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Liebe um Mitternacht

Liebe um Mitternacht

Titel: Liebe um Mitternacht
Autoren: Amanda Quick
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zurückkommen. Sie musste sich einen Plan ausdenken. Das Wort, das Adam ein paar Mal benutzt hatte, als er ihr die verschiedenen Wege in seinen Nachforschungen beschrieben hatte, fiel ihr wieder ein. Er hatte von etwas gesprochen, von dem er behauptete, es sei der älteste und verlässlichste Trick der Welt.
    Ablenkung.

39
    Adam beobachtete Eisworth, der ihm in der Kutsche gegenübersaß, in seiner formellen Abendkleidung.
    »Ich brauche eine Ablenkung«, erklärte Adam. »Sie werden dafür sorgen. Ich bezweifle, dass es jemanden gibt, der in diesen Dingen erfahrener ist.«
    »Ich nehme das als ein Kompliment.« Eisworth rückte seine weiße Fliege zurecht. »Aber vergessen Sie nicht, dass auch ein Mann, der in seiner Arbeit sehr erfolgreich ist, es nur schaffen kann, wenn das Publikum mitspielt. Ich bin nicht für das verantwortlich, was passieren wird, wenn Reed meine Vorstellung verlässt und dann feststellt, dass Sie sein Haus durchsuchen.«
    »Sie kümmern sich um Ihre Rolle.« Adam klopfte auf die Tasche seiner Jacke und fühlte beruhigt das Messer in seiner Scheide. »Ich kümmere mich um meine.«
    »Gut.« Eisworth strich seine Handschuhe glatt, griff nach seinem Rock und stieg aus der Kutsche. Er zögerte. »Ob Sie es nun glauben oder nicht, ich wünsche Ihnen Glück, Hardesty. Ich muss zugeben, dass ich Mrs. Fordyces Arbeit sehr mag. Es wäre nicht schön, wenn ich das Ende des
The Mysterious Gentleman
verpassen würde.«
    »In diesem Fall sollten Sie dafür sorgen, dass Sie heute Abend die beeindruckendste Vorstellung Ihrer Karriere geben, Eisworth.«
    Eisworth senkte zustimmend den Kopf, wandte sich um und ging auf das hell erleuchtete große Haus zu.
    Wenn Reed wirklich Caroline in seiner Gewalt hatte, was im Augenblick sehr wahrscheinlich schien, würde er sie irgendwo in diesem alten Mausoleum von einem Haus versteckt halten, überlegte Adam.
    Es gab natürlich noch eine andere Möglichkeit, doch darüber wollte er jetzt lieber nicht nachdenken. In der letzten Stunde hatte er sich einzureden versucht, dass Reed Caroline nicht umbringen würde, wenigstens nicht, ehe er von ihr das bekommen hatte, was er wollte, was immer das auch sein mochte. Mit all der Aufregung, die den Empfang am heutigen Abend und die Demonstration von Eisworth umgab, hatte Reed wahrscheinlich noch gar nicht die Zeit gehabt, seinen Plan auszuführen.
    Adam wartete, bis er sah, wie Eisworth die Treppe hinaufgegangen und dann in der hell erleuchteten Empfangshalle verschwunden war. Dann erst stieg er aus der Kutsche, gab dem Kutscher ein Trinkgeld und verschwand im Schatten einer Gasse in der Nähe.
    Von hier aus sah er sich das Wintersett House noch einmal genauer an. Der Kontrast zwischen den hell erleuchteten Fenstern in der unteren Etage und der unheimlichen Dunkelheit der oberen Stockwerke machte ihm Angst.
    Caroline war irgendwo dort oben. Er fühlte es.
    Schnell bewegte er sich durch die muffige Gasse.
    Als er die Gasse am anderen Ende verließ, ragte die Mauer des Gartens gleich vor ihm in der nebligen Dunkelheit auf.
    Es war schon ein paar Jahre her, seit er über eine Gartenmauer geklettert war. Erleichtert stellte er fest, dass er es noch nicht verlernt hatte.
    Ohne eine steife Krinoline hingen die Röcke des Hochzeitskleides von Sarah Reed, das vor zehn Jahren noch modisch gewesen war, schlaff und viel zu lang um Carolines Füße.
    Aber eine Krinoline wäre nicht nur gefährlich unbequem gewesen, sie hätte auch viel zu viel Platz gebraucht und ihr Versteck verraten, überlegte sie. Sie würde es nie geschafft haben, sich damit in dem Schrank zu verstecken.
    Sie hatte die Tür des großen Schrankes ein wenig offen gelassen. Durch den Spalt konnte sie die Tür des Schlafzimmers und einen Teil des Bettes erkennen. Wenn Reed zurückkam, würde sie ihre Flucht sorgfältig planen müssen, damit sie überhaupt noch eine Chance hatte.
    Es kam ihr so vor, als wäre sie schon eine Ewigkeit in diesem Schrank gefangen, dabei wusste sie, dass höchstens eine Stunde vergangen sein konnte. Aber sie wagte nicht, sich zu bewegen. Sie hatte keine Ahnung, wann Reed zurückkommen würde.
    Hier in diesem engen Schrank zu stehen, zerrte an ihren Nerven. Sie hatte sich von den schlimmsten Folgen des vergifteten Tees erholt, aber ihre Sinne reagierten noch nicht ganz normal. Ihr schien es so, als würden die Geräusche des Empfangs unten im Haus anschwellen und wieder abebben, wie eine riesige, unsichtbare Woge. Ein Gefühl der Unwirklichkeit
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