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Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Titel: Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
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aber nicht jetzt. Jetzt musste sie erst mal ihre Nerven beruhigen, bevor sie noch zusammenbrach. »Ich war noch nie am Pazifischen Ozean«, verkündete sie und spürte, wie sich ihre Panik etwas legte.
    Er antwortete nicht.
    Georgeanne hatte sich immer für ein perfektes Blind Date gehalten, weil sie das Blaue vom Himmel herunterreden konnte, besonders wenn sie nervös war. »Aber ich war schon oft am Golf von Mexiko«, legte sie los. »Als ich zwölf war, hat meine Oma mich und Sissy in ihrem großen Lincoln mitgenommen. Junge, war das ein Schlitten. Sissy und ich hatten uns gerade diese echt coolen Bikinis gekauft. Ihrer sah aus wie die amerikanische Flagge, und meiner war aus seidigem Bandana-Stoff. Das werde ich nie vergessen. Wir sind bis nach Dallas gefahren, nur um bei J. C. Penney’s diesen Bikini zu kaufen. Ich hatte ihn im Katalog gesehen und wollte ihn unbedingt haben. Jedenfalls stammt Sissy mütterlicherseits von den Millers ab, und die Miller-Frauen sind im ganzen Collin County für ihre breiten Hüften und ihre Elefantenbeine bekannt – nicht sehr attraktiv, aber trotzdem eine nette Familie. Einmal –«
    »Läuft das auf irgendwas hinaus?«, unterbrach John sie.
    »Ich wollte gerade darauf kommen«, erklärte sie und bemühte sich, freundlich zu bleiben.
    »Bald?«
    »Ich wollte nur wissen, ob das Wasser vor der Küste von Washington sehr kalt ist.«
    John lächelte und warf ihr einen Blick zu. Dabei fiel ihr zum ersten Mal das Grübchen in seiner rechten Wange auf. »Sie werden sich Ihren Südstaatenhintern abfrieren«, verkündete er, bevor er auf die Konsole zwischen ihnen schaute und eine Kassette herausnahm. Er steckte sie in den Rekorder, und eine jammernde Harmonika setzte jedem Versuch, sich weiter zu unterhalten, ein Ende.
    Notgedrungen richtete Georgeanne ihre Aufmerksamkeit auf die hügelige Landschaft, die mit Tannen und Erlen übersät und mit verwischten Flecken aus Blau, Rot, Gelb und natürlich Grün gesprenkelt war. Bis jetzt war es ihr relativ gut gelungen, sich von ihren Problemen abzulenken, aus Angst, von ihnen überwältigt und gelähmt zu werden. Doch ohne jede Ablenkung überrollten sie sie nun wie eine texanische Hitzewelle. Sie dachte über ihr Leben nach und darüber, was sie heute angerichtet hatte. Sie hatte einen Mann am Altar stehen lassen, und auch wenn die Ehe eine Katastrophe geworden wäre, hatte er das nicht verdient.
    Ihr gesamtes Hab und Gut befand sich in vier Koffern in Virgils Rolls-Royce, wenn man mal von der Reisetasche im Fußraum von Johns Wagen absah, in die sie am Abend zuvor das Wichtigste für ihre Hochzeitsreise mit Virgil gepackt hatte.
    Und nun war alles, was sie bei sich hatte, eine Geldbörse mit sieben Dollar und drei überzogene Kreditkarten, Kosmetikartikel, eine Zahnbürste und eine Haarbürste, eine Dose Haarspray, sechs »French Cut«-Slips mit passenden Spitzen-BHs, ihre Antibabypillen und ein Snickers.
    Das war der absolute Tiefpunkt, sogar für Georgeanne.

ZWEI
    Das Aufblitzen blauen, kristallklaren Sonnenlichts, wallendes Seegras und eine salzige Brise, die so intensiv war, dass man sie schmecken konnte, hießen Georgeanne an der Pazifikküste willkommen. Als sie den Hals reckte, um einen Blick auf das wogende blaue Meer und die schaumgekrönten Wellen zu erhaschen, bekam sie auf den Armen eine Gänsehaut.
    Möwenschreie hallten durch die Luft, als John die Corvette in die Einfahrt eines unscheinbaren grauen Hauses mit weißen Fensterläden steuerte, auf dessen Veranda ein alter Mann in einem ärmellosen T-Shirt, grauen Polyester-Shorts und mit billigen Gummi-Badelatschen an den Füßen stand.
    Sobald der Wagen rollend zum Stehen kam, öffnete Georgeanne die Tür und stieg aus – ohne Johns Hilfe abzuwarten, mit der sie sowieso nicht rechnete. Nach anderthalb Stunden Autofahrt schmerzte ihr Bustier so sehr, dass sie fürchtete, sich doch noch übergeben zu müssen. Sie zupfte züchtig den Saum des pinkfarbenen Kleids über ihre Oberschenkel und griff nach dem Reisetäschchen und ihren Schuhen. Als sie sich bückte, um ihre Füße in die pinkfarbenen Mules zu zwängen, stachen die Korsettstangen aus Metall ihr in die Rippen.
    »Großer Gott, Junge«, knurrte der Mann auf der Veranda mit tiefer, rauer Stimme. »Schon wieder eine Tänzerin?«
    Stirnrunzelnd brachte John Georgeanne zur Haustür. »Ernie, ich möchte dir Miss Georgeanne Howard vorstellen. Georgie, das ist mein Großvater, Ernest Maxwell.«
    »Nett, Sie kennenzulernen,
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