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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht
Autoren: Maeve Haran
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was die Zuschauer zu Hause wissen wollten, und traute sich, die entsprechenden Fragen zu stellen. Und irgendwie kam er damit durch. Die Stars hingegen - und das war das wichtigste - fühlten sich trotzdem in seinen Händen sicher. Und ihren Agenten gefielen seine Zuschauerzahlen.
    Viele glaubten Matt sehr gut zu kennen. Ally, seine Frau, Stephen Cartwright, der Programmdirektor, und Bernie Long, der Produktionsleiter seiner Show. Aber eines wussten sie nicht:
    Matt Boyd begann sich zu langweilen.
    Während der Tontechniker das Mikrofon an ihm befestigte, blickte Matt sich im Studio um. Er fand die neue Kulisse entsetzlich. Alles in Rot- und Lilatönen mit einem riesigen Neonschild, das die Matt-Boyd-Show ankündigte. Matt schauderte und dachte, dass so wohl die Schwulennacht in einer Disco aussehen müsse.
    Er riss ein paar Witze mit dem Praktikanten auf Kamera vier und überflog den Ablaufplan für die bevorstehende Show. Das übliche Konzept. Erst die Null, Andy Green, ein »Schauspieler« aus einer zweitklassigen Seifenoper, der gern mit nackter Brust und einer Gurke in der Hose posierte. Die Chance, dass er etwas sagen könnte, das auch nur im entferntesten von Interesse war, schien minimal. Danach die mittelmäßige Berühmtheit, Linzi Watson, eine Rock-Journalistin mit scharfer Zunge und einem Faible für zarte Jünglinge, die nur geringfügig dynamischer war als Green. Wenn sie nüchtern war.
    Zum Schluss der Star oder vielmehr, was in einer Zeit, in der alle Prominenten der Stadt das Frühstücks- und Nachmittagsfernsehen sowie die Abendlichen Talkshows abklapperten, bis das Publikum mehr über sie wusste als die eigene Mutter, als Star gelten konnte. Heute war es Jon Leighton, die neueste Größe in der Garde der jungen Hollywoodschauspieler. Er war erst zweiundzwanzig und konnte drei Millionen Dollar für einen Film verlangen, obwohl er als ausgesprochen launisch galt und sich selbst viel zu ernst nahm.
    Der Tontechniker war bereit zur Aussteuerung. Matt grinste hinterhältig.
    »Produzent, Produzent, hinter der Wand.« Er wedelte mit seinem Skript und sprach klar und deutlich ins Mikrofon, so dass alle, die außer Sichtweite im Regieraum saßen, ihn verstehen konnten. »Wer ist der dümmste Star im ganzen Land?«
    Die Produktionsassistentin im Regieraum kicherte nervös und blickte nach hinten zu der verglasten Galerie, wo sich die Gäste vor ihrem Auftritt in der Show gelegentlich aufhielten. Dort saß tatsächlich Andy Green, der aber glücklicherweise die Bemerkung überhört hatte.
    »Was, zum Teufel, ist mit Matt los?« fauchte Bernie Long, der Produktionsleiter.
    »Keine Ahnung«, entgegnete die Produktionsassistentin mit einem Schulterzucken und unterdrückte ein Lachen. Sie mochte Matt. Er behandelte sie wie einen Menschen. Für Bernie Long dagegen war eine Produktionsassistentin eine Kreuzung aus einem Doppelbett und einer automatischen Kaffeemaschine.
    Belinda Wyeth, die zuständige Produzentin, strich verärgert ihr langes dunkles Haar zurück. »Er soll sich mal ein bisschen zusammenreißen. In zwei Minuten sind wir auf Sendung.«
    Belinda schloss die Augen und fluchte leise vor sich hin. Sie war neu im Team der Show und fest entschlossen zu beweisen, dass sie besser war als die beiden männlichen Produzenten, die im Wechsel mit ihr je eine Show pro Woche produzierten. Doch langsam hatte sie die Nase voll von dem verdammten Matt Boyd. Seit Wochen wurde er zunehmend schwieriger. Aufbrausend, gelegentlich unflätig zu den Gästen. Wenn es nach ihr ginge, würde Belinda ihn hinauswerfen und sich jemand anders suchen.
    »Noch eine Minute bis zur Sendung«, erinnerte die Produktionsassistentin und begann mit dem Countdown. »Und Ton ab.« Die vertraute Titelmelodie der Matt-Boyd-Show erklang.
    In den folgenden fünfzehn Minuten beobachtete Belinda mit wachsender Verärgerung, wie Matt sich durch die ersten beiden Gespräche lavierte. Als Andy Green, der Seifenopernstar, sich darüber ausließ, wie schwierig und problematisch es war, mega-berühmt zu sein, konnte Matt ein Gähnen kaum unterdrücken.
    »Du lieber Gott!« Belinda rollte mit den Augen und fragte Bernie: »Warum, um alles in der Welt, wirfst du ihn nicht raus?«
    Die Produktionsassistentin funkelte sie giftig an. In diesem Moment führte der Aufnahmeleiter Jon Leighton durch den Regieraum und hinaus ins Studio, wobei er ihn unterwegs Belinda und Bernie vorstellte. Leighton sah sie kaum an. An der Tür blieb er stehen und lehnte sich
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