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Liliths Kinder

Liliths Kinder

Titel: Liliths Kinder
Autoren: Vampira VA
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Genugtuung und - immer noch Angst.
    Vador legte selbst kaum mit Hand an, hielt sich etwas abseits. Zu sehr war er damit beschäftigt, darüber nachzusinnen, ob es klug gewesen war, den anderen zu verraten, daß Feuer die Tyrannen zu töten vermochte.
    Als vier Männer die Tyrannin namens Lilith an Beinen und Armen packten, um sie zu dem Pfahl hinzuschleifen, war es Vador, als höre er etwas, außerhalb des Kreises aus flackerndem Licht, den die Fackeln schufen.
    Als sie das Weib an den Pfahl banden, war Vador sicher, daß im Dunkeln jemand seinen Namen flüsterte.
    Und als sie das Holz in Brand steckten, sah Vador die Schemenhafte Gestalt hinter sich, die ihm zuwinkte.
    Er wandte sich ab von dem grausigen Schauspiel, das in der Mitte des Platzes seinen Lauf nahm, und trat zu der Gestalt.
    »Calot?« entfuhr es ihm verwundert. Und viel zu laut! Hastig sah er sich um, ob jemand auf ihn aufmerksam geworden war. Aber die Verbrennung der Tyrannin schlug alle viel zu sehr in ihren Bann, als daß sie noch etwas anderes wahrgenommen hätten.
    Der Blinde legte den Finger an die Lippen.
    »Wie hast du mich gefunden?« fragte Vador verwirrt.
    »Jeder Mensch hat seinen ganz eigenen Duft«, erwiderte Calot mit einem Lächeln, das fein sein sollte, in seinem verbrannten Gesicht aber nur zur Grimasse geriet.
    »Und was willst du hier?«
    »Ich - wir brauchen deine Hilfe«, sagte der Blinde. »Jetzt nötiger denn je. Und die aller anderen, die um unser tiefes Reich wissen.«
    »Hilfe - wobei?« hakte Vador nach.
    Wieder lächelte Calot.
    »Die Tiefen kommen ans Licht«, erklärte er orakelhaft.
    Eine vage Ahnung beschlich Vador.
    »Ihr wollt -?« begann er. »Ich meine - es ist soweit?«
    Calots blinder Blick richtete sich an Vador vorbei auf den brennenden Scheiterhaufen, und für den Moment hatte er den Eindruck, der Tiefe könnte noch sehen, wenigstens für diesen einen Augenblick.
    »Die Zeit«, sagte Calot, und diesmal wirkte sein Lächeln versonnen, fast freudig, »war nie günstiger als jetzt. Und wird es nie werden.«
    Als müsse er sich von dem Anblick, der nur in seiner Vorstellung existieren konnte, gewaltsam losreißen, so heftig wandte Calot sich ab. Mit erstaunlich zügigen Schritten tauchte er in ein die Nacht.
    »Komm mit«, hörte Vador seine Stimme aus dem Dunkeln.
    Etwas darin erschien ihm wie ein verheißungsvoller Lockruf.
    Und er folgte ihm.
    *
    Sie wollte es nicht wahrhaben, und doch erhob sie sich irgendwann vom Boden, auf dem sie gelegen hatte, einfach nur dagelegen und in der Leere treibend, die geblieben war. Sonst nichts, nur diese völlige Leere. Auf dem Höhepunkt der Euphorie . . der Absturz! Der tiefe Fall in die Realität!
    Nona hatte die Hände überkreuz um ihren Hals gelegt, dessen Glätte sie regelrecht anwiderte. In diesem Moment haßte sie sich selbst - haßte sie ihr Unvermögen, aufrecht halten zu können, was ihr Erfüllung gebracht hätte.
    Aber inzwischen hatte sie sich der quälenden Wahrheit stellen müssen und wußte nun, daß es hier - hier im Reich ewiger Düsternis - keine Befriedigung für sie geben konnte; jedenfalls nicht solche, nach der sie fieberte, die ihr ein Grundbedürfnis war.
    Wie konntest du mir das antun? dachte sie, während sie sich langsam, als würde sie von der Last der Jahre, die sie wirklich durchwandert hatte, niedergedrückt.
    Ihr Denken hatte einen Schuldigen für das Dilemma, in dem sie gefangen war, ausgemacht: Landru.
    Wie konntest du von mir verlangen, hierzubleiben, während du selbst...
    Sie führte den Gedanken nicht zu Ende.
    Matt und verzweifelt, vollkommen deprimiert stieg sie den Wall hinab, schleppte sie sich durch Mayabs Schwärze zurück dorthin, wo sie Unterkunft, aber keine Ruhe finden würde.
    Und währenddessen fragte sie sich, wie lange ihre Loyalität gegenüber dem Geliebten sich noch als stärker gegenüber dem ungestillten Hunger erweisen würde, der in ihr wühlte - aber nur in ihrem Kopf, nicht in ihren Eingeweiden.
    Wann kommst du endlich zurück?? fragte sie sich weiter. Warte nicht zu lange, sonst... bin ich vielleicht fort.
    Erst spät bemerkte sie den Schein der Flammen. Den Glanz eines Feuers, das sich zum Flächenbrand ausweiten konnte und Mayabs Zukunft vielleicht für immer in Rauch erstickte .
    *
    Die Flammen schlugen hoch und höher aus der Holzpyramide. Wie feurige Zungen leckten sie nach Lilith, die noch immer reglos in den Fesseln am Pfahl hing. Dann war sie hinter einer wabernden Wand aus Licht und Hitze
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