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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom
Autoren: Justina Robson
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Entspannung hingegeben. Auch diese Wonne war bis an die Grenze zur Folter verlängert worden; aber es ging genau um diesen Moment, an dem man genug von einem bestimmten Erlebnis hatte. Er hatte sogar einen Namen, Eualusia, wunderbare Langeweile, und die Jagd nach einem perfekten Eualusia- Augenblick war eines der wichtigeren Spiele, eines unter Millionen, das die Dämonen regelmäßig spielten.
    Lila zweifelte nicht daran, dass sie irgendwann den eualusianischen Punkt des Bibliotheksaufenthalts erreichen würde, aber das wäre noch lange nicht der Fall. Sie schaute wieder auf die Seite, auf der sie versuchte, einen grundsätzlichen Leitfaden über die dämonische Kultur für Touristen zu schreiben.
    »Dämonische Kinder sind ernst, lernbegierig und sehr konzentriert. Dämonia wird in zivilen, militärischen und ökonomischen Belangen von unter Neunzehnjährigen regiert. Sie werden mit vererbten Erinnerungen geboren, voller Informationen, die von ihren genetischen und ätherischen Vorfahren gesammelt wurden. So sind sie für eine Meisterschaft in intellektuellen Angelegenheiten mit zehn Jahren bestens ausgestattet. Man erwartet von ihnen, dass sie sich ausschließlich mit akademischen, zivilen oder militärischen Pflichten beschäftigen, bis sie mit neunzehn die Volljährigkeit erreichen, wonach sie unweigerlich in egoistischere Interessen abgleiten und jeden Tag zumindest ein wenig Zeit auf eine Kunstform verwenden.
    Eine Liste dessen, was Dämonen als Kunst ansehen, würde den Rahmen einer Publikation sprengen. Jedes Unternehmen oder Projekt kann durch die Energie, Opferbereitschaft und Fähigkeiten des Durchführenden zur Kunst erhoben werden. Ein Dämon, der sich umfassend verausgabt und Vollendung auf einem Gebiet erreicht, wird als Künstler angesehen. Wer den Rest seines Lebens in vollständigem Streben nach Ausdruck verbringt, wird als Maha Anima (Großer Geist) angesehen und zählt zu den Mächtigsten seiner Art.
    Erwachsene Dämonen sind schwierig. Sie sind mit fünfundzwanzig vollständig ausgewachsen. Danach nimmt ihr Interesse an selbstaufopfernden Tätigkeiten wie der Regierung ab. Dämonen sehen die Regierung, Rechtsprechung und die Verwaltung in ihrer Welt als ermüdende, aber notwendige Aufgabe an. Es ist ihre Pflicht, sich neun Jahre lang vollständig der korrekten Ausführung dieser Pflichten zu widmen. Danach befassen sie sich nie wieder damit. Sie werden deutlich unabhängiger, gieriger und sexuell aktiver. In Dämonia ist Sex selbstverständlich eine Kunst; sowohl eine soziale als auch eine persönliche und körperliche. Obwohl Dämonen sich sexuell fortpflanzen können, ist das nicht ihre einzige Möglichkeit, und die Fortpflanzung wird nicht per se als wichtige Aufgabe des Sex angesehen.
    Im Alter werden Dämonen zunehmend launenhaft, egoistisch und bösartig. Die höchste Sterblichkeitsrate liegt bei den über Zweihundertjährigen, die bei kleinlichen Streitereien auf tödliche Spiele und Morde verfallen. Je kleinlicher, desto heftiger. Dieses Gezänk hat schon ganze Familien ausgelöscht, und es ist unüblich für einen erwachsenen Dämon, nicht in irgendwelche Ränke, Vendettas oder Ähnliches verstrickt zu sein. Kinder werden von solchen Pflichten befreit – sie müssen das Land regieren.«
    Während sie die letzte Zeile schrieb, wurde sie sich Taths Interesse bewusst. Er hatte den Vorteil der ruhigen Minuten und ihrer Ablenkung genutzt und war leise durch ihre Gliedmaßen gesickert, um nun vorsichtig Kontakt mit der Luft aufzunehmen.
    »Vorsicht«, murmelte Lila. »Wir wollen nicht auffallen.«
    Ich passe auf,  sagte Tath, auf Höhe ihrer Haut schwebend. Und es wäre schwierig, auffälliger zu sein als dein Kostüm. Zals Schwester hat einen schrecklichen Geschmack. Fast so schlimm wie die Feen.
    Lila blickte an sich herunter. Sie trug ein Kleid, das man in Otopia wohl als passenden Aufzug für einen Tango angesehen hätte. Es war hoch geschlitzt und tief ausgeschnitten und hielt sich nur durch einen Zauber an ihrem Körper. An diesen Stellen war es mit Glitzer bedeckt, der sich auf ihren nackten Armen und Beinen fortsetzte. Ihre Arme wirkten lang und stark. Ihre Beine zeigten von den Knien abwärts das natürliche Silber. Sorcha hatte darauf bestanden, dass dies besser war als jedes Paar Stiefel, das man irgendwo in der Stadt kaufen konnte. Durch diverse Stücke türkisfarbener Spitze schimmerte Lilas sportliche Unterwäsche dunkelblau hindurch. Sie trug, so kam es ihr vor, genug
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