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Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Titel: Liebhaberstück Xenia (German Edition)
Autoren: Noreen Aidan
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du was dagegen, wenn ich jemand zu unserem nächsten Ritual mitbringe?“
    Nun war ich baff . „Du bist doch immer die, die findet, dass wir unter uns bleiben sollen. Wer ist es? Doch nicht Mick?“ Ich beobachtete ihn, wie er am Büffet seinen Teller voll Lachsschnitten und Salate schaufelte.
    „Nein, natürlich nicht. Sie heißt Hilde. Sehr nett. Ich habe sie im Internet in der Herr-der-Ringe-Newsgroup kennengelernt und mich mit ihr ab und zu über alles Mögliche ausgetauscht, auch über unsere Schottlandurlaube, die Steinkreise, das Keltentum und so weiter. Ich habe ihr erzählt, dass wir die keltischen Jahresfeste feiern, und da hat sie gefragt, ob sie mal mitmachen dürfte.“
    „ Du kennst doch meine Einstellung, dass wir niemandem, der sich ernsthaft für die Religion unserer Ahnen interessiert, diesen Zugang…“
    „…verwehren dürfen, ich weiß. Du und dein Sendebedürfnis!“
    „Es ist kein Sendebedürfnis !“, widersprach ich. „So, wie du das sagst, klingt das nach christlichem Missionierungswahn. Damit willst du mich doch nicht vergleichen?!“
    Freya rümpfte die Nase. „Mit christlichen Betschw estern? Nein, natürlich nicht!“
    „Es ist doch vielmehr so, Freya. Stell dir vor, alle Fra uen der Welt würden unsere Religion praktizieren…“
    Sie unterbrach mich. „Du meinst die keltische Relig ion, wie wir sie uns zurechtgeschustert haben? Und wegen der uns Mick für absolut schräg hält.“
    „Ja, war um nicht die keltische Religion?“ Ich begann, leidenschaftlich zu gestikulieren. „Das ist immerhin die Religion Europas, bevor die Christen hier eingefallen sind und sie ausradiert haben bis auf die letzte verbrannte Hexe.“
    Mick setzte sich mit einem voll beladenen Teller uns g egenüber. „Was habt ihr denn da für ein krasses Thema?“
    Sei ne Frau lächelte ihm zu. „Nichts Besonderes. Xenia will nur alle Frauen der Welt zum Keltentum bekehren.“ Ihr Augenmerk richtete sich wieder auf mich. „Und was sollen die Frauen in islamischen Ländern machen? Für die wäre das Keltentum genauso aufgesetzt wie für uns der Schintoismus.“
    „Die haben doch ihre eigenen reiche n Traditionen“, erinnerte ich sie. „Die Hochkulturen von Babylon und der Königin von Saba, die Amazonen, die alten Göttinnen, Ischtar, Inanna, Kybele. Wurzeln, auf die sie zurückgreifen können, die sie entdecken können wie wir das Keltentum. Traditionen, die viel älter sind als das Patriarchat. Traditionen, wo das Weibliche im Gottesbild noch Platz hatte. Wo es Priester und Priesterinnen gab.“
    „Und wo die Priesterinnen “, warf Mick ein, „sicher geilere Klamotten anhatten als die Nonnen heute.“
    Ich lachte „Zweifellos!“
    „Außerdem“, fuhr Freya fort, „wer weiß heute schon genau, wie die Kelten ihre Religion praktiziert haben? Was wir machen, haben wir uns aus Überlieferungen deiner Oma, den Büchern von Starhawk und unserer Phantasie zurechtgezimmert.“
    „Spielt denn das eine Rolle ?“, setzte ich dagegen. „Sollen sich doch alle Menschen der Welt ihre Religion nach ihren Bedürfnissen und Traditionen und ihrer Phantasie zurechtzimmern , solange sie sich an unsere Prinzipien halten.“
    Freya pickte einen gefüllten Champignonkopf von Micks Teller. „Du meinst das Prinzip: Tu was du willst und schade niemandem. “
    Nickend fügte ich hinzu: „Und das Prinzip, in jeder Frau die Göttin und in jedem Mann den Gott zu sehen. Das wü rde Frieden auf der Welt schaffen. Kein Pfarrer könnte mehr mit Verdammnis drohen.“
    „Auch die islamistischen Selbstmordattentäter würden sich schwer tun bei der Zielfindung“, ergänzte Freya. „Und die Amis könnten im Irak keine Wohnviertel mehr bombardieren.“
    Mick lachte auf. „Nicht mal mehr ihre eigenen Stellu ngen.“
    „Und bei einer individuellen, kreativen Relig ion…“
    „Einer zurechtgezimmerten“, unte rbrach mich Freya.
    Abwägend neigte ich den Kopf. „ Kreative Religion klingt besser. Bei einer kreativen Religion würden Pfarrer, Mullahs, Rabbis und Gurus ihre Macht verlieren. Sie wären alle arbeitslos.“
    „ Das wäre cool.“ Mick nickte. „Ich würde sie alle in mein Geschäft bringen. Kohle würden sie ja dann brauchen.“
    Bei Mick konnte ich mir sogar vorstellen, dass er das scha ffen würde.
    Da sich nun andere mit ihren gefüllten Tellern an uns erem Tisch niederließen, senkte Freya die Stimme und beugte sich zu mir. „Dann darf ich wohl deine Ansprache über den Weltfrieden so verstehen, dass du
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