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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um
Autoren: Tanya Stewner
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Lilli hielt sich vor Entsetzen die Ohren zu.
    »Das geht so nicht!«, wieherte Merlin in durchdringendem Ton, und bevor Lilli begriff, was geschah, machte er sich los und stürmte auf den Parcours. »Wirf ihn ab!«, rief Merlin Schnee zu. »Wirf ihn ab und lauf weg!«
    Schnee, die schwer atmete und weißen Schaum vor dem Maul hatte, stöhnte: »Ich kann nicht …«
    »Doch!« Schon war Merlin bei ihr, stupste sie an und stampfte energisch mit den Hufen auf den Boden. »Er darf das nicht mit dir machen!«
    Schnee stöhnte abermals.
    Plötzlich hob Egobert seine Reitgerte. »Weg mit dir, Mistvieh!«, gellte der Trainer und versuchte, Merlin mit seiner Gerte zu erwischen. Der Schimmel wich ihm jedoch geschickt aus. »Weg!«, schrie Egobert, und mit einem Mal schien all die Wut, die Lilli ihm schon immer angesehen hatte, aus ihm herauszubrechen. »Verdammtes Pferd!«, röhrte er. »Ich hasse dich! Ich hasse alle Pferde!«
    Da erwischte er Merlin. Die Reitgerte peitschte mit lautem Klatschen auf den Rücken des Schimmels nieder. Merlin scheute und wich zurück. Im gleichen Moment stieg Schnee auf die Hinterläufe. Mit einer verzweifelten Bewegung erhob sie sich und versuchte, Egobert abzuwerfen. Der Trainer hielt sich am Sattel fest, aber da schüttelte Schnee sich noch einmal mit aller Kraft und brachte ihren Reiter so zu Fall. Egobert landete unsanft auf dem Hosenboden.
    »Komm mit mir!«, rief Merlin der Stute zu und rannte los. Im Sturmtempo schoss er vom Platz – zu Lilli. Schnee folgte ihm in ängstlichem Galopp.
    Ein großes Tohuwabohu entstand. Mit einem Mal liefen unzählige Leute auf den Springparcours und riefen gellend durcheinander. Gleichzeitig richtete Egobert sich zornig auf und begann zu schreien und zu fluchen. Schnee versuchte, sich hinter Merlin zu verstecken, und Merlin drängte sich nah an Lilli heran. Tom bemühte sich, Storm unter Kontrolle zu halten, der wütend wieherte, dass er auf den Parcours laufen und Egobert umrennen wolle. Lillis Vater stellte sich instinktiv vor Lilli, damit sie von Merlin nicht zerquetscht werden konnte, Annabell und Slavika riefen aufgeregt durcheinander, Lillis Mutter stand wie erstarrt da, Lillis Oma schnappte sich Schnees Zügel und sprach auf die Stute ein, Wolke hielt sich mit käsebleichem Gesicht an Jesahja fest, und Jesahja fuhr sich kopfschüttelnd mit beiden Händen durch die Haare.
    Lilli hörte ihn sagen: »Das gibt Ärger.« Dann stürzten schon die Leute vom Organisationskomitee auf sie zu.

Gewinner und Verlierer
    Sowohl Egobert und Schnee als auch Lilli und Merlin wurden disqualifiziert. Nach einem solchen »Ausraster« – so die schwarzhaarige Dame vom Komitee – dürfe man ihnen die weitere Teilnahme am Turnier auf keinen Fall gestatten. Das Komitee schien Merlins Verhalten ebenso als »Ausraster« einzustufen wie Egoberts wildes Herumschlagen und Fluchen. Aus diesem Grund durften sie nun alle vier nicht mehr mitmachen und hatten damit auch keine Chance auf einen Preis. Lilli störte das nicht, schließlich war es ihr sowieso nicht ums Gewinnen gegangen. Bei Egobert verhielt sich das allerdings anders. Nachdem das Komitee ihn disqualifiziert hatte, fuhr der Trainer völlig aus der Haut, beschimpfte die schwarzhaarige Dame auf das Übelste und versuchte sogar, mit seiner Gerte nach ihr zu schlagen. Lillis Vater und Tom gingen dazwischen und hielten Egobert fest, während die Dame vom Komitee die Polizei anrief. Nun saß Egobert auf einem einsamen Platz am Rande des Parcours und schimpfte wütend vor sich hin. Lillis Vater und Tom standen neben ihm und achteten darauf, dass er niemandem etwas antat, während sie auf die Polizei warteten.
    Lilli, Wolke und Jesahja waren unterdessen damit beschäftigt, Schnees Vorderbeine abzuwaschen. Wolke hatte einen Eimer Wasser besorgt, und nun reinigten sie die Beine der Stute vorsichtig, um sie von der Salbe zu befreien.
    »Was macht ihr denn da?«, fragte plötzlich eine Männerstimme. Neben ihnen stand das ältere Paar, das Lilli zuvor bei Egobert gesehen hatte. »Das ist unsere Stute«, erklärte der grauhaarige Herr und wies auf Schnee.
    »Oh.« Lilli richtete sich auf. »Wir … waschen sie.«
    »Und weswegen macht ihr das?«
    Lilli tauschte einen kurzen Blick mit Jesahja, dann sagte sie: »Weil Egobert Schnee vor dem Turnier mit einer speziellen Salbe eingerieben hat, durch die sie Schmerzen –«
    »Erzählt ihr schon wieder diese wilde Geschichte?«, unterbrach die schwarzhaarige Frau vom Komitee Lilli
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