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Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel
Autoren: Kate Saunders
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außergewöhnlich gutes Aussehen in der tiefsten Provinz versauerte. Er trug eine gebatikte Weste und einen albernen verzierten Hut, aber seine Schönheit überstrahlte beides. Die Augen und das dichte schulterlange Haar wirkten vor der pergamentenen Haut dunkel und glänzend. Linnets verrückter junger Vater hatte das Gesicht eines Renaissance-Engels.
    »Es ist wirklich nett von euch, mich aufzunehmen«, sagte er, während er Rose und Rufa mit durchdringendem Blick ansah. »Ich weiß, wie knapp es bei euch steht, sodass ich nicht mit leeren Händen gekommen bin. Ich habe eine Wagenladung Holzscheite mitgebracht und die Zwiebeln, die ich auf dem Bauernmarkt nicht tauschen konnte.«
    Rufa untersuchte den Sack auf dem Tisch. »Großartig. Jetzt können wir die Suppe strecken.«
    Ran sah sich hoffnungsvoll um. »Wo ist Linnet?«
    »Oben. Liddy bringt sie gerade zu Bett.«
    »Und wenn du sie wieder munter machst«, warf Rose streng ein, »wirst du dafür verantwortlich sein, sie nachher wieder zum Schlafen zu bringen.«
    Ran fragte: »Könnte sie nicht zum Abendessen aufbleiben?«
    »Nein, wir sind viel zu geschafft. Roger, mach dich nützlich. Dreh uns einen Joint.«
    »Hmmm. Besser nicht«, sagte Roger. Er senkte die Stimme. »Edward ist bei uns.«
    Rose stöhnte leise. »Kann er sich nicht jemand anderen suchen, dem er Vorträge halten kann?«
    Rufa schaute vom Zwiebelschneiden auf. »Nicht, Mum. Er versucht nur, freundlich zu sein.«
    »Vermutlich. Aber wenn er sich bloß mal entspannen könnte, nur einen Abend lang.«
    Edward Reculver, dessen Farm an Rans dem Untergang geweihte Morgen angrenzte, war Rufas Pate, und der beharrlichste Freund der Familie. Die Reculvers lebten schon seit Jahrhunderten als Farmer in dieser Ecke von Gloucestershire und waren zur Zeit des Bürgerkrieges mit den Hastys in Streit geraten. Die Hastys waren Royalisten, während die Reculvers für das Parlament waren. Obwohl der uralte Streit nur noch eine historische Kuriosität war, als Edward Reculver mit dem großen Mann aufwuchs, wirkte er neben Hastys geschniegeltem Kavalier immer noch wie ein grauhaariger Anhänger Cromwells. Seltsamerweise war dieser Republikaner der beste Freund des großen Mannes gewesen.
    Er hatte den großen Mann gnadenlos kritisiert, aber der große Mann hatte ihn als eine Art externes Gewissen respektiert und seinen puritanischen Ansichten mit distanziertem Interesse zugehört. Reculver bewohnte eine einsame, menschenfeindliche Welt makelloser Ordnung und Nüchternheit. Er züchtete Kräuter, recycelte jeden Fetzen und war der letzte Mensch auf Erden, der ohne Ironie Strümpfe stopfte. Alle Arten von Überfluss machten ihn misstrauisch.
    Das war nicht immer so gewesen. Bis vor sechs Jahren diente er als Offizier in der Armee. Seine Farm war verpachtet worden, und er war gelegentlich – dramatisch – in das Leben der Hasty-Kinder eingebrochen, um sie in einen Zirkus oder zu einem Weihnachtsspiel mitzunehmen. Rufa erinnerte sich lebhaft an Edwards Besuche während ihrer ganzen Kindheit, mit gebräuntem und undurchdringlichem Gesicht, von verschiedenen exotischen Brennpunkten kommend. Nach dem Falkland-Krieg war er ausgezeichnet worden und hatte eine kleine Narbe auf dem Unterarm, wo ihn in Bosnien die Kugel eines Heckenschützen gestreift hatte.
    Rufa bewunderte Edward und hatte schon immer ein wenig Ehrfurcht vor ihm empfunden. Sie hatte wie alle anderen angenommen, dass er durch und durch Soldat sei, sodass es sich, als er die Armee verließ, zunächst seltsam anfühlte, ihn die ganze Zeit in der Nähe zu haben. Der große Mann hatte sich oft gefragt, warum er die Armee verlassen hatte. War er gerade hartherzig eingestellt, sagte er: »Edward wusste, dass er es nie bis zum Colonel schaffen würde. Er ist so aufsässig, dass er sich selbst schadete.« In freundlicherer Stimmung seufzte er jedoch und sagte: »Armer alter Edward. Er hat die Armee wegen eines gebrochenen Herzens verlassen. Er kann noch immer nicht ohne sie leben.«
    In den zehn Jahren seit dem Tod seiner Frau hatte sich Edward allmählich von der Welt zurückgezogen. Rufa erinnerte sich vage an Alice: eine ruhige, blonde Frau, die auf Fotos immer etwas zur Seite geblickt hatte, sodass man sich nie richtig an sie erinnern konnte. Sie waren kinderlos geblieben, und Edward hatte keinerlei Versuche unternommen, erneut zu heiraten. Anders als der große Mann konnte er anscheinend ohne Romanzen leben. Sein Leben schien vom rechten Pfad abgekommen und
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