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Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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das mir am Herzen liegt.«
    Lilli sah ihre Mutter fragend an. Was kam denn jetzt?
    »Inzwischen wissen ja alle deine Mitschüler und auch die Angestellten im Zoo über dein … besonderes Talent Bescheid …«, begann Frau Susewind. »Und ich habe mit allen Lehrern und der Zoodirektorin gesprochen und sie gebeten, die Sache nicht an die große Glocke zu hängen.«
    Lilli schluckte. Darum ging es also! Ihre Mutter hatte sich schon seit jeher schreckliche Sorgen darüber gemacht, dass andere von den ungewöhnlichen Fähigkeiten ihrer Tochter erfahren könnten. Sie war immer sehr darauf bedacht gewesen, Lillis Besonderheit zu verheimlichen. Und wenn doch einmal etwas herauskam, waren sie so schnell wie möglich in eine andere Stadt gezogen.
    Nach dem letzten Umzug vor wenigen Monaten war Lillis Geheimnis abermals ans Licht gekommen. Doch dieses Mal hatten die Menschen anders reagiert als zuvor. Niemand hatte Angst vor Lilli oder behandelte sie, als sei sie von einem anderen Stern. Eigentlich waren alle interessiert an ihr und hielten ihre Gabe für etwas Schönes. Auch im Zoo hatte Lilli bereits neue Freunde gefunden. Sie arbeitete dort nach der Schule als Dolmetscherin und übersetzte für die Pfleger und die Direktorin, was die Zootiere sagten. Die Angestellten im Zoo verhielten sich Lilli gegenüber ganz normal, und das gefiel ihr sehr.
    Lilli fragte sich nun, warum ihre Mutter sie in einem solch merkwürdigen Tonfall auf ihre Fähigkeiten ansprach.
    »Ich bin froh, dass das Ganze noch nicht in der Zeitung war«, fuhr Frau Susewind fort. »Eigentlich ist es erstaunlich, dass noch kein Reporter Wind von der Sache bekommen hat, wenn man bedenkt, wie viele Menschen bereits davon wissen.«
    Lilli starrte auf ihre Schnürsenkel. Worauf wollte ihre Mutter hinaus?
    »Wahrscheinlich glaubt den Leuten einfach niemand, wenn sie von dir erzählen.« Frau Susewind pflückte mit spitzen Fingern ein Staubkörnchen von Lillis T-Shirt. »Wenn jemand behauptet, er kenne ein Mädchen, das mit Tieren sprechen kann, halten ihn bestimmt alle für übergeschnappt. Die Geschichte ist ja auch mehr als eigenartig.«
    Lilli blickte auf. »Du findest mich eigenartig?«
    »Das habe ich nicht gesagt!« Lillis Mutter stöhnte. »Mir ist nur wichtig, dass nicht noch mehr Leute von deiner … Außergewöhnlichkeit erfahren. Sonst kommen im Fernsehen und in den Zeitungen doch noch Berichte über dich. Willst du das etwa? Du magst es doch gar nicht, im Mittelpunkt zu stehen!«
    »Ich … nein.«
    »Weißt du …« Frau Susewind zog ihre elegante Bluse glatt und richtete sich das Haar. Sie hatte einen sehr modernen Haarschnitt und war immer sorgfältig geschminkt. »Ich will dich doch nur beschützen.«
    Lilli sah ihre Mutter zweifelnd an. Stimmte das wirklich oder hatte ihre Mutter in Wahrheit Angst, es könne ihrer Fernsehkarriere schaden, wenn Lillis Begabung an die Öffentlichkeit drang?
    Frau Susewind sprach unbeirrt weiter. »Du verhältst dich in diesem Haus Glücksdings unauffällig, okay? Wir wollen uns doch alle in den Ferien erholen und uns nicht über sprechende Tiere ausfragen lassen müssen, nicht wahr?«
    Lilli starrte wieder auf ihre Schnürsenkel. Sie hatte sich schon häufig gefragt, ob ihre Mutter sich insgeheim wünschte, ihre Tochter wäre wie alle anderen Mädchen und nicht … anders. Schämte sich ihre Mutter womöglich für sie? Es tat weh, darüber nachzudenken.
    Frau Susewind zupfte an Lillis Haaren herum, doch sie gab es schnell auf, die roten Locken unter Kontrolle bringen zu wollen. »Ich möchte doch nur einen schönen Familienurlaub für uns alle. Auch für dich!«
    Lilli ballte in stummer Wut die Fäuste. Wie sollte es für sie ein schöner Urlaub werden, wenn sie drei Wochen lang ständig darauf achten musste, normal zu erscheinen? Sie hatte gedacht, Versteckspiele dieser Art gehörten der Vergangenheit an! »Du willst bloß nicht als die Mutter von dem sonderbaren Mädchen abgestempelt werden!«, platzte es aus ihr heraus und sie wurde gleich darauf aschfahl. Sie hatte ihre Mutter noch nie zuvor angeschrien.
    Die Blicke ihrer Mutter trafen sie wie Pfeile. »Das stimmt nicht! Ich will nur endlich einmal das Gefühl haben, dass wir eine ganz normale Familie sind!«, pfefferte Frau Susewind zurück.
    Da bellte Bonsai: »Hallo Leute!«
    Lilli schaute sich verwirrt um, denn sie verstand nicht, wen er meinte. Doch dann sah sie, was los war: Die Hühner hatten sie schreien gehört und waren in ihren Bewegungen
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