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Lilientraeume

Lilientraeume

Titel: Lilientraeume
Autoren: Nora Roberts
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verkündete, er müsse »Pipi machen«, und zwar sofort.
    »Okay, aber schnell, denn du sollst doch mit auf die Fotos«, mahnte Hope, bevor er davonstürmte, und wandte sich dann an die Hochzeitsgesellschaft. »Erst vom Brautpaar und sämtlichen Gästen, dann von Clare und Beckett und den Jungen und danach von den beiden allein.« Sie sah den Fotografen an. »Wenn Sie damit in fünfundvierzig Minuten fertig sind, bleiben wir zeitlich im Rahmen.«
    »Hast du etwa eine Stoppuhr in der Hand?«, erkundigte sich Ryder spöttisch.
    »Die hat sie hier oben«, antwortete Avery an Hopes Stelle und tippte sich gegen die Stirn.
    »Es steht schließlich noch eine Menge auf dem Programm: das Hochzeitsessen, die Hochzeitstorte und der Hochzeitstanz. Und daneben soll Clare und Beckett schließlich noch ein bisschen Zeit bleiben, ihren Ehrentag zu genießen«, verteidigte sich Hope.
    »Ich glaube kaum, dass die beiden sich selbst solche Gedanken machen«, stellte Ryder lakonisch fest und deutete auf das verliebte Ehepaar, das sich gerade küsste und die Welt ringsum zu vergessen schien. »Also entspannen Sie sich, Commander.«
    »Entspann dich erst mal selbst«, murmelte Hope, während sie die Gästeschar zusammentrieb.
    Avery überlegte unterdessen, wann sie Owen den Stein zeigen sollte. Es müsste ein ruhiger Moment sein, entschied sie, also keiner wie dieser, wenn Lärm und Hektik herrschten. Später, wenn die Feier zu Ende ging, würde sich bestimmt eine passende Gelegenheit finden.
    Es wurde ein rauschendes Fest. Nachdem der Fotograf seine Arbeit erledigt hatte, stießen alle mit Champagner auf das Glück von Clare und Beckett an, während der Brautvater und Justine jeweils eine kurze Rede hielten. Danach wurde das Bufett eröffnet, und Clare und Beckett gingen unter dem Applaus der Gäste zu der großen Tanzfläche im Hof. Inzwischen war die Sonne nur noch als roter Ball am Horizont zu sehen, doch die ungewöhnlich warmen Temperaturen dieses Apriltags sorgten zusammen mit großen Heizstrahlern dafür, dass niemand fror.
    Avery nahm Owen zur Seite. »Komm mit nach drinnen. Ich muss dir was zeigen.«
    »Ich wollte jetzt eigentlich mit dir tanzen und dann etwas essen …«
    »Machen wir alles später – so viel wie du willst«, sagte sie und zog ihn hinter sich her in den ersten Stock. »Die Sache hat eine Vorgeschichte«, fing sie an. »Ich stand draußen auf dem Balkon, bevor wir vor der Trauung heruntergekommen sind. Ich war ein bisschen nachdenklich gestimmt, weil so ein Ereignis einen schließlich nicht unberührt lässt. Und dann kam sie zu mir. Besser gesagt, die Balkontür schwang auf. Ich dachte gerade an Clare und Beck, ans Heiraten, an die Versprechen, die man sich bei einer Hochzeit gibt, und hab mich gefragt, woher Leute den Mut nehmen, einen solchen Schritt zu tun. Dafür braucht man ganz schön viel Rückgrat.«
    »Mit Rückgrat hat das nichts zu tun.«
    »Was auch immer.« Sie öffnete die Tür zum T&O, in dem noch immer ihre Handtasche lag. »Als ich vorhin wieder nach drinnen gehen wollte, sah ich plötzlich etwas auf dem Tisch neben der Balkontür liegen.« Sie wühlte in der Tasche und atmete erleichtert auf, als ihre Fingerspitzen den Kiesel ertasteten. »Das hier«, sagte sie und streckte ihm ihre Hand entgegen.
    »Wow. Ein Stein.«
    »Dein Spott ist völlig unangebracht. Sieh ihn dir lieber mal genauer an.« Sie drückte ihm den herzförmigen Kiesel in die Hand und beobachtete, wie sich seine Miene veränderte. Aus Belustigung wurde erst Verwirrung, dann grundstürzendes Erstaunen.
    »Sie hat ihn dir gegeben.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Ja, anders kann es nicht sein. Sie muss ihn auf den Tisch gelegt haben, denn als ich rausging, war er noch nicht da. Sie wollte mir offenbar etwas damit sagen. Oder was meinst du?«
    »Ich finde das Ganze total verrückt: Ein Geisterwesen gibt dir einen sehr realen Gegenstand, den man jedoch nicht sieht, wenn sie ihn bei sich trägt. Irrer geh t ’s kaum.«
    »Darüber denkt man am besten gar nicht nach, sonst zweifelt man am Ende noch an seinem gesunden Menschenverstand. Trotzdem: Billy muss ihn ihr gegeben haben – alles andere macht keinen Sinn. Allein schon wegen der eingravierten Initialen. Unser Billy ist offenbar ein Romantiker gewesen. Entdeckt vermutlich durch Zufall diesen außergewöhnlich geformten Stein und widmet ihn ihr als Talisman. Diese unvollendete Liebe rührt mich immer mehr.«
    »Ja, und ich freu mich, dass wir die Initialen
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