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LIMIT - reich, gewissenlos, tot

LIMIT - reich, gewissenlos, tot

Titel: LIMIT - reich, gewissenlos, tot
Autoren: Sullivan Mark T.
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fraglichen Investitionen vorgelegt hatten. Klinefelters Beteiligung bestand demnach lediglich aus einem untrüglichen Geschäftssinn.
    »Clevere Männer ticken eben ähnlich!«, hatte Albert Crockett herablassend auf ihre Fragen geantwortet.
    Dies war also der Stand der Dinge, und das schon seit drei Monaten. John Ikeda hatte ihr geraten, mögliche Treffen oder Telefonate zwischen den beiden Männern aufzuspüren. Doch der Staatsanwalt, der mit ihr gemeinsam an dem Fall arbeitete, hatte keinen der Richter davon überzeugen können, Einzelverbindungsnachweise von den Verdächtigen zu fordern und Zugang zu ihren Computern zu erhalten. Cheyenne war außer sich gewesen.
Wer unter Terrorverdacht geriet
, dachte sie
, der hatte keinerlei Rechte
.
Wer dagegen des Diebstahls verdächtigt wurde, genoss nach wie vor rechtlichen Schutz, vorausgesetzt, er hatte das nötige Kleingeld
.
    Sie verdrängte ihre Bitterkeit, denn sie musste eine Möglichkeit finden, sich in dem Meer von Transaktionen, das vor ihr waberte, zurechtzufinden. Viele hunderttausend Anteile, alle über diverse Handelsgesellschaften und
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gekauft. Milliarden von Dollar, in einer Art und Weise ins Spiel gebracht, dass sich kaum zurückverfolgen ließ, worum es eigentlich ging.
    Für diese Leute ist das Ganze nur ein einfaches Pokerspiel
, dachte sie bitter.
Wem sie damit schaden, ist ihnen egal. Wer die meisten Chips anhäuft, der hat das Spiel gewonnen.
    Cheyenne saß nachdenklich vor ihrem Bildschirm und scrollte durch die Dokumente. Dabei entdeckte sie Daten zu Crocketts Übernahme von Harrison Timber, einer Holzverarbeitungsfirma in Oregon.
    Es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, ein Pokerspiel zu gewinnen
, dachte sie. Der Gedanke wuchs in ihr, bis er sie völlig ausfüllte. Sie knallte ihr Laptop zu und packte es in die Aktenmappe. Dann griff sie sich ihren Mantel und schlüpfte hastig hinein.
    Ikeda bemerkte es. »Wo willst du hin?«
    »Zum Flughafen«, sagte sie.
    Ikeda sprang erschrocken auf. »Keine gute Idee.«
    »Ganz im Gegenteil, die Idee ist brillant«, sagte sie.
    »Was willst du denn da draußen?«
    »Einen Bluff starten«, sagte sie und eilte zu den Aufzügen.

5
    Im Café des Jefferson Clubhauses stand Hennessy am Fenster und starrte, blass geworden, hinaus auf den Snowboard-Erlebnisparcours neben der normalen Abfahrtspiste. Der erste Snowboarder trug einen weißen Anorak und heizte Richtung Absprungschanze. Seine Verfolger in Grün und Gelb waren ihm dicht auf den Fersen. In fünf Metern Höhe eröffneten sie das Feuer. Sogar aus hundert Metern Entfernung sah Hennessy die Farbbälle wie orangefarbene Blitze durch die verschneite Luft sausen und auf den weißen Anorak der Jagdbeute klatschen.
    Der erste Snowboarder konnte sauber landen. Er carvte in die Halfpipe und raste die gegenüberliegende Wand hinauf. Die Boarder hinter ihm waren weniger elegant und mussten knirschend auf den Brettkanten rutschen, um die Kurve zu kriegen. Dies verschaffte dem Gejagten den nötigen Vorsprung.
    Er fegte über die Bande hinaus, schnellte in einer Drehung nach oben und landete wieder in der Halfpipe, wo er geradewegs auf die Verfolger zuhielt und sie nun seinerseits mit Farbe beschoss. Einer von ihnen stürzte. Der andere glitt weiter und ballerte zurück.
    Sein Gegner aber war schon davongesaust, auf die Talstation zu. Er sprang auf das Geländer einer Absperrung und schrammte darauf entlang, die Arme in Siegerpose nach oben gerissen.
    »Der Junge fährt wie der Teufel!«, stellte Jack Doore bewundernd fest. »Alle Achtung!«
    »Tja, wie der Teufel persönlich«, stimmte Hennessy mit säuerlicher Miene zu. »Aber gestern erst haben mir die drei Clowns einen Motorschlitten zu Schrott gefahren. Ich muss der Sache ein Ende machen, bevor noch jemand zu Schaden kommt.«
    Hennessy stürmte in seinem roten Fleecepulli und den ledernen Hausschlappen hinaus auf die beheizte Terrasse. Er hielt sich gegen die wirbelnden Flocken schützend die Hand vor Augen und sprang die Treppe hinauf zum Skilift, um die drei abzufangen, bevor sie wieder bergauf fuhren.
    Da kamen sie auch schon angeflitzt. Ihre Anoraks waren mit orangefarbenen Flecken gesprenkelt, und alle drei hielten sich die Bäuche vor Lachen. Der Größte ließ sich rücklings in den Schnee fallen. Die anderen taten es ihm gleich, ungeachtet der Blicke, mit denen sie von anderen Skiläufern bedacht wurden.
    Die Hände in die Hüften gestemmt, baute Hennessy sich vor ihnen auf und verzog das Gesicht
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