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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald
Autoren: Eric Malpass
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helfen, alles vorzubereiten?»
    «Danke. Ja.» Er kam sogar wieder eine Stufe herunter. «Das wäre nett, Miss Thompson.»
    «Ich kann auch mit ihr fahren, wenn Sie möchten.»
    «Danke. Ich tauge nicht viel bei solchen Sachen.» Ein flüchtiges Lächeln. «Meine kleine Julia. Es wird ihr guttun, eine Frau bei sich zu haben. Ich komme dann und hole Sie ab, wenn ich drüben noch einmal nach dem Feuer gesehen habe.»
     
    Er holte sie vom Krankenhaus ab. Auf der Rückfahrt sagte sie traurig: «Das arme kleine Ding - so allein in dem großen Gebäude.»
    «Aye.» Er seufzte und sagte dann förmlich: «Miss Thompson, ich möchte nicht, daß Sie denken, ich wüßte es nicht zu schätzen, was Sie alles für das Kind getan haben.»
    «Danke», sagte sie.
    Schweigend fuhren sie weiter. Wendy Thompson war noch immer wie gelähmt vor Entsetzen. Schließlich sagte sie mit heiserer Stimme: «Julia war in meiner Obhut, als es passierte, Mr. Mackintosh.» Seine Hände hielten das Steuerrad des Land-Rover umklammert. Mit einem Ruck wandte er sich zu ihr: «So etwas dürfen Sie nicht denken, nie! Ich allein habe die Verantwortung für Julia.»
    «Danke», flüsterte sie leise. Und eine Weile darauf sagte sie: «Später, wenn sie entlassen wird - das wird nicht leicht sein für Sie beide, nicht wahr?»
    «Nein.»
    «Ich dachte - Sie müssen sich das natürlich in Ruhe überlegen—, ich dachte, ob es Ihnen vielleicht recht wäre, wenn ich sie dann zu mir nähme. Wir könnten morgens zusammen mit meinem Auto zur Schule fahren.»
    Er sagte nichts. Sie fuhr fort: «Selbstverständlich könnten Sie jederzeit kommen und sie besuchen.» Und bittend fugte sie hinzu: «Ich habe die Kleine nämlich sehr, sehr lieb, Mr. Mackintosh.»
    «Ja. Ja, ich weiß. Aye.» Pause. Dann murmelte er, als spräche er zu sich selbst: «Sie würden ihr eine gute Mutter sein.»
    Jetzt schwieg Wendy. Und fast demütig fuhr er fort: «Aber Sie würden wohl kaum mich zum Mann haben wollen.»
    Darauf war sie nicht gefaßt gewesen. Sie lachte kurz auf und sagte: «Sie würden mich sicher auch nicht zur Frau haben wollen, Mr. Mackintosh.»
    Er saß fast regungslos da und starrte, ohne das Gesicht zu verziehen, vor sich hin. «Es wäre vielleicht eine gute Regelung», sagte er.
    «Wenn ich heirate, Mr. Mackintosh, dann muß es mehr als eine gute Regelung sein», sagte sie entrüstet. «Zum Beispiel müßte Liebe dazu gehören.»
    «Och, Sie lesen zu viele Romane», sagte er. «Aber ich will Sie nicht drängen. Nur vergessen Sie nicht, daß wir etwas gemeinsam haben.»
    «Und das wäre?»
    «Julia», sagte er ruhig.
     
    Wendy Thompson ging ins große Haus zurück und fand May Pentecost in der Küche. «Wie sieht es aus?» fragte May beklommen. «Sie wird durchkommen, sagt der Arzt. Nur-»
    «Nur was?»
    «Sie wird nie mehr tanzen können.»
    «Das kann man doch jetzt noch nicht wissen.»
    «Es scheint ziemlich sicher zu sein, nach dem, was der Arzt sagt.»
    «Das tut mir sehr leid.» May sah Wendy mit traurigen Augen an. «Es tut mir wirklich sehr leid, Miss Thompson.»
    Wendy wußte jetzt, was sie lange nicht recht gemerkt hatte: daß die reizende und elegante Mrs. Pentecost auch eine sehr warmherzige und mitfühlende Frau war. Sie seufzte und sagte: «Es ist eine Tragödie.»
    «Ja», sagte May leise. «Ja. Aber doch eine kleine Tragödie, Miss Thompson, in dieser Welt voller großer Tragödien und Katastrophen.»
    Wendy sagte nichts.
    «Bitte, denken Sie nicht, ich wollte die Sache bagatellisieren», fuhr May fort. «Ich versuche nur - wenn auch vielleicht sehr ungeschickt - Ihnen zu helfen, sie in den richtigen Dimensionen zu sehen.»
    «Ja, ich weiß», sagte Wendy.
    «Und er tut mir auch schrecklich leid», sagte May. «Er ist so hilflos.»
    «Wer? Doch nicht Mr. Mackintosh?» fragte Wendy erstaunt.
    «Doch, ja.»
    «Aber - er ist doch so tatkräftig.»
    May legte das Bratenmesser hin und sagte lächelnd: «Wen halten Sie für hilfloser, Mr. Mackintosh oder meinen Mann?» Sie lachte leise. «Lassen Sie alle Höflichkeit beiseite - geben Sie mir eine ehrliche Antwort.»
    «Ja, also... ich bewundere natürlich Mr. Pentecosts Bücher sehr. Sie sind großartig. Aber sonst hätte ich gedacht -»
    «Das denken Sie nur ja nicht», sagte May. «Natürlich verläßt sich Jocelyn in vielem auf mich, das weiß ich. Aber er hat große Reserven. Er weiß immer, worum es geht. Mr. Mackintosh dagegen-Mackintosh kennt sich in der Landwirtschaft aus, aber darüber hinaus ist er
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