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Linksträger: Roman (German Edition)

Linksträger: Roman (German Edition)

Titel: Linksträger: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Boltz
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sehr, dass bei Ihnen dieses Ungeheuer nie einziehen wird, dass Sie lernen, es zu bezwingen, jeden Tag aufs Neue, und dass Ihr Fluss der Liebe niemals versiegen möge.«
    »Also mir gefällt die Rede«, flüstere ich Jana zu. »Und dir?«
    »Du bist blöd.«
    Herr Krummbichel spricht weiter, während sich in meinem Mund der Geschmack von Orange ausbreitet.
    »Durch all diese Unwägbarkeiten muss man hindurch, wenn man zum Meer will. Nur gemeinsam findet Ihre Zweimann-Crew zurück in ruhiges Gewässer, um am Ende im Hafen einzulaufen. Nur als zusammengeschweißtes Team können Sie dies schaffen. Sie beide müssen immer zusammenarbeiten und im selben Takt schlagen wie die beiden Flügel eines Schmetterlings.«
    »Ha.«
    Mich trifft Janas Ellbogen unterhalb meines Rippenbogens. Ich spucke das Bonbon zurück in das kleine Papier und reiche es Jana kommentarlos, die damit aber nicht einverstanden ist.
    »Vergiss es, ich will ein neues, und zwar ein gelbes, ich mag die orangefarbenen eh nicht.«
    Herr Krummbichel richtet nun das Wort an das Brautpaar. »Sie wissen, was passiert, wenn Sie nicht im selben Takt mit nur einem Flügel schlagen würden …«
    Das Brautpaar nickt, und Nora sieht sogar richtig besorgt aus. Ihr scheint nicht klar zu sein, dass dies nur ein Beispiel ist.
    »Wir wären behindert?«
    »Fast, Frau Gurke. Sie würden abstürzen.«
    »Ach so, ja.«
    »Aber wissen Sie denn, warum die Liebe durch den Magen geht?«
    Nora schaut sich Hilfe suchend um. »Hat es vielleicht was mit Verstopfungen zu tun?«
    »Nein, auch da liegen Sie knapp daneben, Frau Gurke. Weil man die Schmetterlinge im Bauch doch füttern und bei Laune halten muss.«
    »Ach so, ja natürlich … Hihihu-Hähähä.« Kampfhundlache. Der Standesbeamte merkt, dass hier nicht gerade die geballte Intelligenz vor ihm sitzt, und kürzt seine Rede deutlich ab.
    »Wie auch immer. Ich frage nun Sie, Herr Falco Schmetterling, äh … Schwanz, wollen Sie mit der hier anwesenden Nora Gurke die Ehe eingehen, so antworten Sie bitte mit einem lauten ›Ja‹.«
    Brummelbärchen schluckt und nickt. »Ja.«
    »Und nun frage ich Sie, Frau Nora Gurke, wollen Sie mit dem hier anwesenden Falco Schwanz die Ehe eingehen, so antworten auch Sie bitte mit einem lauten ›Ja‹.«
    »Ja.«
    »Schön. Sie haben sich beide für das Tragen des Doppelnamens Schwanz-Gurke entschieden, der Sie nun bis an Ihr Lebensende verfolgen, äh … begleiten wird. Nachdem Sie nun beide vor mir und Ihren Gästen erklärt haben, die Ehe miteinander eingehen zu wollen, frage ich noch abschließend, ob irgendjemand im Raum einen Einwand gegen diese Ehe erheben möchte. Er möge jetzt sprechen oder für immer schweigen.«
    Jana und ich wechseln einen kurzen Blick und schütteln beide den Kopf. Nein, wir haben nichts mehr dagegen. Wir wollen nur noch Ruhe.
    »Wenn dem nicht so ist, dann erkläre ich Sie nun kraft meines Amtes …«
    »Ich möchte noch etwas Wichtiges sagen.«
    Falco erhebt sich und dreht sich zu den Anwesenden um. Jana und ich tauschen einen flüchtigen Blick. Er wird doch nicht vielleicht …?
    Der Standesbeamte tritt einen Schritt zurück.
    »Ja, Herr Schwanz-Gurke? Ein Wort an Ihre Frau?«
    »Nicht ganz. Es ist an alle hier gerichtet.« Langsam gleitet Falcos Blick über die Hochzeitsgesellschaft, dann richtet er sich die Weste und beginnt: »Da Nora und ich nun in den heiligen Stand der Ehe treten werden und ich somit auch in die Familie Gurke eintrete, sehe ich mich in der misslichen Lage, etwas äußern zu müssen …«
    Gespannt hänge ich an seinen Lippen.
    »Ich weiß nicht recht, wo ich beginnen soll, aber … ich habe in den letzten Tagen viel über mich gelernt und weiß, dass die Wahrheit das höchste Gut ist. Ich möchte unsere Familie schützen, und daher muss ich es einfach aussprechen … auch wenn Homosexualität nichts Verwerfliches darstellt. So muss ich doch das heilige Sakrament der Ehe vor einer großen Lüge schützen.«
    Jana greift nach meiner Hand. Wir können es nicht fassen. Er ist doch schwul, und sein katholisches Gewissen zwingt ihn nun zur Beichte. Ich kann nicht anders und springe von meinem Sitz auf, um ihn zu unterstützen.
    »Ja, raus damit. Hab keine Angst. Sag es offen und freiheraus.«
    Brummelbärchen schluckt und nickt. Es fällt ihm sichtlich schwer.
    »Also gut. Ich wollte das so nicht äußern, aber während der letzten Tage ist mir klar geworden, dass … Robert homosexuell ist.«

46 Hose runter!
    W as?«, ruft Jana
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