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London Road - Geheime Leidenschaft

London Road - Geheime Leidenschaft

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft
Autoren: Samantha Young
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gehabt. Es schien zum Teenagerdasein notwendigerweise dazuzugehören, für nichts mehr Begeisterung zu empfinden. Als Cole noch kleiner war, hatte ich mir immer Mühe gegeben, ihm ein möglichst schönes und aufregendes Weihnachtsfest zu bereiten, und mitzuerleben, wie sehr er sich auf den Weihnachtsmann freute, hatte mich unbeschreiblich glücklich gemacht. Diese Zeiten waren unwiederbringlich vorbei, und ich trauerte ihnen hinterher. Coles verhaltenes Lächeln beim Auspacken der PlayStation hatte noch einmal für einen Moment das alte Glücksgefühl in mir wachgerufen. Er hatte mir hinterher sogar auf die Schulter geklopft und gesagt, das Geschenk wäre »echt ganz korrekt« gewesen. Überheblicher kleiner Scheißer , hatte ich liebevoll gedacht.
    Cole stöhnte genervt. »’tschuldigung. Ich hab dir doch gesimst, dass ich zu Hause bin. Jamies Dad hat mich mit dem Auto gebracht.«
    Ich atmete auf. »Hast du deine Hausaufgaben erledigt?«
    »Bin gerade dabei, aber irgendjemand nervt mich andauernd mit paranoiden SMS und Telefonanrufen.«
    »Wenn du dich zur verabredeten Zeit bei mir melden würdest, müsste ich dich auch nicht nerven.«
    Er grummelte bloß irgendetwas. Diese Reaktion war mir mittlerweile ziemlich vertraut.
    Ich kaute auf meiner Unterlippe herum, und mein Magen krampfte sich ein wenig zusammen. »Wie geht’s Mum?«
    »Kein Mucks. Schläft.«
    »Hast du zu Abend gegessen?«
    »Pizza, bei Jamie.«
    »Ich habe dir eine PopTart übriggelassen, falls du noch Hunger hast.«
    »Danke.«
    »Gehst du dann bald ins Bett?«
    »Hm.«
    »Versprochen?«
    Wieder ein Stöhnen. »Versprochen.«
    Ich nickte. Ich vertraute meinem kleinen Bruder. Er hatte ein paar Freunde, mit denen er Videospiele spielte und keinen Unsinn machte, er lernte für die Schule, und gelegentlich half er mir sogar im Haushalt. Als Kleinkind war er das süßeste Geschöpf gewesen, das man sich überhaupt vorstellen konnte, und hatte die ganze Zeit an meinem Rockzipfel gehangen. Für einen Teenager war es natürlich uncool, offen Zugneigung zu seiner großen Schwester zu demonstrieren – eine Umstellung, an die ich mich erst gewöhnen musste. Trotz allem weigerte ich mich, auch nur einen Tag verstreichen zu lassen, ohne ihm auf die eine oder andere Art zu zeigen, wie viel er mir bedeutete. Ich selbst hatte als Kind darauf verzichten müssen, und bei Cole sollte es anders sein, ob ihm das nun peinlich war oder nicht. »Ich hab dich lieb, mein Kleiner. Wir sehen uns morgen.«
    Ich legte auf, bevor er mich ein zweites Mal anbrummeln konnte. Dann drehte ich mich um – und erschrak zu Tode.
    Vor mir stand Cam. Er holte gerade Beccas Handy aus ihrem Mantel, der auf einem der Bügel hing, und musterte mich schon wieder von oben bis unten. Dann sagte er ohne mich anzusehen: »Wegen mir musst du nicht nach dem Job fragen.«
    Ich kniff die Augen zusammen. Langsam ging mir die Sache auf den Geist. Was war mit diesem Typen los? Und wieso reagierte ich so auf ihn? Als würde es mich einen Scheißdreck interessieren, was er über mich dachte. »Du brauchst doch einen Job, oder?«
    Wieder traf mich der Blick seiner tiefblauen Augen. Erst zuckte ein Muskel in seinem Kiefer und dann sein Bizeps, als er die Arme vor der Brust verschränkte.
    Vermutlich versteckten sich unter dem T-Shirt noch viel mehr Muskelpakete.
    Er gab mir keine Antwort, aber seine Körpersprache war deutlich genug.
    »Na, also. Dann frage ich unsere Managerin.«
    Ohne ein Wort des Dankes – nicht einmal ein Nicken hatte er für mich übrig – wandte er sich ab. Mein Stresspegel sank, als ob jemand die Luft aus einem Ballon gelassen hätte. Doch im nächsten Moment war es mit der Entspannung wieder vorbei. Cam war stehen geblieben und drehte sich ganz langsam zu mir um.
    Seine Lippen waren nicht übermäßig voll, aber seine Oberlippe hatte diesen sanften, ausdrucksstarken Schwung, so dass es aussah, als verzöge er den Mund permanent zu einem sexy Lächeln. Das sich allerdings in Luft aufzulösen schien, sobald er das Wort an mich richtete. Stattdessen wurde sein Mund zu einem schmalen Strich. »Malcolm ist ein netter Kerl.«
    Mein Puls begann zu rasen. Ich wusste, was viele über mich dachten, deshalb war mir sofort klar, worauf er hinauswollte. Aber mit diesem Typen würde ich mich garantiert nicht auf das Thema einlassen. »Ja, das stimmt.«
    »Weiß er, dass du dich hinter seinem Rücken mit jemand anderem triffst?«
    Okay … Das hatte ich nicht erwartet. Unwillkürlich spiegelte
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