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Liebe und Tod in Havanna

Liebe und Tod in Havanna

Titel: Liebe und Tod in Havanna
Autoren: Jérômel Savary
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kam, dann ratterte ein Maschinengewehr.
    »Die Schweine schießen auf uns!«
    Noch einmal wurde das Boot heftig hin und her geschleudert, dann wurde alles still. Das Flugzeug hatte abgedreht.
    Als Jo aus der Kabine heraufkam, tranken die beiden Kubaner lachend eine Coca-Cola.
    »Die wollten uns nur einschüchtern … es ist alles okay, in einer halben Stunde sind wir in Key West.«
    Also legte Jo sich auf das Sonnendeck, zog Fidels Hut tief ins Gesicht und träumte.
    »Ob man nun ein einsamer Hund ist oder nicht, im Grunde ist das Leben lebenswert.«
     
    ––– ¤ –––
     
    Anne landete am nächsten Morgen in Miami, mietete am Flughafen ein Cabrio und holte Jo im Holiday Inn ab, das gleich gegenüber des Terminals lag. Er saß, die Plastiktüte neben sich, auf dem Bürgersteig vor dem Hotel und wartete auf sie.
    »Er wird sich nie ändern«, dachte Anne. »Er sieht immer noch aus wie ein Student, mit seiner kleinen Plastiktüte als einzigem Gepäck.«
    »Ich habe schon wieder eine Dummheit gemacht, Anne«, sagte Jo, als er in den Wagen stieg. »Es ist nett, dass du so schnell gekommen bist.«
    »Ich bin immer noch deine Frau, Jo, hast du das schon vergessen? Du sagst ja diesmal gar nichts zu meinen Beinen?«
    »Verzeih! … Du bist noch schöner als das letzte Mal.«
    Sie war wirklich schön. Ein Minirock aus gelber Seide gab den Blick auf lange gebräunte Beine frei.
    »Ich habe am Flughafen mein Höschen ausgezogen … Ich dachte, das würde dich auf andere Gedanken bringen.«
    Lächelnd öffnete sie ein wenig die Beine und er streichelte sie zärtlich. Ihre Scheide war feucht.
    »Seit einer Stunde bin ich in diesem Zustand, Jo … Ich fühle mich wie ein kleines Mädchen, als würde alles von vorne anfangen …«
    Jos Hand zitterte.
    »Tut mir leid, Anne, das sind die Nerven … Seit ich in Miami angekommen bin, höre ich nicht mehr auf zu zittern.«
    Anne bog auf die Kane Crossway ein.
    »Wir werden alles geben, Jo, wie beim letzten Mal … Du wirst sehen, morgen zitterst du nicht mehr!«
    »Ich habe Angst, dass ich verfolgt werde, Anne! Die Kubaner hier mögen es nicht, wenn jemand Dummheiten macht. Ich habe einen Deal versaut, eigentlich sollte ich nicht hier sein. Sie könnten denken, dass ich für die Amerikaner arbeite … Mir wär’s lieber, wenn wir von hier verschwinden.«
    Es folgte ihnen tatsächlich jemand, was zu jener Tageszeit jedoch normal war, und da jeder Fahrer die Visage eines Latinos hatte, was in Miami ebenso normal war, fühlte Jo sich immer unbehaglicher.
    Anne wendete den Wagen und fuhr auf die 95 Richtung Palm Springs.
    »Ich habe meinen Pass dabei, aber offiziell bin ich nicht eingereist. Wenn mich die Bullen anhalten, haben die ruckzuck die Spur bis nach Kuba zurückverfolgt, und da, mein Schatz, sperren die mich Jahre hinter Gitter! Also fahr vorsichtig und versuche, nicht eine rote Ampel zu überfahren.«
    So fuhren sie eine Stunde lang, dann bat Jo Anne, an einem Motel zu halten und einen Bungalow zu reservieren, während er im Wagen warten würde.
    Das Motel trug den hübschen Namen »Love Lagoon«, doch das Zimmer war nüchtern eingerichtet. Jo nahm eine heiße Dusche und legte sich ins Bett. Anne gesellte sich kurz darauf zu ihm. Er legte seinen Kopf auf ihre Brust, wie ein Kind, und begann zu weinen.
     
    ––– ¤ –––
     
    Am nächsten Morgen machte Anne sich auf die Suche nach einem geeigneten Segelboot, das Jo auf die französischen Antillen bringen würde.
    Es war keine leichte Aufgabe. Sie brauchten ein französisches Boot, wo nicht zu genau auf die Papiere geachtet wurde.
    Nachdem sie sich lange genug am Jachthafen herumgetrieben hatte, fand sie endlich die seltene Perle: einen holländischen Freak, der gerade aus Woodstock zu kommen schien, einen dicken Joint rauchte und hinten in seinem Katamaran Jimi Hendrix hörte.
    Auf dem Autopiloten klebte ein Schild: »Für Touren überallhin zu mieten!«
    Es gab jede Menge Althippies auf den Antillen, die nach der Überfahrt ihres Lebens dort gelandet waren und Chartertouren zwischen den Inseln anboten, um sich über Wasser zu halten.
    Ben war einer von ihnen. Ein paar Jahre zuvor hatte er mit seiner Frau und seiner Tochter in Europa die obligatorische Initiationsreise über den Atlantik angetreten. Einige Jahre waren sie auf den Inseln geblieben und hatten sich mit kleinen Jobs durchgeschlagen. Dann waren seine Frau und seine nunmehr erwachsene Tochter nach Holland zurückgekehrt. Ben hätte das Boot verkaufen
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