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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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noch deutlich an den Moment, in dem mein Interesse für diesen Beruf geweckt wurde. Ich war zwanzig, und ich war mit meiner Mutter allein zu Hause, als es an der Tür schellte.
    »Grace, ich habe mein Gesicht nicht an, gehst du bitte?«, rief meine Mutter von oben. Dies waren genau ihre Worte, das weiß ich noch, weil ich damals dachte, dass sie, auch wenn sie ihr Gesicht anhatte, Ausreden erfand, um nicht an die Tür gehen zu müssen. Meine Mutter hasste es, an die Tür zu gehen. Sie war nicht faul, aber sie hatte eine Abneigung, andere Menschen zu sehen oder von anderen Menschen gesehen zu werden, ich weiß nicht genau, was von beidem.
    Ich ging also an die Tür, und vor mir stand ein großer junger Mann im Anzug. Ich habe sein Gesicht nicht mehr richtig in Erinnerung, aber ich weiß noch, dass er attraktiv war und dass ich es bedauerte, in meinen Leggings und Dads altem Ramones-T-Shirt aufgemacht zu haben. Damals war ich schon mit Danny zusammen, aber ich war erst zwanzig und immer noch ziemlich hormongesteuert, und der Besucher vor der Tür steckte diese Hormone in einen Küchenmixer und schaltete auf die höchste Stufe.
    »Hallo. Verzeihen Sie die Störung.« Er klang vornehm wie ein Konservativer. »Ich konnte nicht umhin, bei Ihnen zu klingeln. Dieses Haus ist einfach wunderschön.«
    Ich lächelte den fremden, attraktiven, vornehmen Mann an. Ich teilte seine Ansicht. Mein Elternhaus war in der Tat wunderschön, obwohl die Leute normalerweise nicht klingelten, um uns das persönlich mitzuteilen.
    Wir wohnten ganz in der Nähe der belebten Chamberlayne Road, aber unser Haus kommt einem wie eine verschlafene Idylle fernab des Trubels vor. Das liegt daran, dass es nicht wie die anderen Häuser direkt an der Straße steht, sondern sich dahinterquetscht, versteckt hinter Bäumen. Es gibt eine kleine Zufahrt, die die meisten Leute übersehen. Unser Haus ist zweistöckig, hat eine überdachte Veranda und einen kleinen gotischen Eckturm. Es ist aus grauem Naturstein und unterscheidet sich somit sehr von den anderen Häusern in der Nachbarschaft – alles dreistöckige Altbauten aus rotem Backstein.
    Der vornehme Fremde stand auf der Veranda und betrachtete die gemeißelten Steinbögen. »Wunderschön«, sagte er wieder.
    Ich deutete auf den Boden unter seinen Füßen.
    »Was ist das?«, fragte er und trat einen Schritt zur Seite.
    »Das ist eine Grabplatte«, erklärte ich ihm. »Der Mann, der das Haus baute, hat dort seine Frau begraben, damit sie immer bei ihm ist.«
    »Eine Liebesgeschichte«, murmelte der Mann, während er auf die Platte starrte.
    »Hm. Obwohl, nach christlichem Verständnis müsste ihre Seele in der Hölle schmoren, weil sie nicht auf geweihtem Boden begraben wurde.«
    Er hob plötzlich den Kopf. »Spukt es in diesem Haus?«
    Ich zögerte einen Moment, unsicher, was ich sagen sollte. Hätte er meine Mutter gefragt, hätte sie zweifellos mit Ja geantwortet, aber ganz ehrlich, ich habe in meinem Elternhaus nie jenseitige Aktivitäten beobachtet. Und glaubt mir, ich habe definitiv nach Gespenstern Ausschau gehalten.
    »Nicht wirklich«, sagte ich.
    Er lachte. »Gibt es einen Garten?«
    »Ja.«
    »Ist er genauso hübsch?«
    »Ja. Es gibt einen Feigenbaum, einen Birnbaum und eine Weißbirke. Die Vögel lieben den Garten. Von mittags bis abends scheint dort die Sonne. Man kann also den ganzen Tag draußen sitzen. Wir haben eine Hollywoodschaukel unter …« Ich unterbrach mich. Ich hörte mich an wie ein Trottel, der von Bäumen schwärmte.
    »Wow, das klingt bezaubernd. Wissen Sie, ich bin Immobilienmakler. Sie brauchen den Knoblauch nicht herauszuholen«, sagte er, was ich damals wohl für irgendeinen vornehmen Ausdruck hielt. »Falls Sie jemals beabsichtigen, dieses Haus zu verkaufen …«
    Ich fiel ihm ins Wort. »Es ist unverkäuflich. Tut mir leid. Es gehörte früher meinen Großeltern, und die haben es meinem Vater vermacht. Es wird immer in Familienbesitz bleiben.«
    »Oh, ich verstehe, nun gut«, sagte er, dann drehte er sich um und verschwand.
    Durch den Besuch dieses vornehmen Fremden entstand die Idee in meinem Kopf. Zu jener Zeit machte ich nicht gerade viel aus meinem Leben – man könnte sagen, ich hatte noch gar nicht angefangen zu leben –, aber das sollte sich grundlegend ändern, weil ich kurz darauf sämtliche Immobilienagenturen auf der Chamberlayne Road abklapperte, um mich nach einer freien Stelle zu erkundigen. Alle, mit denen ich sprach, zeigten sich unbeeindruckt wegen
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