und ich werde dafür sorgen, dass du kein weiteres Opfer zwischen deine Pranken bekommst. Ich kann auch dafür sorgen, dass wir den Keller ausräuchern. Es wird dir schlecht bekommen. Okay, deine letzte Chance. Zehn Sekunden gebe ich dir, um dich zu melden. Wenn nicht, werden andere Maßnahmen greifen?«
    Das hatte ich nicht nur so dahingesagt, ich wollte ihn wirklich ausräuchern lassen und ihm gut geschützte Kollegen an den Eingängen verteilt entgegenstellen.
    Ab jetzt zählte die Zeit. Und ich zählte mit. Von zehn abwärts. Sehr langsam, so dass ich mich genau an die vergehenden Sekunden hielt. Der Countdown lief ab, ohne dass sich etwas tat.
    Ich ärgerte mich. Aber um glaubwürdig zu bleiben, musste ich mich an die eigenen Vorgaben halten.
    Aber ich hatte Glück.
    Denn plötzlich hörte ich etwas. Ein Krabbeln und Kratzen auf dem Boden. Und dann kamen sie.
    Seine Helfer – die Ratten!
    ***
    Damit hatte er mich wirklich überrascht. Ich hatte sie auch vergessen, aber hier im Keller hatten sie ihre Chance gefunden. Hier gab es genügend Verstecke und Nahrung, um überleben zu können.
    Es war ein Rattenheer. Sie huschten über den Boden. Sie bildeten Bänder, sie rannten sich gegenseitig über den Haufen. Sie kamen aus den Verschlägen und anderen Löchern. Sie hatten freie Bahn und wussten genau, wo sie hinmussten.
    Ich war ihr Ziel.
    Okay, die Treppe war nicht weit entfernt. Ich hätte hoch laufen und ihnen entkommen können, aber ich blieb auf der Stelle stehen, weil ich meinem Gegner keine Schwäche bieten wollte.
    Um mich herum wieselten sie. Keine sprang an mir hoch. Sie umkreisten als pelziger Haufen nur meine Füße, und hin und wieder spürte ich ihre Zähne an meinen Knöcheln, ohne dass sie allerdings richtig zubissen.
    Es war ein Test. Etwas anderes kam für mich nicht in Frage. Gerald King wollte ausprobieren, wie sehr ich in der Lage war, mich gegen diese Biester zu stellen. Das konnte er haben, da war ich ganz locker. Ich trat nach keiner Ratte, ich drehte mich auch nicht auf der Stelle und wartete ab, was sie taten.
    Irgendwann gewöhnt man sich auch an so etwas, und meine Gedanken kehrten wieder zu der Bestie zurück.
    »He, ist das alles, was du zu bieten hast?«
    »Nein, das ist es nicht!«
    Zum ersten Mal hörte ich ihn sprechen. Und er stand nicht vor mir, sondern hinter mir. Klar, das war für ihn die beste Lösung. Die Ratten hatten mich abgelenkt und ihm freie Bahn geschaffen.
    Der Klang der Stimme hatte auch bei mir einen leichten Schauer hinterlassen. Es war nicht eben das Wahre, eine derartige Person hinter seinem Rücken zu spüren.
    Das sollte nicht so bleiben. Vorsichtig drehte ich mich um. Dass ich dabei gegen einige Ratten trat, machte ihnen nichts, denn keines der Tiere biss zu.
    Ich sah ihn zum ersten Mal.
    Durch Suko’s Beschreibung wusste ich, was mir bevorstand, und ich spürte den heftigen Schlag meines Herzens. Ich wusste sofort, dass vor mir kein normaler Werwolf war. Er erinnerte mich wirklich mehr an einen Gorilla, da hatten die Berber schon Recht gehabt.
    Ein nackter Körper. Vom Kopf bis zu den Füßen mit Fell bedeckt, das im Licht der Deckenleuchte einen etwas rötlichen Glanz bekommen hatte. Ich sah seine langen Arme, ich sah auch die Hände, deren Fingernägel aus Krallen
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