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Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)

Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)

Titel: Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)
Autoren: Mathilda Grace
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Güte, deine Sachen. Ihr werdet duschen, bevor wir essen, keine Widerrede. Connor, du gehst zuerst. Du weißt ja, wo du trockene Sachen findest. Und beeil dich.“
    „Ja, Grandma.“
    „Na dann, hopp hopp. Nicht, dass unser Gast noch krank wird.“
    Connor ging mit einem amüsierten Funkeln in den Augen den Flur entlang und verschwand hinter einer Tür, während sich Charlies Aufmerksamkeit ein weiteres Mal auf ihn richtete. Nach einer kurzen Musterung seiner Person, begann sie sich nachdenklich gegen die volle Unterlippe zu tippen. Daniel räusperte sich unbehaglich.
    „Du hast ziemlich stark abgenommen. Wie alt ist denn das Foto, das du mir geschickt hast? Na, mal sehen, wir finden schon etwas zum Anziehen für dich. Ansonsten musst du beim Essen meinen rosa Bademantel tragen.“
    Rosa Bademantel?
    „Wie bitte?“ Daniel versuchte sein Entsetzen zu verbergen. Es misslang ihm gründlich, denn die alte Dame lachte erneut.
    „Das war ein Scherz, mein Junge. Und wenn ich recht überlege, müssten im Gästezimmer noch ein paar Sachen von Tristans letztem Besuch herumliegen. Die könnten dir passen. Ich sag dir, der Junge ist so schusselig, der vergisst eines Tages noch seinen Kopf.“
    Und wenn Grandma Charlie so weiter redete, fing seiner gleich an zu qualmen. Daniel war mit der Situation gelinde gesagt völlig überfordert. Soviel auf einmal hatte man das letzte Mal vor über einem Jahr mit ihm gesprochen und da hatte der Großteil auch nur aus dem lauten Geschrei der Ärzte bestanden, die alles versucht hatten, um ihn am Leben zu erhalten.
    Wann hatte er zuletzt eine normale Konversation geführt? Daniel konnte sich nicht daran erinnern. Er räusperte sich. „Ähm, Sie müssen sich keine Umstände machen. Wirklich nicht.“
    „Ach was, das macht keine Umstände. Und nenn mich Charlie, das habe ich dir doch schon am Telefon gesagt“, meinte sie schlicht und lief sehr behände für ihr Alter den Flur entlang, um in einem anderen Zimmer zu verschwinden. „Schau dich ruhig ein wenig um, bis Connor fertig ist. Ah, hier sind sie ja. Ja, das müsste gehen. Connor? Beeil dich mal ein bisschen.“
    „Ja, Grandma“, schallte Connors amüsierte Stimme in den Flur.
    „Sag nicht immer 'Ja, Grandma', sondern mach es auch. Zeit ist Geld, und von Beidem kann man nie genug haben.“

    Ein paar Minuten später stand Daniel stocksteif in einem mit Wasserdampf vernebelten Badezimmer und überlegte, ob er ohne es zu merken in einem Irrenhaus gelandet war. Zwar einem mit äußerst höflichen Insassen, aber trotzdem ein Irrenhaus. Hatte er solche offenen und herzlichen Menschen früher auch gekannt? Er war sich nicht sicher. Irgendwie kam es Daniel immer mehr so vor, als hätte sein Leben erst vor einem Jahr begonnen.
    Seine Familie war jedenfalls nicht so gewesen, das wusste er. Es hatte ihm nie an etwas gemangelt, auch nicht an der Zuneigung von der Seite seiner Eltern, aber sie hatten einfach nicht akzeptieren können, dass er ihnen niemals Enkel schenken würde. Nach seinem Outing war ihr Verhältnis abgekühlt und als er in die Großstadt gezogen war, hatten sie sich nur noch an Geburtstagen und Weihnachten gesehen. Für beide Seiten die beste Entscheidung, das wusste Daniel, trotzdem war es immer schmerzhaft gewesen.
    Dann waren seine Eltern gestorben und er hatte ein Haus geerbt, das ihm heute nicht mehr gehörte. Daniel schüttelte den Kopf und begann seine Jacke auszuziehen. Er konnte die Vergangenheit nicht ändern, es wurde Zeit, sich damit abzufinden.
    In einem hatte Charlie Recht, entschied er, als ihm auffiel, wie sehr er vor Kälte zitterte. Eine heiße Dusche war notwendig, denn krank zu werden konnte er wirklich nicht gebrauchen.
    Sich aus seinen restlichen Sachen zu schälen, war allerdings gar nicht so einfach, stellte Daniel zum wiederholten Male fest. Die Kleidung klebte überall an seiner Haut und mehr als einmal stieß er zischend den Atem aus, wenn der nasse Stoff über eine seiner Narben rieb. Früher hatte er ausgiebige Bäder geliebt, am liebsten zu zweit. Heute war er froh, wenn er es zehn Minuten unter dem Duschstrahl aushielt. Duschgel war ein zusätzliches Problem. Daniel benutzte nur wenig, an manchen Tagen auch gar keines. Je nachdem, wie gut oder schlecht er sich allgemein fühlte.
    Hier, in dieser fremden Wohnung mit fremden Leuten, entschied er sich für das Kurzprogramm. In die Duschkabine stellen, das Wasser aufdrehen, Zähne zusammenbeißen und bis sechzig zählen. Danach war er fix und
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