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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht
Autoren: Maeve Haran
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erfolgreiche Show haben und an ihr festhalten sollten. So, können wir nun vielleicht die Besprechung fortsetzen?«
    Matt stand auf, und einen Moment lang dachte Bernie, er würde den Raum verlassen. Aber Matt ging nur langsam zum Tisch an der Wand hinüber und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Dann nahm er einen Teller mit Plätzchen und offerierte sie der Runde. »Möchte jemand einen Ingwerkeks?«
    Vom anderen Ende des Tisches ertönte ein unterdrücktes Kichern, und alle lächelten erleichtert, als sich die Spannung löste. Außer Bernie. Er kannte Matt gut genug, um sich darüber im klaren zu sein, dass es gerade erst losging. Und als er mitbekam, wie Matt Belindas Blick auffing und einen Moment lang festhielt, fragte er sich, ob die beiden womöglich unter einer Decke steckten.
    Ally stand unter dem starken Strahl eiskalten Wassers und warf den Kopf in den Nacken. Das Wasser war so kalt, dass es ihr zuerst den Atem geraubt hatte, doch nun genoss sie es als eine Art masochistisches Vergnügen. Von allen Häusern, in denen sie je gewohnt hatte, war dieses das erste mit einer leistungsfähigen Dusche. Matt, ein eingefleischter Anhänger der Badekultur, war auf einer Amerika-Reise über Nacht zum Duschen bekehrt worden. Inzwischen duschte er zweimal täglich und zog Ally manchmal, wenn sie nicht gerade allzu emsig ihren hausfraulichen Pflichten nachging, mit zu sich hinein.
    Ally stieg aus der Dusche, schmiegte sich in anderthalb Meter angewärmtes Frottee und ging ins Schlafzimmer. Überall lagen Kleider herum. Wenn sie sich gegen die furchteinflößenden jungen Schicki-Mickis in Matts Show behaupten wollte, musste sie selbstbewusst auftreten. Und - ob ihr das nun behagte oder nicht - ihr Selbstbewusstsein hing zumindest teilweise davon ab, dass sie gut aussah.
    Nachdem sie fast ihren ganzen Schrank durchprobiert hatte, musste sie zu ihrem Bedauern feststellen, dass sie zwar genügend Kleider dafür hatte, sich groß in Schale zu werfen oder im Haus herumzugammeln, aber das atemberaubende und doch unaufdringliche Stück, das Matts Produktionsteam angesichts ihres Schicks und Stilgefühls die Sprache verschlagen würde, fand sich leider nicht.
    Ally tauchte erneut in ihren Fundus und zog einen mit grellfarbenen Spiralen bedruckten Kasack hervor, von dem ihr die Verkäuferin seinerzeit eingeredet hatte, er sei die perfekte Kopie eines Versace-Modells, nur zu einem Viertel des Preises. Sie zog ihn mit dazu passenden Leggings an und betrachtete sich im Spiegel. Unscheinbar war das jedenfalls nicht.
    Sie hörte, wie unten die Haustür ging. Jess musste von ihrer Klavierstunde heimgekommen sein. Janey würde nicht vor sechs aus der Schule kommen. Nun gut, dann musste eben Jess sie beraten.
    Ein paar Minuten später ging die Schlafzimmertür auf, und Jess spähte mit einem Erdnussbutter-Marmelade-Sandwich in der Hand herein.
    »Hi, Mum.« Sie warf einen Blick auf den Aufzug ihrer Mutter. »Gehst du auf ein Kostümfest?«
    Ally widerstand dem Wunsch, Jess den Hals umzudrehen, und schob sie zum Schrank. Jess, die sich fast überhaupt nicht für ihre eigene Kleidung interessierte, hatte ein Händchen für die anderer Leute.
    »Okay, meine Modespezialistin, such du aus.«
    Jess legte ihr Sandwich beiseite, wühlte ein paar Minuten zwischen den Kleiderbügeln herum und zog schließlich zwei Gewänder hervor.
    »Welchen Typ möchten Madame denn heute Abend verkörpern? Eher Madonna oder Simone Signoret?«
    »Vielleicht irgend etwas dazwischen?« fragte Ally hoffnungsvoll.
    Jess drückte ihr ein dunkelgrünes Kostüm in die Hand, das sie für die Hochzeit eines Cousins gekauft hatte. Ally schlüpfte hinein.
    »Stinkfad«, befand Jess, verzog das Gesicht und griff nach ihrer anderen Wahl, einem schwarzen Volantkleid aus Crepe de Chine.
    Ally sah es erstaunt an. Dann fiel ihr ein, dass sie es noch nie getragen hatte, weil der Saum acht Zentimeter über dem Knie saß.
    »Mach schon. Lass uns wenigstens mal schauen, wie du darin aussiehst.«
    Ally schälte sich aus dem grünen Kostüm und schlüpfte in das Volantkleid. Während Jess hinter ihr stand und den Reißverschluss zuzog, bemerkte sie mit Erstaunen, dass sie schon wieder gewachsen war. Ihre Tochter war bereits drei Zentimeter größer als sie.
    Als sie in dem Kleid steckte, betrachtete Ally sich im Spiegel und war ganz verblüfft, wie jung und schick sie aussah. »Okay.« Sie grinste Jess an. »Dann ziehe ich das an.«
    »Toller Entschluss.« Jess umarmte ihre Mutter
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