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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)
Autoren: Egmont R. Koch
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Menschen in Guatemala.
    Bei einem weiteren Treffen hochrangiger CIA-Leute am 9. März 1954 wurde diese Forderung durch den Vorschlag ergänzt, für die Attentate lieber »Trujillos Pistoleros« einzusetzen, die hätten mehr Erfahrungen mit Liquidationen. Rafael Leónidas Trujillo Molina, der Diktator der Dominikanischen Republik, galt damals noch als enger Verbündeter der Vereinigten Staaten. Er sollte die Unterdrückung seines Volkes Jahre später so weit treiben, dass die Amerikaner einen kommunistischen Umsturz befürchteten. Und da Trujillo sich weigerte, als Präsident zurückzutreten, fiel auch er, obschon das genaue Gegenteil eines Kommunisten, einem von der CIA unterstützten Plot zum Opfer (siehe S. 69).
    Während der CIA-Stationschef versuchte, mit Dollars die Unterstützung führender guatemaltekischer Militärs zu erkaufen, aber nur ein Kabinettsmitglied gewinnen konnte, forderte der amerikanische Botschafter in Guatemala City ein militärisches Eingreifen. Drei Tage später trafen Kriegsschiffe und U-Boote der US-Marine vor der Küste ein, um die Versorgung des Landes zu blockieren. Am 26. Mai überflog eine Maschine der CIA den Präsidentenpalast im Tiefflug und warf Anti-Árbenz-Flugblätter ab. Es begann eine Terrorkampagne gegen das kleine Land. Gezielte Falschmeldungen und psychologische Kriegführung führten zu panischen Reaktionen in Regierungskreisen. Der US-Botschafter erbat noch einmal dringend Unterstützung aus der Luft: »Bombardieren! Ich wiederhole: Bombardieren!«
    Am 16. Juni 1954 drangen ein paar Hundert von der CIA eher spärlich ausgerüstete Rebellen aus verschiedenen Richtungen in Guatemala ein. Oberst Castillo Armas selbst kam in einem zerbeulten Lastwagen und mit einhundert Mann über die Grenze von Honduras. Die meisten starben innerhalb weniger Stunden. Der Umsturz drohte zu scheitern, bevor er richtig begonnen hatte. Als das CIA-Hauptquartier seine Felle davonschwimmen sah, legte es den Schalter um und bat Präsident Eisenhower, eine Luftoperation zu genehmigen. Am 25. Juni bombardierten drei Thunderbolts , die erst Stunden zuvor in einem Blitzdeal in den Besitz der nicaraguanischen Luftwaffe übergegangen waren, den Exerzierplatz des größten Militärstandortes in Guatemala City. »Präsident Arbenz, der sich bis zur Besinnungslosigkeit betrank, erkannte durch seinen Nebelschleier, dass er von den Vereinigten Staaten angegriffen wurde«, schreibt der New York Times -Journalist Tim Weiner in seinem Buch »Legacy of Ashes«.
    Am 27. Juni trat Arbenz in einer öffentlichen, anti-amerikanischen Hassrede von seinem Amt zurück und suchte in der mexikanischen Botschaft um Asyl nach. Er und insgesamt 120 Regierungsmitglieder und Kommunisten erhielten von der neuen Regierung Castillo Armas’ freies Geleit nach Mexiko.
    »Gelungen war der Putsch größtenteils aufgrund von roher Gewalt und schierem Glück«, so Weiner, doch als die CIA Wochen später dem Präsidenten im Weißen Haus einen Lagebericht erstattete, verkauften sie Eisenhower eine geschönte Version, sprachen von ihrer Mission als einem »Meisterwerk«.
    »Es wurde eine Auswahl von Attentätern getroffen, mit dem Training begonnen und provisorische ›Hit-Listen‹ erstellt«, fasste der CIA-Historiker Gerald K. Haines 1995 nach einer Auswertung aller geheimen Unterlagen seinen Berichtüber das Hinrichtungsprogramm der CIA zusammen, es gebe in den vorliegenden Papieren jedoch »keinen Anhaltspunkt dafür, dass tatsächlich Guatemalteken exekutiert wurden«. Case closed .
    Aber was passierte nach dem Umsturz in Guatemala mit den grundlegenden Erkenntnissen über das lautlose und effektive Töten? Ganz sicherlich verschwand die Expertise nicht in den Tiefen des CIA-Archivs, es ist davon auszugehen, dass sie auch später herangezogen wurde, wenn Mordanschläge in Erwägung gezogen, geplant oder konkret organisiert wurden. Etwa zur gleichen Zeit begann auch der israelische Geheimdienst Mossad, Attentate und außergerichtliche Hinrichtungen als Waffe zu entdecken, und, erstaunlich genug, einige der späteren Morde zeigten eine frappierende Übereinstimmung mit den Ratschlägen der CIA. Das mag daran gelegen haben, dass es generell gültige Prinzipien gab, Feinde gezielt zu liquidieren, ohne sich erwischen zu lassen; es kann aber auch bedeuten, dass die Empfehlungen der CIA aus dem Jahre 1953 Pate standen für eine ähnliche Ausarbeitung des israelischen Geheimdienstes:
    »Bei ›sicheren‹ Exekutionen sollte der Attentäter
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